Zufälle gibt’s…

Der Tag begann mit einem Donnerschlag in aller Frühe, der mich senkrecht im Bett stehen ließ. „Wäsche… Wäsche…“ Kurzes, innerliches Entspannen… Es dauerte einen Moment, bis ich im Halbschlaf in der Lage war, die Zusammenhänge zu durchschauen… Donner… Wäsche… „Wääääscheeee!!!!“

Aus dem Bett springen, den Bauherrn auffordern, umgehend das Gleiche zu tun, die Treppe runterrennen und zur Rettung der gerade getrockneten Wäsche todesmutig auf die noch nicht vorhandene Terrasse stürzen waren eins. Schnell den ersten Wäscheständer geschnappt. Rein damit! Den zweiten hinterher.

In diesem Augenblick fiel der erste Regentropfen. Innerhalb von zehn Sekunden tat dieser sich mit ein, zwei drei, ganz vielen Freunden zusammen, und alle gemeinsam ergaben einen wahren Wolkenbruch. Der Versuch, schnell noch die Folie über den Fahrrädern festzuzurren, um für alle Eventualitäten wie Hagel, Tornados und sonstige, schwerste Verwüstungen, die natürlich allesamt eine Art apokalyptische Reiter der Klimakatastrophe sind, gerüstet zu sein, endete damit, dass ich innerhalb weniger Augenblicke klatschnass war und aus Sicherheitsgründen ins Haus flüchtete. Gerade noch rechtzeitig. Direkt hinter mir taten sich alle Schleusen auf. Puh! Glück gehabt!

Weniger Glück hatte laut der „Wormser Zeitung“ ein Feuerwehrmann: „Schlimmer traf es hierbei jedoch einen Feuerwehrmann. Dieser war im Rahmen der Unfallaufnahme zur Absicherung der Unfallstelle tätig, als ein Blitz in seiner unmittelbaren Nähe einschlug. Durch die Wucht des Blitzeinschlages wurde der Feuerwehrmann verletzt und vorsorgehalber zu weiteren Untersuchungen in ein Krankenhaus verbracht.“ Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, fast vom Blitz getroffen zu werden, brachten sie den armen Mann anscheinend auch noch ins Kirchheimbolandener Krankenhaus. Erfüllt das nicht eigentlich den Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung?! Unfassbar!

O.k. – zurück in den Untertaunus. Wach waren wir jetzt schon mal. Die Zeitung lag bereits im Briefkasten und wurde ebenfalls gerettet. Die Kaffeemaschine wurde unmißverständlich aufgefordert, sofort ihren Dienst anzutreten. Der Tag begann gar nicht mal so schlecht – trotz des Weltuntergangs vor der Terrassentür.

Den Rest des Tages verbrachten wir damit, den Würfel weiter zu leeren und zu putzen, den Schreibtisch aufzubauen und  allerlei Kleinigkeiten zu erledigen. Der zweite Teil der Garderobeneinrichtung lässt unterdessen weiterhin auf sich warten. Offensichtlich gefällt es der Kommode derartig gut im Zustellpaketzentrum, dass sie gar nicht mehr weg will.

Da geht es ihr wohl wie Angie Merkel auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg. Ist ja auch ganz große Klasse, ausgerechnet von Horst Seehofer als „bestes Stück“ (Betonung auf „Stück“?!) bezeichnet zu werden. Anschließend „geloben sie“ – laut zeit-online„gemeinsam einen harmonischen Wahlkampf zu führen“. Harmonisch? Mit Seehofer? Muss das dann nicht „hormonisch“ heißen?!

Beim Versuch diese schrecklichen Parteitags-Bilder aus dem Kopf zu bekommen, wandte ich mich schließlich den Landstraßen der Vogesen zu, um mich von der superspannenden und total attraktiven Tour-de-France-Etappe ablenken zu lassen. Ich fiel nach kurzer Zeit auf dem Sofa ins Koma. Was hätte ich auch verpassen sollen? Laaaang-weiiiiii-liiiiig! Und bei verregneten Etappen kann man sich nicht mal an der Landschaft erfreuen und sich über die lästigen Radler aufregen, die die idyllischen Bilder stören.

Die Eurosportler – mittlerweile zu dritt in erbrochenem Deutsch unterwegs – überlegen stundenlang wortreich, was wohl der Grund für Sylvain Chavanels Einbruch gewesen sein könnte, statt sich Gedanken darüber zu machen, wieso eigentlich Haussler so gar nicht einbricht. Auch ein Zufall?

Aber lustig das Ergebnis. Haussler wird als erster „deutscher Etappensieger“ gefeiert, obwohl er nicht müde wird, zu erklären, dass er sich dafür viel zu australisch fühle (ard.de berichtet). Und die Süddeutsche hat mittlerweile auch einen interessanten Artikel dazu online. Zitat: „Doch Haussler wird Deutschland nun wieder den Rücken kehren, ab 2010 startet er für Australien. Die lockere Mentalität ‚liegt mir mehr‘, sagt er, doch Teammanager Thomas Campana nennt andere Beweggründe: ‚Ihm geht das ständige Doping-Gequatsche in Deutschland auf den Geist.'“


Ein weiterer Zufall, dass Haussler plötzlich wie Voigt klingt? „Dabei hat auch Haussler zuletzt im Fachblatt Radsport eine klare Linie zu überführten Ex-Kollegen wie Schumacher oder Kohl vertreten: ‚Für mich sind das Idioten, sie gehören ins Gefängnis.'“ Immerhin nur ins Gefängnis. Voigt wollte ja alle gleich auf dem Scheiterhaufen sehen.

Interessiert aber Migels, Jansch und Schulz nicht weiter. Wer „Heinrich Haussler“ heißt, muss deutsch sein. Und als Etappensieger prinzipiell irgendwie klasse. Ob er will oder nicht! Pah! Uns doch egal!

Oder eher der Tatsache geschuldet, dass Radrennen zwingend spannend bleiben müssen. Und die Ergebnisse mit Tugenden wie „Siegeswillen“ oder „Biss“ oder „Ehrgeiz“ erzielt werden. Ausschließlich! Migels will schließlich weiterhin unbedingt als Schiffschaukelbremser… ääähhh… Kettenkarussellschubser… ääähhh… Autoscooterconférencier bei deutschen Kirmesrennen unterwegs sein. Das wäre ja schlimm, wenn da das böse „D“-Thema weiter breitgetreten würde… Kein Zufall! Definitiv!

Und schließlich die Nachricht, dass Levi Leipheimer mit gebrochenem Handgelenk ausgestiegen ist. An sich nicht weiter bemerkenswert, wenn sich nicht der Ratzi-Papst auch gerade eben das Handgelenk gebrochen hätte. Ein Zufall? Wohl kaum! Denk‘ mal drüber nach, Kommode, und sieh zu, dass du morgen hier aufkreuzt! Dann habe ich wenigstens etwas Substantielles, über das ich schreiben kann.

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