Ein ‚wunderbarer‘ Tag

Heute war ja wieder Pferdchen-Tag angesagt. Zum Grand Prix mit Totilas begleitete mich dann der Bauherr. Freiwillig. Und wie zu erwarten war, hatte der „Wunderhengst“ Menschenmassen angezogen. Unsere Plätze mussten wir mal wieder räumen lassen, als wir eintrafen. Seltsame Security-Menschen, die da in Nadelstreifen herumstanden, wirklich sehr nett waren, aber im Prinzip jeden auf die ausverkaufte Tribüne ließen. Mmmhh…

Um es kurz zu machen – aus Rücksicht auf eventuelle Leser ohne „Wendy“-Abo: Der Wunderhengst patzte und kam auch ansonsten irgendwie nicht richtig in Schwung. Mistral mit Laura Bechtolsheimer und Valentino mit Hubertus Schmidt zeigten ihm, wie’s richtig geht. Trotzdem war er irgendwie wundervoll anzusehen. Schönes Pferd. Vielleicht läuft es ja morgen besser.

Während des Grand Prix trieb unser Sitznachbar – der lebende Beweis dafür, dass auch Erwachsene an ADHS erkranken können – den Bauherren mit Beinwippen, auf dem Stuhl herumrutschen und permanentem Handygefummel in den Wahnsinn. Es war nicht einfach. Selbst für mich nicht, die ich den Bauherren als Puffer zwischen ihm und mir hatte.

Nach der Siegerehrung marschierten wir Richtung Springreitparcours und sahen uns die Hüpferei ein wenig an. Irgendwann machte sich der Bauherr dann allerdings auf den Heimweg und ließ mich allein zurück. Tine, die eigentlich seinen Platz bei der Flutlichtkür einnehmen sollte, hatte mich ja bereits mittags für ein Stück Pizza verraten und verkauft. Höhö.

Nachdem ich nun also einsam und allein im Biebricher Schlossgarten zurückgeblieben war, warf ich noch einen nicht sehr interessierten Blick auf die Voltigierprüfung. Die Einzelprüfung der Herren übte sportlich auf mich in etwa die gleiche Faszination aus wie rhythmische Sportgymnastik oder Synchronschwimmen der Herren. Kerle in Anzügen wie die Lena-Tänzerinnen beim diesjährigen Grand Prix-Auftritt turnten auf Pferden herum. Der Sieger kam aus Tschechien und hatte Musik von Karel Gott gewählt. Mein Fall war das nicht.

Um 21 Uhr startete dann endlich die Flutlicht-Kür. Pünktlich saß die Frau der Nervensäge wieder neben mir. Ich hoffte kurz, dass er den Heimweg angetreten hatte, aber die Hoffnung trog. Etwas verspätet traf er ein. Stinksauer. Und das war dann auch der Augenblick, indem ich wieder an göttliche Gerechtigkeit zu glauben begann. ‚Das Wunder in der ersten Reihe‘ sozusagen! Er hatte sich verspätet, weil man zwischen den beiden Dressurprüfungen sein Auto abgeschleppt hatte. Ja! Ja!! Ja!!! Er war total erbost und zeigte mir Handyfotos vom in Büschen verstecken Parkverbotsschild. Ich nickte verständnisvoll – und machte eine innerliche Becker-Faust! Sein anschließendes, dreistündiges Gewippe, Gezappel und Generve konnte mir mein Dauergrinsen auch nicht zerstören. Yesss!

Die Kür gewann dann wieder mein herrlicher Spanier Fuego de Cardenas. 78,825 % waren dann ja auch kein übles Ergebnis. Andretti H mit Laura Bechtolsheimer und der schöne Le Noir mit Uta Gräf landeten auf den Plätzen zwei und drei. Der Sieg war verdient. Der Spanier tanzte Flamenco. Toll. Nett auch – um mal in Baseball-Termini zu bleiben – der At-bat-Song von Le Noir: „Men in Black“. Mein andalusischer Freund Rubi landete immerhin auf Platz sieben. Ich war zufrieden. Der Blick auf die Uhr verriet: Mitternacht vorbei! Ab in den Shuttlebus, ins Auto und nach Hause. Bildbearbeitung wird auf morgen verschoben. Nur ein Totilas-Foto ist heute noch drin. Von hinten. Mehr gibt es morgen. Oder so.

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