Great expectations

„We can be heroes, just for one day,
We can be us, just for one day…“ – David Bowie

Da hat Judith Holofernes von „Wir sind Helden“ doch echt cool reagiert. Sie hat das Angebot der BILD-Werbeagentur Jung von Matt auf der „Helden“-Homepage veröffentlicht. Und gleich ihr Antwortschreiben angehängt. Ich nehme ihr ihre Empörung durchaus ab. Und sie hat natürlich vollkommen recht, wenn sie sagt „Ich glaub‘, es hackt!“

Im Prinzip frage ich mich schon seit geraumer Zeit, warum sich einige der „Prominenten“ für diese wirklich widerliche Kampagne verkauft haben. Für einige habe ich mich geschämt und meine Meinung über sie revidiert. Bei den meisten der Herrschaften hat es mich am Ende nicht wirklich gewundert. Passt scho‘ – sozusagen. Da konnte man auch nicht mehr erwarten als das.

Umso schöner, dass endlich wer diesen Mist mit einem geharnischten Kommentar ans Licht der Öffentlichkeit zerrt. Danke, Judith Holofernes! Seitdem feixte man halt still vor sich hin, weil mal jemand sich traute, den Hammer auszupacken. Grauselig wurde es dann heute in der Printausgabe der taz.

Da gibt es nämlich ein kuscheliges Duz-Interview mit Judith (in der Online-Ausgabe hier zu lesen). Und was macht die taz parallel?! Sie bringt eine BILD-Anzeige zum Interview (Hand aufs Herz – was kostet deine Selbstachtung, taz?), in der der offene Brief abgedruckt wird, und die mit den höhnischen Worten „Bild bedankt sich bei Judith Holofernes für ihre ehrliche und unentgeltliche Meinung“ schließt. Und auch hier ist es wieder wie bei den Bushaltestellenplakaten: Man hat natürlich vom „Angst-Hass-Titten-und-der-Wetterbericht“-Blättchen nicht mehr als eine derart schwache Payback-Leistung erwartet. Wenn ich allerdings ein taz-Abo hätte, was ich nie hatte, wäre das der Tag gewesen, es zu kündigen. Definitiv!

In diesem Zusammenhang („Was kostet eigentlich deine Selbstachtung?“) war übrigens auch die Anne-Will-Sendung zum Thema „Doktor Guttenberg – alles nur geklaut?“ recht erhellend. Dr. (!) Dieter Wedel entblödete sich, die Behandlung von Guttenbergs Promotionslüge durch die Öffentlichkeit als „Pogrom“ zu bezeichnen. Eine unglaubliche Dummdreistigkeit, die meines Erachtens übrigens bisher viel zu wenig Erwähnung fand. Gut… Der Mann hat auch mal einen Satz wie „Sie ist nicht nur eine der talentiertesten und teuersten deutschen Schauspielerinnen, sondern auch ein absolutes Quotenwunder!“ in Bezug auf Frau Ferres von sich gegeben. Allein die Adjektivkombination ist widerlich. Womit wir wieder bei „Wen wundert’s?“ wären.

Sensationell allerdings auch der Abscheu, mit dem Dampfplauderin Alice Schwarzer die „Hetzjagd“ auf zu Guttenberg „brutalst möglich“ verurteilte. Dabei empfand ich das alles nicht mal als halb so schlimm wie die Hetzjagd, die Alice Schwarzer selbst (mit der BILD im Rücken) auf den Kachelmann veranstaltet hat. Das Urteil ist übrigens immerhin noch nicht gefällt, wohingegen seit heute selbst der aus der Versenkung aufgetauchte Doktorvater Häberle (Beispiel: sueddeutsche.de) die in der Dissertation gefundenen „Mängel“ als „schwerwiegend und nicht akzeptabel“ bezeichnete.

Was ich allerdings niemals geglaubt hätte, war, dass ich in diesem Leben nochmal einer Meinung mit Annette Schavan sein könnte. War ich aber heute. Nur kurz, aber immerhin. Sie gab nämlich in einem Interview mit der SZ zu, dass sie sich ’nicht nur heimlich schäme‘. Geht doch! Lustig auch, dass die BILD gleich wieder drauf haut: Dong! Ist das mit Angie abgesprochen?

Die Krone setzt diesem – übrigens wettertechnisch absolut perfekten – Tag allerdings ein BILD-Kommentator auf. Nein! Nicht der delirierende F.J., sondern diesmal mein spezieller Freund Hugo Müller-Vogg mit seinem grandiosen Meisterwerk „Wer schützt uns vor den Billigarbeitern?“ Man fasst es nicht. Wer schützt uns eigentlich vor den Arbeitgebern? Oder vor Müller-Vogg? Ich kommentiere das jetzt mal einfach mit einem kontextfernen Holofernes-Zitat:

„Hol‘ den Vorschlaghammer!“ – Wir sind Helden

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