Tag 6: „Silence! I’ll kill you!!!“

Jetzt langt’s! Nachdem ich den männerfreien Vormittag abwechselnd mit Wäsche waschen und aufhängen und einem Buch auf der Terrasse verbracht hatte, startete ich mittags gutgelaunt einen Rundgang durch den Garten. Kohlrabi, Rosenkohl, Wirsing, Pflücksalat… Pflücksalat?! Weg! Einfach verschwunden! Was gestern noch wie unten links aussah, präsentierte sich meinen ungläubigen Blicken heute so wie unten rechts. Schleim!!! Und kein Blättchen Salat mehr!

Nach genauerer Kontrolle fanden sich abgefressene Blätter auch am Kohlrabi, an den Tagetes und – besonders brutal – an den Radieschen! Da waren nicht nur die Blätter abgefressen, sondern auch zwei Radieschen angeknabbert. In mir stieg Mordlust auf. So nicht! Nicht mit mir!

Der Feind war schnell ausgemacht: Nacktschnecken. Da musste man nicht lange überlegen. Ich vermute, es war die Rache für gestern. Ich hatte eine ganze Reihe von den Biestern aufgescheucht, als ich das Unkraut am Zaun der Daltons entfernt hatte. Sie saßen dick und fett unter dem Löwenzahn. Und anschließend hatten sie sich wohl gesagt: „O.k. – die Alte nimmt uns den Löwenzahn weg. Dafür schnappen wir uns halt ihren Salat.“ Falsch gedacht!

Ich entdeckte richtig fiese Züge an mir. Da war nix mehr mit „Oooooch… die armen Tierchen…“ . Da war einfach nur Schluss mit lustig. So geht es ja nun nicht. Die Qualen, denen ich sie in Gedanken auszusetzen bereit war, konnten gar nicht grausam genug sein. Internetrecherchen ergaben vielfältige Ergebnisse. Als der Bauherr zu Hause eintraf, war ich bereits zu allem entschlossen. Verdammtes, dreckiges Schneckenpack!

Fürs erste entschieden wir uns für die „Kooooomm, kleines Schnecki, schön happi-happi machen!“-Methode. Schneckenkorn musste her. Ein Besuch bei OBI brachte uns in den Besitz eines Kilos des tödlichen Happi-happis. Das wurde gleich mal großzügig ausgestreut. Jetzt mussten nur noch die süßen, kleinen Schneckis kommen, um es sich einzuverleiben.

Und genau das taten sie dann auch. Ein Kontrollgang um 20 Uhr machte uns den tatsächlichen Umfang des Grauens bewusst. Da tummelten sich bereits etliche Nacktschnecken im Gemüsebeet. Sie hatten sich offensichtlich die Böschungen von den beiden unbebauten Grundstücken nebenan heraufgekämpft und waren voller Vorfreude ob des leckeren Abendessens, das ihnen ihrer Meinung nach gewohntheitsmäßig zustand.

Unserer Meinung nach sah die Lage allerdings völlig anders aus. Nichts da mit Sehet die Schnecken unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch.“ (Matthäus 10, 29 oder so…). Wir würden sie jedenfalls nicht mehr nähren. Nicht mit unserem Salat, nicht mit unseren Radieschen und erst recht nicht mit unseren Dahlien. Der Bauherr entdeckte zwei an einer Dahlie, die sich vom köstlichen Schneckenkorn nicht hatten beirren lassen. Er griff zum Spaten und enthauptete sie zur Abschreckung vor den Augen ihrer Freunde, die derweil begeistert das herrliche „Futter“ in sich hineinschaufelten.

Das schlechte Gewissen hielt sich in Grenzen. Der Schneckentod war auf der Ferramol-Packung zu harmlos beschrieben: „Ferramol Schneckenkorn ist sehr attraktiv für die pflanzenschädigenden Nacktschnecken. Die Köderaufnahme bewirkt bei den Schnecken einen zuverlässigen Fressstopp, der zum Schutz der Kulturpflanzen führt.“ Zuverlässiger Fressstopp! Das klingt doch gleich viel besser als „qualvoller Tod“, oder? Da fühlt man sich gleich viel weniger schuldig. Prima.

Und neues Saatgut brachten wir auch gleich mit. Die kriegen uns nicht klein! Auch wenn der „Schneckendruck“ heute abend ziemlich groß war: „Bei starkem Schneckendruck Beete direkt nach der Pflanzung abstreuen.“ Gefällt mir auch deutlich besser als: „Was?! Es wimmelt von den Dreckviechern??? Dann gleich druff mit dem Gift!!!“

2 Kommentare

  1. Hallo du Schneckentöter.. Hab gerade deinen Bericht gelesen und mußte
    an Edel und Ute denken. Die haben doch immer die Geschichte erzählt
    als sie ihrem Opa im Garten geholfen haben. Er bat sie alle Schneckchen in
    seinem Garten einzusammeln und gab ihnen hierfür einen Eimer. Die tier-
    liebenden Schwestern taten was Ihnen aufgetragen wurde und sammelten
    einen staatlichen Eimer voll mit süßen lieblichen Schnecken. Voller Stolz
    zeigten sie diese ihrem Opa. Dieser war hocherfreut als er den vollen Eimer
    sah. Er holte sogleich den schwersten Stein den er finden konnte und warf
    ihn voller Wucht – vor den Augen der bis zum heutigen Tage schwer traumatisierten Zwillinge – in den Eimer. Keine der Schnecken überlebte die
    Bluttat und die Geschwister haben nie wieder ihrem Opa geholfen…..

    Liebe Grüße

    Tine

    Ach ja, wenn das mit dem Gemüsegarten nichts wird kannst du ja immer
    noch Schnecken züchten…

    1. waaaah! ute und edel und die schnecken!!! stimmt ja. das hatte ich total verdrängt 😀

      erzähl‘ ihnen bloß nicht, was ich getan habe. ich schätze, das wäre unverzeihlich und sie würden mich bis an mein oder wahlweise ihr ende hassen.

      wie sieht es übrigens aus? sehen wir uns nächste woche? am wochenende sind wir nicht da, aber ab montag stünde ich dann wieder voll zu deiner verfügung =)

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