Die Einsamkeit der Pfingstrose

Im vergangenen Jahr haben wir insgesamt sieben Pfingstrosen gesetzt. Alle kamen nach dem Winter wieder – die einen heftiger, die anderen harmloser. Aber nur eine einzige hat eine Blüte angesetzt. Und die ist heute aufgegangen. Da sollte aber im kommenden Jahr deutlich mehr drin sein.

Die erste Dahlie hat auch das Licht der Welt erblickt. Ich gehe allerdings davon aus, dass die nicht sehr lange allein bleiben wird. Da es noch freien Platz im neu angelegten Dahlienbeet gab, habe ich heute nochmal einen 5er-Beutel zum halben Preis (-,99 €) bei hagebau mitgenommen. Damit sollte das Dahlien-„L“ vor den Tujen und den Stellplatzrhododendren jetzt komplett sein.

Gar nicht so einsam ist derzeit der „Killer-Keim EHEC“ (O-Ton BILD), an anderer Stelle im gleichen Blättchen von den Freunden gepflegter Schwachsinns-Doppelwort-mit-Bindestrich-Neologismen auch „Horror-Keim“ oder „Blutdurchfall-Bakterium“ genannt. Da bin ich aber wirklich froh zu hören, dass H5N1, H1N1, BSE und wiesienichtalleheißen endlich einen würdigen Nachfolger gefunden haben. So langsam geriet man ja schon in Panik, weil sich kein anständiger Infektionserreger mehr für uns interessierte. Da fühlt man sich so unattraktiv irgendwie…

Aber das ist ja jetzt gottlob vorbei. „Die EHEC-Welle überrollt Deutschland“. Endlich wieder etwas Megagefährliches, Bedrohliches, vor dem das Robert-Koch-Institut warnen kann. Dass in den letzten Tagen offiziell bestätigt wurde, dass es in drei der sechs Fukushima I-Reaktoren bereits kurz nach dem Erdbeben zur Kernschmelze kam, lockt mittlerweile eh niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Genauso wenig wie die „Beseitigung“ der Oelpest im Golf von Mexiko – ein wahrer Geniestreich von Oelkonzern und USamerikanischer Regierung. Kratzt bloß keinen. Seltsam.

Dafür hat BILD ja noch eine weitere, total erschreckende Meldung: „Asche-Monster bedroht unseren Urlaub“.  Grímsvötn, was erlaube?!?! Dabei ist das doch alles nur halb so schlimm. Denn wer will schon mit einer Horde ebenfalls infizierter Mitreisender zusammen auf ein winziges Flugzeugklo angewiesen sein, wenn er gerade akut unter „fleischwasserfarbigem oder blutigem Durchfall“ (Zitat: BILD-Experte Dr. Thomas Meier) leidet? Also ich sicher nicht! Dann lieber zu Hause bleiben und auf den ohnehin vom gemeinen Asche-Monster bedrohten Urlaub sch… ääähhh… verzichten.

Dr. Meier stimmt dann auch gleich für die forschenden Pharmaunternehmen lauthals ein Lied an: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Keim der Herrlichkeit…“ Und zwar mit der Antwort auf die letzte BILD-Frage „Kann ich mich impfen lassen?“ – „Nein, einen Impfstoff gibt es nicht.“ Waaas?! Na, da wird es aber höchste Zeit! So forscht denn eilig, forschende Pharmaunternehmen, auf dass ihr uns wieder einen sauteuren, aber überflüssigen Impfstoff verkaufen könnt. Hurtig, hurtig, bevor die mühsam selbstgebastelte Panik nachlässt.

Und dabei bleiben dann die wirklichen Gruselstories auf der Strecke: das „VolksFrühstück mit Thomas Hellmer und ARAL“, „Hansi (Hinterseer) versetzt Tiroler Berge für Sie!“ und „Sind die niedlichen Schlümpfe alle Nazis?“. Wo bleibt eigentlich der Impfstoff gegen VolksMusik? Und warum beunruhigt galoppierender Schwachsinn das Robert-Koch-Institut nicht?

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