Der Bohlen unter den Dohlen

Ja, er war wieder da. Der Eichelhäher. Der Westerwelle unter den Vögeln. Oder eben – wie meine Lieblingskollegin daraufhin meinte – der „Bohlen unter den Dohlen“. Das charakterisiert ihn wirklich absolut treffend. Er landete mal wieder mit ganz großem Tam-tam. Die Meisen, Spatzen und anderen Kleinvögel hatten unverzüglich und widerspruchslos den Abgang zu machen, als er sich unseren Erdnüssen näherte. Bis auf eine winzige, aber äußerst renitente Blaumeise verabschiedete sich die ganze peinliche Gesellschaft auch unverzüglich. Die Blaumeise wurde daraufhin äußerst aggressiv angeflogen und höchstpersönlich in die Flucht geschlagen. Super, Eichelhäher! Ganz groß!

So langsam wünsche ich mir einen zweiten bösen Vogel, der es dem Eichelhäher mal so richtig zeigt. Einen, der stärker ist. Und richtig abgrundtief gemein. Und der Eichelhäher hasst und Meisen mag. Gibt es einen derartigen Vogel? Ich würde ihn auch irgendwo abholen und anschließend wohlbehalten wieder zurück bringen. Versprochen!

Irgendwie war heute ohnehin ein sehr vogelreicher Tag. Die Kamera hatte ich im Büro dabei, weil eine meiner Kolleginnen letzthin bei einem einsamen langen Dienst ein Eichhörnchen an der Futterstelle entdeckt hatte. Das sollte mir natürlich nicht entgehen. Wie erwartet tauchte es aber heute nicht auf. War ja irgendwie klar.

Dafür erschienen aber diese Beiden: eine Nicht-Kohlmeise-nicht-Blaumeise und ein Nicht-Spatz in Gesellschaft etlicher Spatzen. Bei der Meise tippe ich mal auf eine Tannenmeise, der Nicht-Spatz scheint ein Grünling-Weibchen zu sein, dass sich in einer schweren Identitätskrise befindet, also eigentlich ein Fink.

Kommt noch die Amsel hinzu, die sogar einmal ausnahmsweise auf einem Zweig Platz nahm, statt wie üblich außerhalb meines Blickfeldes am Boden herumzukreuchen, und der Schwarm Stare, der mich bei meiner Heimkehr vor dem Küchenfenster erwartete. Ich habe 18 Vögel gezählt, wovon allerdings einer ein etwas desorientiertes Amsel-Männchen war.

Mein einziges Identifikationsproblem momentan betrifft einen wirklich sehr hübschen Vogel, der neuerdings hier zu Hause auftaucht. Am Sonntag saß er z. B. auf dem Zaun vor meinem Küchenfenster. Ich tippe mal auf eine Meise. Die Größe stimmt ungefähr, die Kopfzeichnung ebenfalls, aber er ist irgendwie komplett schwarz-weiß. Und als ich mit der Kamera herbeieilte, war er wieder weg. Das ist mir bereits ein paar Mal passiert. Das Mistvieh erwische ich irgendwie nicht.

Und während dieser ganzen ornithologischen Betrachtungen ist der zu erwartende Wolkenkratzer auf dem benachbarten Grundstück gottlob nicht so weit gediehen, dass wir bereits am kommenden Wochenende den Feldbergblick verstellt haben werden. Momentan sieht es eher aus, als ob ein zweiter Feldberg darauf errichtet werden soll. Mal gespannt, ob die Baufirma mit den Arbeiten zuerst am Keller des Hauses oder an der Asphaltierung der Serpentinen beginnt. Vielleicht ein Radfahrer, der ein Trainingsgebiet direkt vor der Haustür haben möchte?

2 Kommentare

    1. oh! hübsches rotkehlchen! gleich mal wollreste zusammensuchen 😀

      gut… das mit dem amselmännchen ist etwas doof formuliert. an alle amselmännchen: ja! ihr seid vögel! aber ihr seid keine stare. nicht mal für dieter bohlen. nicht mal für andy warhol (also
      nicht mal für die berühmten „fifteen minutes of fame“). lasst euch nix erzählen. deutschland sucht nicht den super-star. nicht wirklich jedenfalls – hoffe ich 😀

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