Baumarkt-Differenzen

Geht das eigentlich allen so? Können Männer und Frauen vielleicht einfach nicht gemeinsam in einen Baumarkt gehen? Ein Naturgesetz am Ende?

Bei uns jedenfalls stellen sich unmittelbar nach dem Betreten unüberbrückbare Differenzen ein. Nein, eigentlich bereits vorher. Das beginnt schon auf dem Parkplatz. Während irgendeine mysteriöse Kraft den Bauherrn magisch ins Ladeninnere zu ziehen scheint, klebe ich wie magnetisiert an den Pflanzen im Eingangsbereich. „Margeritenstämmchen! Und diese neuen interessanten Geranien, die ich mag, obwohl ich Geranien gar nicht mag. Oh! Und da noch ein Rollregal voller Stauden. Warte mal…“

Doch der Bauherr will rein in den Laden. Er kann nichts dafür. Ich weiß das. Etwas hat Besitz von ihm ergriffen. Es ist ungefähr das gleiche, das vor ca. 15 Jahren Besitz von Max ergriffen hatte, als ich mit ihm zum ersten Mal bei TOYS’R’US war. Es ist etwas, gegen das man nichts tun kann. Selbst, wenn man wollte. Und es gewinnt den Kampf. Ich schleiche hängenden Hauptes hinter dem Bauherrn mit dem Einkaufswagen her. Menno. Und die Magnolien hatte ich mir nicht mal richtig anschauen können…

Hinter den Kassen biegt der Einkaufswagen mit dem Bauherren links ab. Und das, obwohl es rechts in die Gartenabteilung geht! Skandal!!! Aber der Einkaufswagen gleitet wie auf Schienen Richtung Werkzeug. Da nutzt alles Heulen und Zähneknirschen nichts. Und er zieht den willenlosen Bauherren hinter sich her. Und in ihrem Windschatten folge ich ihnen. Im Hinterkopf keimt bereits der hässliche Gedanke auf, dass die Zeit, die ich mit ihm beim Werkzeug verbringe, er anschließend auch mit mir bei den Blümchen verbringen muss. Im Baumarkt werden schließlich keine Geschenke gemacht!

Während sich der Bauherr Tagträumen über mögliche Varianten, das Tiefbeet vor dem Haus zu bestellen bzw. die steinharte Erde, die sich dort momentan befindet, zu entfernen, hingibt, stehe ich freundlich mit Rat und Tat zur Seite. Spitzhacke? Mmmmhhh… Vielleicht doch lieber ein Blick in die Leihmaschinenabteilung? Doch auch dort findet sich nichts, das irgendwie dazu taugen würde, unseren Mistboden zu sprengen und ihm ein paar Quadratmeter fruchtbaren Ackerlandes abzutrotzen. Am Ende werden wir einen kleinen Bagger organisieren oder auf die Rückkehr der Gartenmänner warten müssen. Ich schätze, das ist Moment, ab dem sich der Bauherr zügellos und ungehemmt der Illusion hingibt, einen Bagger beherrschen zu können.

Ein ausgesprochen günstiger Augenblick, um ihn unauffällig Richtung Gartenparadies abzudrängen. In der Zimmerpflanzenabteilung wird er nervös. Etwas später setzt er sich – vermeintlich unauffällig – ab, um den Sand zum Befüllen des Sonnenschirmständers zu besorgen. Gut. Ich schleife einen Sack Pflanzerde aus dem Angebot zum Wagen.

„Oooooh! Die süßen Bornholm-Margeriiiiiiten! Und was für tolle Farben!!!“ Draufstürzen, auswählen, zum Wagen schleppen, nochmal austauschen – alles eins. Im Prinzip versetzt mich das aber erst recht in eine Art Blutrausch. Wie ein Piranha mit Nasenbluten. Rechts, links, vorne, hinten – alles toll! Pflanzen! Kübel! Erde! Untersetzer!

Der Bauherr bringt mich schließlich mühsam wieder unter Kontrolle und schiebt mich entschlossen Richtung Ausgang. Das Problem: Wir müssen wieder durch die Zimmerpflanzenabteilung! Und eines dieser herrlichen Geschöpfe landet immer in meinem Einkaufswagen. Ich kann da nix für. Ehrlich… Der Bauherr flüchtet sich in Ironie. Er spürt nicht, wie mich das verletzt, dass er meine Lieblinge beschimpft. Es entstehen Dialoge wie „Die da! Die ist super. Und wirklich anspruchslos“ – „Wie könnte sie auch anspruchsvoll sein – so hässlich wie sie ist?“

Trost finde ich da wirklich nur bei einem Blick in den Wagen: vier kleine Osteospatum, eine große, ein Drachenbaum, ein Sack Pflanzerde und ein klitzekleiner Beutel Sand. Keine Spitzhacke. Kein Presslufthammer. Und auch kein Bagger!

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