Das hab‘ ich nicht verdient!

Ein Satz den man sich selbst desöfteren sagen hört. Und den man auch nicht zum ersten Mal vom Umfeld – verdient oder unverdient – zu hören bekommt. Heute war irgendwie so ein „Ach nö, nicht das auch noch…“-Tag. Es begann bereits kurz vor dem Eintreffen im Büro, als mich ein offensichtlich wahnsinniger Benz-Fahrer von rechts mit stark überhöhter Geschwindigkeit beinahe rammte. Gut… Da sagt man sich noch: „Naja, jetzt bin ich wenigstens wach…“

Die Mittagspause verlief dann störungsfrei – bis auf die Rückkehr ins Büro. Es gab prinzipiell einen freien Parkplatz vor der Tür. Wenn da nicht dieser fiese junge Mann mit seinem noch fieseren getunten Opel quer auf zwei Parkplätzen gestanden hätte. Dabei hatte er dort offensichtlich nichts zu suchen. Rauchen und Handyphonieren – das hätte man auch woanders erledigen können. Ich wollte so schnell nicht klein beigeben, oelte das Auto in Gedanken sorgfältig ein und glitt geschmeidig in die mehr als knappe Parklücke neben ihm. Keine gute Idee. Weder aus Beifahrer- noch aus Fahrertür war noch ein Ausstieg möglich.

Ich warf ihm mehrere hasserfüllte Blicke zu, die ihn eigentlich zum ordentlichen Einparken hätten motivieren sollen – war aba nüscht. Er telefonierte unbeeindruckt weiter. Bis zum Ende seines Telefonats und zum darauf wahrscheinlich folgenden Ausparken konnte ich nicht warten. Irgendwann wollte ich ja schon noch aus meinem Auto raus. Wer weiß, was er da zu besprechen hatte. Also rückwärts wieder raus aus der Parklücke. Und dann warten. Irgendwann entfernte sich dann das Auto auf seiner anderen Seite und ich konnte dort „andocken“. Ich fixierte ihn zwar beim Aussteigen, aber er schaute ostentativ in die andere Richtung. Da ich wusste, dass seine Fahrerscheibe heruntergekurbelt war, grunzte ich zumindest noch eine eindeutig dem restringierten Code entstammende Beleidigung in seine Richtung.

Beim Ausparken nach der Arbeit fand ich mich dann von einem querstehenden, güldenen Benz, der von einem Fahrer, der offensichtlich das erste Jahrhundert seiner Lebenszeit bereits erfolgreich hinter sich gebracht hatte, blockiert. Der reichlich mitgenommene Spätrentner schleppte sich dann auch einfach unter meinen Augen von dannen, ohne sich weiter für meine Feierabendplanung zu interessieren. Danke auch! Bis er seine arthritischen Gebeine wieder zum Auto geschleppt, dieses umständlich auf einer Briefmarke (Wohlfahrtsmarke?) gewendet und den Parkplatz verlassen hatte, waren die ersten zehn Minuten meiner überaus wertvollen, abendlichen Freizeit bereits vergangen.

Anschließend war ich derartig wütend, dass ich die Autobahnabfahrt verpasste und grässliche Umwege fahren musste, die meine Laune auch nicht wirklich verbesserten. Muss ich wirklich erwähnen, dass ich nach einem Shopping-Zwischenstopp hier meine Situation erneut verschlimmerte, indem ich in die falsche Richtung auf die Autobahn auffuhr? Nein. Muss ich wohl nicht. Wirft ja irgendwie auch ein schlechtes Licht auf mich. Und regt mich sogar jetzt noch beim Schreiben auf. Wider jede Vernunft traf ich dann tatsächlich doch noch irgendwann zu Hause ein. Man fasst es nicht. Immerhin bin ich heute sicher nicht die Einzige, die bei einem „Das hab‘ ich nicht verdient!“ von Herzen genervt aufgestöhnt hat.

Zumindest Jörg Kachelmann dürfte sich das auch seit drei Tagen sagen. Es sei einmal dahingestellt, ob der gegen ihn erhobene Anklagevorwurf berechtigt oder unberechtigt ist – die Frage ist doch: Wer hat es verdient, als Angeklagter in einer Gerichtsverhandlung zu sitzen, von der Alice Schwarzer für die Bild berichtet? Richtig! Niemand! Das ist menschenunwürdig. Die Tatsache an sich wirft jedoch weitere Fragen auf: Warum tut sie das? Warum tut die Bild das? Und: Macht Fernsehen (besonders: Teilnahme an Günther-Jauch-Spielchen) vielleicht wirklich blöd – und zwar die vor den Kameras und nicht die vor den Bildschirmen, wie bisher vermutet? Dafür sprächen immerhin auch eine Reihe weiterer auf der Hand liegender Beispiele, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen möchte.

Der Stern stellte bereits vor einer Woche zu den erstgenannten Fragen Vermutungen an. Die Schlussfolgerungen scheinen mir nur leider nicht ganz treffend. Zitat: „Die Symbiose Schwarzer-‚Bild‘ ist alles andere als symmetrisch: ‚Bild‘ ist das Wirtstier, Alice Schwarzer der Putzerfisch.“ Wenn man schon zwingend eine Metapher verwenden muss, drängt sich doch schlussendlich eine wesentlich passendere auf: „‚Bild‘ ist der Müllberg, Alice Schwarzer die Ratte“. Wann dürfen wir sie eigentlich im „Dschungelcamp“ erleben? Kann nicht mehr lange dauern, oder? Für die „gute Sache“ natürlich. Um das RTL-Stammpublikum für Frauenrechte zu sensibilisieren.

Los, Bauherr, hol‘ Bier!

4 Kommentare

  1. Frau Schwarzer und das Pornoblatt. =) Allerdings wirken ihre Erkenntnisse zum Fall Kachelmann doch relativ lahm im Vergleich zum „schockiert-faszinierten“ Brainwichs von joaquins Freundin:
    https://www.bild.de/BILD/news/2010/09/12/joerg-kachelmann-prozess/thea-dorn-zwei-verlorene-im-labyrinth-der-lebensluegen.html

    Die Ferres des deutschen Literaturbetriebs hat mit der BamS ja ganz offensichtlich das ihr entsprechende Medium gefunden. Dass sie sich zum Schluss nicht entblödet, zur Bestätigung ihres Elaborats
    Rammstein zu zitieren, ist das Sahnehäubchen. 😀

    1. „die ferres des deutschen literaturbetriebs“ – das habe ich fast wortwörtlich gesagt, als sie bei illner saß 😀

      wer sich einen solchen künstlernamen aussucht, der ist ja ohnehin schon des intellektuellen nullnummerntums hochverdächtig, aber was sie da neuerdings bei ihren streifzügen durch die tv- und
      yellow-press-niederungen von sich gibt spottet jeder beschreibung. andererseits hat man mal wieder jemanden, der einem so richtig ordentlich auf die nerven geht, und bei dem man sich nicht fragen
      muss, ob man vielleicht doch unfair ist. nö. unfair gibt’s nicht bei fiesen bemerkungen gegen frau adorno. das kann man guten gewissens so feststellen 😀

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