Eigentlich, ja eigentlich…

Eigentlich dachte ich gestern Abend, als ich das letzte Walnusseckchen durch die Kuvertüre gezogen hatte, das Thema Weihnachtsbäckerei sei damit beendet. Zumindest für dieses Jahr. Weit gefehlt! Eben fiel mir ein, dass ich der Lieblingskollegin deren Lieblingsplätzchen versprochen hatte. Und die lagern noch gar nicht im HWR. Mist!

Prinzipiell macht mir das ja wirklich Spaß, aber nach fünf Tagen in der Küche – die i. ü. jetzt dringend einer Grundreinigung unterzogen werden muss – hält sich die Begeisterung in überschaubaren Grenzen. Und dabei hatte ich auch komplett vergessen, dass die große Eiweißvernichtung in Form von Baisers noch nicht stattgefunden hat. Noch ein Backtag also. Der sechste. Grrrr…

Gestern hatte ich noch eine größere Menge Vanillekipferl für den Chef produziert. Ohne die geht Weihnachten gar nicht. Mein Standardrezept hatte ich hier schon mal verbloggt. Ich forme die Dinger übrigens nach wie vor von Hand, weil sie einfach besser aussehen als die aus diesen Formblechen. Und denen traue ich auch irgendwie nicht so recht.

Anschließend ging es an die Walnusseckchen. Das Rezept gab es schon mal hier. Diesmal habe ich englische Orangenmarmelade genommen, was sich als wirklich ausgesprochen gute Idee erwies, und mit einer kurzen Seite durch Kuvertüre gezogen. Das gab ihnen den letzten Schliff.

Mir gab es den Rest, weil ich vorher 300 Gramm Walnüsse erst knacken und dann hacken musste. Und da die moselanischen Walnüsse – von Muttern handverlesen – in diesem Jahr ziemlich klein waren, dauerte das über den Daumen gepeilt eine Ewigkeit.

Anschließend brutal mit dem Fleischklopfer darüber herzufallen, verschaffte mir dann eine billige Befriedigung. Arme Nüsse! Als die Dinger dann endlich abgebacken, ausgekühlt, geschnitten und schokoliert waren, sank ich nur noch entkräftet aufs Sofa. Unter die Narkosedecke. Sie wirkte.

Und dann habe ich zwei Tüten getrocknete Sauerkirschen geschnippelt und in Kirschwasser eingelegt. Auch kein Spaß. Also für die Kirschen schon, aber nicht für mich. Ziemlich klebrige Sache.

Daraus sollten Schoko-Kirsch-Hörnchen nach diesem Rezept werden.

Allerdings wechseln die ja traditionell in jeden Jahr ihre Form. Was als Hörnchen begonnen hatte, wurde zur Schoko-Kirsch-Stange und dann im letzten Jahr zum Schoko-Kirsch-Taler. In diesem Jahr versuche ich es mit Schoko-Kirsch-Löffeln. Nachdem ich bei Instagram daran erinnert wurde, dass ich ja vor einiger Zeit ein Löffelausstechförmchen gekauft hatte, sollte es nun endlich auch einmal zum Einsatz kommen.

Im Prinzip eine Spitzenidee. Im Prinzip. Wie so vieles. In der Praxis erwies sich der Teig als nahezu unausstechbar – wegen der Kirschstückchen. Nach zweieinhalb Blechen Löffelchen gab ich auf, rollte den Rest und schnitt ihn in die Talerform des letzten Jahres. Die Kollegin kriegt dann die Taler. Sie weiß ja nicht, dass man daraus unter Blut, Schweiß und Tränen auch Löffel machen kann. Und sie wird es hoffentlich auch niemals erfahren.

Danach sah ich Land. Blöderweise strandete ich mit einigen übrig gebliebenen Eiweißen im Handgepäck. Und im Gefrierschrank waren noch weitere, die von der exzessiven Eisherstellung der letzten Monate übrig geblieben waren. Die kann man nämlich super einfrieren – wenn man dann irgendwann eine riesige Menge Baisers herstellen möchte.

Was heißt schon „möchte“. Manchmal bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Und die Eiweiße unserer guten Bioeier von glücklichen Hühnern wollte ich auch wirklich nicht einfach entsorgen.

Also werden morgen – sozusagen als fluffig-luftiges Häubchen auf dem Backmarathon der letzten Tage – ein paar Bleche Baiser vor sich hin trocknen, während ich die Küche in einen menschenwürdigen Zustand zurück versetzen werde. Ach menno. Und dann ist der Urlaub vorbei.

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