„Früher war mehr Lametta…“

Das mag wohl sein, aber wir hatten welches. Und keine grünen Äpfel, sondern rote und goldene Kugeln. Irgendwie stehe ich an Weihnachten auf rot-gold. Gewohnheitssache – vermute ich. Der Tag selbst verlief allerdings vollkommen anders als gewohnt bzw. geplant. Und das trotz akribischer Vorbereitung. Manche Dinge kann man halt nicht planen. Das Wetter zum Beispiel.

Beginnen wir aber erst einmal beim gestrigen Tag, der auch nicht gerade ereignislos verlief. Nachmittags begann ich mit den Vorbereitungen für das für heute geplante Weihnachtsessen. Und als ich gerade beginnen wollte, die nicht wirklich überschaubare Menge an Wurzelgemüse für den Soßenansatz zu schnippeln, bekam ich mein erstes Geschenk. Vor (!) der Bescherung. Ein Traum von einem Chefmesser! Es erleichterte mir die Schnippelei ungemein. Bauherr weiß, was Frauen wünschen! Das Ergebnis des Testlaufs sah so aus.

Anschließend ging es an die deutlich unangenehmere Vorbereitung der Vorspeise. Dazu nur soviel: Wenn es nicht so lecker wäre, hätte ich es zwischendurch komplett im Komposter verklappt. Ätzend. Wirklich ätzend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Am Ende schaffte ich es dennoch. Und ab da, wo der ätzende Teil erledigt ist, liebt man es sehr. Ich zumindest. Und der Bauherr auch. Wir beschlossen, Quoten einzuführen, damit es das mal wieder geben wird. Auch ohne kirchliche Feiertage.

Schließlich ging es ans Baumaufstellen. Über Nacht war unser Schätzchen in der Dusche schön vor sich hingetaut. Wir schafften ihn eingenetzt ins Wohnzimmer, steckten ihn in den Ständer und schnitten das Netz auf. Schön sah er aus – bis auf die halbe Birke, die über ihn verteilt war. Nach Abschütteln und Herausfriemeln war er dann allerdings perfekt. Das Schmücken ging flott von der Hand. Und die Entscheidung war richtig gewesen. Wirklich ein toller Weihnachtsbaum. Einer, den man so richtig mit Christbaumschmuck und Lametta zuballern konnte. Schöööön!

Es nahten das Abendessen und die Bescherung. Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn und angesichts der bevorstehenden Extrem-Küchenarbeiten des kommenden Tages gab es mal wieder Räucherlachs-Kartoffelauflauf (Rezept hier). Die Bescherung brachte mir einen weiteren, wichtigen Gegenstand ein, der mir am kommenden Tag sehr von Nutzen sein würde. Max überreichte mir meinen Traum-Mörser. Nachdem alle satt und zufrieden waren, sollte es eigentlich zur Christmette nach Idstein gehen. Zumindest hatten wir das um 22 Uhr noch fest eingeplant.

Um 22:30 Uhr verließen wir das Haus, bestiegen des Bauherren Auto und versuchten die Scheiben frei zu bekommen. Um sich ein Bild vom Zustand des Autos zu machen, hilft eventuell ein Foto des Puntili-Seitenfensters.

Im Prinzip handelte es sich um eine Effektglas-Scheibe. Oder um eine zweite Scheibe über der eigentlichen Scheibe. Und die ließ sich nicht so leicht entfernen. Versuche mit dem Eiskratzer waren wenig effektiv. Schließlich setzten wir uns in den Wagen, ließen den Motor laufen, schalteten das Gebläse auf „volle Kanne“ und warten. Als wir gegen 23 Uhr die Scheiben soweit enteist hatten, dass ein Fahrversuch gewagt werden konnte, versuchten wir, das Grundstück zu verlassen. Bereits an der ersten Kurve war klar, dass das hier nichts werden würde. Kontrolliertes Fahren war absolut unmöglich. Wir schlitterten einmal um den Block, schwitzten und kicherten abwechselnd dabei und stellten das Auto schließlich wieder ab. Blöd, aber es sollte wohl nicht sein.

Heute ging es dann frühmorgens bereits wieder ans Werk. Die Vorbereitungen fürs Weihnachtsmenue liefen auf Hochtouren, als nach einigen Telefonaten um 10 Uhr feststand: Unsere Gäste würden nicht kommen können. Drecksschnee! Da stand ich nun ziemlich verzweifelt inmitten von geschnippeltem Gemüse, vorbereiteten Beilagen und Leckerchen und mit einer Menge köstlichen Fleischs, das wir niemals zu dritt würden essen können. Nach weiteren Telefonaten wurde das Essen schließlich auf morgen verschoben. Bis dahin sollte die Anreise der Gäste ohne weiteren Neuschnee wohl gelingen. Glücklicherweise ermöglichen es die Außentemperaturen an Weihnachten ja meist, eine Menge Lebensmittel auf der Terrasse zu lagern. Kühlschrank und Gefrierfach hätten das nicht geschafft.

Am Ende bereitete ich aus Teilen des Menues etwas Leckeres für Drei zu, das im Prinzip einem Testlauf für morgen gleichkam. Allerdings ohne Vorspeise und mit einem etwas reduzierten Dessert. Der Testlauf gelang. Hoffen wir, dass es morgen in vollem Umfang ähnlich lecker sein wird. Die Vorräte sollten jedenfalls noch ausreichen.

Eine Dreiviertelstunde des Nachmittags investierte ich dann anschließend in die Enteisung meines Puntilis. Bevor der ein oder andere Leser in Entsetzensschreie ob des unglaublichen Schadstoffausstoßes durch Laufenlassen des Motors und der Heizung ausbricht: Ja. Ich weiß. Aber es gab keine andere Lösung. Ehrlich. Enteiser brachte nichts – und ob der am Ende umweltfreundlicher ist, weiß man ja irgendwie auch nicht. Und: Das Puntili stand seit zwei Tagen. Und ich brauche es am Montag morgen in voller Leistungsbereitschaft. In seinem fortgeschrittenen Alter klappt das nicht ohne einen gewissen Vorlauf. Ich hoffe, es springt Montag um 6 Uhr an. Die Scheiben sind jetzt jedenfalls frei.

Und nachdem ich mich bereits heute auf die Gäste gefreut hatte, die hoffentlich morgen kommen werden, begebe ich mich dann jetzt mal ans Finish für den morgigen Tag. Hoffen wir mal, dass alles klappt!

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