Non placet

Nein, es erfreute den Bauherrn ganz und gar nicht, wie der heutige Tag verlief. Schon meine beim ersten Kaffee des Tages geäußerten Pläne stießen auf ein Grummeln der Mißbilligung. Möbelhaus… Gartencenter… Öhemmmm… Mmmmhhhmmm…

Dabei war ich persönlich echt begeistert von der Aussicht, nach einem Schlafsofa für mein Zimmer zu suchen, durch weihnachtlich dekorierte Wohnaccessoires-Abteilungen zu schlendern und in Weihnachtssternen und Ilex zu schwelgen. Am Ende fügte er sich. Was blieb ihm auch anderes übrig? Man hat es schon schwer als Mann!

Durch dichte Nebelfelder ging es Richtung Äppelallee, um als erste Station des Kreuzwegs – mal wieder – Mann Mobilia anzusteuern. Ich gebe es ungern zu, aber es war wirklich nicht die reine Freude heute. In der Schlafsofa-Abteilung mussten wir die Gespräche eines blasierten und dämlichen Mutter-Tochter-Gespanns ertragen, von denen die Mutter bemüht war, sich vor allem dem Verkaufspersonal gegenüber herablassend-hochherrschaftlich zu gebärden, während die Tochter offensichtlich beschlossen hatte, als billiges Flittchen durchs Leben zu gehen.

Der Rock so kurz wie der Verstand, der Ausschnitt so tief wie der Marianengraben – keine günstige Aufmachung zum Sofakauf. Mein Augenrollen wurde vom Bauherren mal wieder als Stutenbissigkeit fehlinterpretiert. Ich machte mir nur Sorgen um das kleine Luder. Was da alles passieren kann, wenn man sorglos in dieser Aufmachung durch die Gegend läuft. Und es wird ja so früh dunkel. Und ist auch ganz schön frisch draußen. Von Vergewaltigung bis Blasenentzündung ist da alles drin!

Am Ende gaben wir es auf. Unser Sofa stand da definitiv nicht. Der Bauherr fragte sich bereits, wer ihm die Lebenszeit wohl ersetzen möge, die er sinnloserweise mit erfolglosen Möbelhausbesuchen vertrödeln würde, während ich mich bereits auf den Schnickschnackslalom im Untergeschoss freute.

Auf dem Weg zur Kasse belud ich mich mit einer Packung Weihnachtsbaumkugeln und einem Satz Whiskeygläsern, auf deren Preis von ca. 23,- € ich mir noch den aus dem Prospekt ausgeschnippelten 10,- €-Gutschein anrechnen ließ. Ein Schnapper! Der Tag war schon mal gerettet und der Bauherr etwas milder gestimmt. Die Gläser waren immerhin für ihn und seinen Freund Paddy bestimmt.

Wo wir schon mal in der Nähe waren, mussten wir natürlich noch zu Pflanzen Kölle. Der Bauherr trug es mit erstaunlicher Gelassenheit. Pflanzen scheinen eine deutlich beruhigendere Wirkung auf ihn zu haben als Dekorationsabteilungen.

Bei Kölle selbst sah ich ihn allerdings immer nur kurz, da er es vorzog, allein seine Runden durchs Grün zu drehen – besonders als es Richtung „Weihnachtsmarkt“ ging.

Männer verstehen einfach nicht, dass man sie zur Entscheidungsfindung in solchen Situationen dringend benötigt. Dabei geht es nicht darum, ihre Meinung in die Entscheidung mit einzubeziehen, sondern ausschließlich darum, sie zuzutexten, während man selbst die Entscheidung trifft. Ohne das geht es nicht. Ist es denn wirklich so schwer?!

Irgendwie schafften „wir“ es aller Widrigkeiten zum Trotz, zwei Weihnachtssterne mit Übertopf, eine Christrose für meine Lieblingskollegin, eine Amaryllis und ein winziges Kästchen Tischdekostreusternchen, das ich anschließend im Einkaufswagen liegen ließ, von wo es der Bauherr retten musste, zu erstehen und ins Auto zu laden.


Beim anschließenden Zwischenstopp im Tchibo-Prozente-Laden wirkte der Bauherr fast lebhaft (außer zwei Kerzenständern ließ ich alles in den Regalen) und als ich ihm bei real,- dann das auf dem obigen Foto abgebildete Kamel-Ausstechförmchen schenkte, waren die durchlittenen Qualen nahezu vergessen.
Da es nach unserer Rückkehr immer noch nieselte, verschoben wir die geplanten WP-Punkte auf morgen. Außerdem wollte Max zum Training gefahren werden.
Von der Vogelfront gibt es auch nicht viel Neues. Die Elstern waren wieder da, verschwanden aber ärgerlicherweise erneut, als ich mit Kamera und Teleobjektiv anrückte. Außerdem sichtete der Bauherr noch einen neuen Vogel, den er aber nicht identifizieren konnte, da er seine Brille nicht trug. Der Bauherr – nicht der Vogel!
Ich erwäge, mich morgen in aller Frühe auf die Lauer zu legen, die Elstern zu fotografieren und sie dann endgültig zu vertreiben. Von denen lasse ich mir doch nicht meine hochtrabenden ornithologischen Pläne zum Aufbau meines Singvogelbiotops versauen! Pah!!!

6 Kommentare

  1. Ein großes Wort gelassen ausgesprochen – noch nie hat jemand die essentielle Notwendigkeit männlicher Einkaufsbegleitung so schön auf den Punkt gebracht. (Allerdings wurde die praktische
    Packesel-Funktion unterschlagen…) Der Meinige bekams gleich vorgelesen.
    Ein bisschen gruselt es mich ja davor, dass das blogHaus irgendwann fertig sein könnte – was soll ich denn dann lesen?! Zum Glück ist so ein Haus ja NIE fertig (eingerichtet) – sicher müssen noch
    Solarpaneele aufs Dach, und so eine Gartenhütte scheint ja auch noch zu fehlen… Und so bleibe ich hoffnungsfroh! Ein Gruß in den Süden von der meist stumm lesenden Bleistifterin!

    1. danke =)
      der nicht zu unterschätzende aspekt des einkäufe-schleppens kam nicht wirklich zum tragen, da nur kleinere gegenstände gekauft und diese gleich im auto verstaut wurden. generell betrachtet sollte
      man diesen vorteil männlicher shopping-begleitung natürlich keineswegs verschweigen 😀
      ein ende der bloghaus-leiden scheint nicht in sicht. noch sind zu viele dinge zu erledigen – und irgendwie habe ich auch wieder geschmack am schreiben gefunden…ein ende scheint – zumindest aus
      heutiger sicht – nicht bevorzustehen.
      i.ü. lese ich bei dir auch meist stumm mit. an dieser stelle auch danke für viele interessante artikel!

  2. Gerne! Dabei bin ich ja leider etwas schreibfaul im Moment. Mehr Text, weniger Video soll meine Devise sein!
    Und nun weiss ich wenigstens auch, wer die stumme Leserin ist… 😀 muss mich vielleicht mal wieder etwas mit dem Besucherzähler beschäftigen. Da kommen ja manchmal ganz interessante, amüsante
    Sache bei heraus. Am schönsten: google search phrases. (übrigens hatte mein damaliger englischsprachiger Lieblings-Blog ganz neue Besuchermassen zu verkraften, als sie ebenfalls anfing, Vögel zu
    füttern. Es sollte dabei erwähnt sein, dass Blaumeisen auf English „blue tit“ heißen…) In diesem Sinne!

    1. mir machen treffer wie „anleitung explosion“ oder „todestablette sterben“ immer angst. dabei waren die betreffenden blogartikel immer wirklich harmlos 😀
      lustig auch komplett eingegebene fragen nach handwerklichen problemstellungen wie „wie kriege ich fliesen wieder von rigips runter?“ o.ä.
      ich könnte mal wieder sammeln und einen eigenen artikel darüber schreiben ^^

  3. Ich gebe dir da ohne Wiederrede Recht. Männer haben es oftmals nicht einfach. Also was den Einkauf betrifft. Vor drei Jahren war ich so „leichtsinnig“ und beschloss damals meine „4“ Hausdamen hier
    zu einer Einkaufstour durch ein weihnachtlich dekoriertes Einkaufscenter ein zu laden. Die Schweiz hat vielleicht nicht so grosse Einkaufstempel wie in Deutschland an fast jeder Ecke stehen, aber
    dafür viele kleiner. Und diese noch in schöner gleichförmiger „Unregelmässigkeit“ über die ganze Stadt verteilt. Jedenfalls schworr ich mir, solche Gedanken oder einladenten Äusserungen ihnen
    gegenüber für die Zukunft für mich lieber zu behalten. Lieber den ganzen Tag in der Küche Strfarbeiten Keller und dabei irgend welche sinnlose Alpenmusik und Kuhglockengeläute über mich ergehen
    lassen, als wieder so einen verkaufs offenen Weihnachtssonntag noch einmal durchleben zu müssen. Das ist mein Ernst.
    Aber ihr scheint es ja gut überstanden zu haben.
    Wünsche euch weiterhin viel Spass bei eurer Dekoration und schliesse mich meiner Vorrednerin in Bezug auf die duaerhafte Leselebensdauer dieses Bloges hier an. Wage es dir ja nicht und so….
    😉

    LG rolf

    PS: Am meisten freue ich mich aber auf den 08.11.2009 bei dir hier im Blog. Da werde ich endlich mal die Elster zu Gesicht bekommen. Nur so am Rande, falls du das noch nicht wissen solltest, weil
    dir da ein paar wunderschöne Aufnahmen gelingen werden. 😉

    1. prima, dass du gar nicht erst versuchst, mir zu widersprechen. wahrscheinlich weißt du ohnehin, dass das nicht wirklich sinn macht. mit vier frauen im haus sollte dir diese grundlegende erkenntnis
      bereits irgendwann gekommen sein 😀
      weihnachtsmarkt ist doch prima. und für männer gibt es doch glühwein- und fressbuden 😀

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