Schnapsidee…

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oder: Wie ich einmal ein ganzes Wespenvolk an die Flasche gebracht habe.

Der Urlaub ist vorbei. Zwei Bürotage liegen bereits hinter mir, das Grauen der nächsten fünf vor mir. In der vergangenen Woche, in der ich meine Freizeit vorwiegend mit Fotobearbeitung und Urlaubsnachbetrachtungen verbracht habe, blieb noch Zeit für neue Erkenntnisse und einen echten Horrorfilm.

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1. Die befürchtete Tomatenschwemme blieb ob des schlechten Wetters der letzten Urlaubswoche, die wir nicht zu Hause verbrachten, aus. Es mussten nicht nachts noch größere Mengen an Tomaten eingekocht werden. Puh!

2. Eine „Küstenwanderung“ klingt harmlos, isses aber nicht. Wer bei diesem Wort Dünen, Flachland und Watt vor dem inneren Auge sieht, ist grenzenlos naiv. Küstenwanderungen sind steil – bergauf wie bergab -, unmenschlich und benötigen Gebetsecken gegen Ende.

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3. Kuhhunde sind nicht bedrohlich, wenn sie sich auf anderen Inseln befinden. Auf Terceira, Graciosa, Pico, Flores und São Miguel begegnete uns kein einziger auf den Wanderungen. Ganz am Anfang – ich bin nicht mehr sicher, ob es auf Terceira oder Graciosa war – wurde unser Auto einmal von einem auf offener Straße angefallen. Aber da war ja der Hund draußen und wir drinnen. Puh!

4. Babyvögel sollte man, wenn sie desorientiert und verhaltensauffällig erscheinen, keinesfalls am Wegesrand herumstehen lassen. Ich habe das getan. Der Gatte erinnerte mich dafür tagelang an diesen Akt der „unterlassenen Hilfeleistung“. Er tut es selbst jetzt noch bisweilen. Hätte ich gewusst, dass wir am kommenden Tag an einer Vogelschutzstation vorbeikommen würden, hätte ich das Ding mitgeschleppt. Aber bis zur Fähre nach Corvo war mir nicht bewusst, dass es auf portugiesisch bzw. azoranisch ein Wort für Tierschutz gibt. Sorry, Vogel…

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5. Es gibt online ein Rezept für die köstlichen Queijadas da Ilha Graciosa. Ich habe es abgespeichert. Und ich habe witzigerweise sogar Förmchen, die man dafür benutzen könnte. Vielleicht kann mich bei Gelegenheit wer daran erinnern, dass ich die nachbasteln wollte?!

6. Ich habe es geschafft, alle in Gläschen und Tüten importierten Tomatensamen einzutüten. Auf den Tüten befinden sich jeweils Originalfotos der aufgenommenen Tomaten. Im kommenden Frühjahr landen die alle im Töpfchen. Für die Schwester gibt es eine zweite Kollektion.

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7. Ich kann noch ohne Tomaten oder Thunfisch kochen. Am Montag gab es warmen Ziegenkäse mit Kaktusfeige und Salat, am Freitag gab es Saltimbocca, Tomaten und Mangold und gestern gab es Nudeln mit Gorgonzola-Mangold-Soße und Lachsfilet. Dazwischen jeweils Resteküche und Tomatiges. Ein paar Tomaten warten ja dann doch auf ihre Verarbeitung…

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8. und wichtigstens: Die übelste Idee, die ich je hatte, setzte ich gestern in die Tat um. Das letzte Glas Nussschnaps sollte gefiltert werden. Keine Ahnung, was mich geritten hat, aber ich wollte das auf der Terrasse machen, um drinnen größere Kleckereien zu vermeiden. Im Ernst: Lieber das ganze Haus grundreinigen als nochmal sowas.

Ich hatte gerade meinen einzigen passenden Melittafilter inklusive Filtertüte auf das Glas gesetzt und die erste Ladung Schnaps in den Filter gegossen, als die ersten Wespen auftauchten. Ich brachte das volle Glas drinnen in Sicherheit. Als ich wieder raus kam, war der Filter von zahllosen Wespen belagert. Keine Ahnung, wo die so plötzlich alle herkamen.

Den ganzen Tag über versuchte ich, meine Superkonstruktion in Sicherheit zu bringen. Ich schaffte es irgendwann immerhin, mittels einer Grillzange und eines Grillhandschuhs meinen wertvollen Filter zu retten. Rund um die Filtertüte lagen gegen Abend allerdings etwa zwanzig sturzbesoffene Wespen, von denen der Gatte meinte, sie seien in diesem Zustand wahrscheinlich unberechenbar. Von diesem Moment gibt es leider nur ein schlechtes Handyfoto, das das wahre Ausmaß des Schreckens nur unzureichend abbildet…

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Irgendwann im Schutz der Dunkelheit schlich ich mich hinaus, um festzustellen, dass das Partyvolk sich anscheinend mühsam nach Hause geschleppt hatte. Alle Reste des Festgelages beseitigt. Gute Nacht!

Heute morgen irrten dann stundenlang alkoholsüchtige Wespen, die ich offensichtlich mit dem blöden Nusslikör angefixt hatte, suchend über die Terrasse. Jetzt – kurz vor achtzehn Uhr – lässt der Andrang etwas nach. Ich glaube, ich drehe durch.

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9. Kürbisse schaffen es nicht, innerhalb von drei Wochen von „hinter dem Haus“ bis „auf die Straße“ vorzudringen. Das war nämlich im Urlaub meine tagtägliche Befürchtung gewesen. Dass wir bei der Anfahrt einen monströsen Riesenkürbis vor dem Stellplatz rammen würden. Die Kürbisse kamen bis zur Terrasse. Und sehen wirklich gut aus.

10. Estragon sollte unbedingt, wenn man einen mehr als dreitägigen Urlaub plant, radikal zurückgeschnitten werden. Meiner hat in drei Wochen das gesamte Kräterbeet unter seine Kontrolle gebracht und einige Kräuter einfach überwuchert und getötet. Estragon – die Wespe des Pflanzenreichs!

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So. Das war’s dann auch im Prinzip. Wenn mir noch mehr einfällt, melde ich mich. Bis dahin schaue ich mal, was es heute zum Abendessen gibt.

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