„Ten o’clock postman…

… Bring me your letter
Ten o’clock postman
Make me feel better…“

Ich wartete den ganzen Vormittag. Die Abfahrtszeit rückte näher. Das Geschenk war immer noch nicht da. Verdammt! Unser „ten o’clock postman“ ist ja ohnehin eher ein „two p.m. postman“, aber die Hoffnung, dass er ausgerechnet heute etwas früher einträfe, wollte ich doch nicht aufgeben.

Ohne Geschenk einzutreffen, kam ja nun gar nicht in Frage. Ich packte vorsichtshalber ein leckeres Fläschchen rheinhessischen Seccos, einen Beutel Radieschen und einen ordentlichen Bund Rucola ein. Auch diese Übersprungshandlungen beschleunigten allerdings den Briefträger nicht entscheidend.

Zwar stürzte ich bei jedem vorbeifahrenden Auto, bzw. beim jedem an den Gehörgang dringenden oder vermeintlich an den Gehörgang gedrungenen Geräusch eines solchen, ans Fenster, doch fiel es mir irgendwann wirklich schwer, diese ständigen Enttäuschungen zu verkraften. Das Geschenk war natürlich immer noch nicht da, aber dafür hatte ich bis mittags den Bauherren nahezu in den Irrsinn getrieben, was meine Stimmung in dieser äußerst angespannten Situation auch nicht wirklich verbesserte.

„… It must come this morning or I’ll go insane
I’ll go insane…“

Gegen high noon wurde ich panisch, konnte mich aber kurz nochmal ablenken, indem ich mir Hochzeitsmeldungen aus dem Hause Westerwelpe ansah. Endlich eine First Lady (oder nennt man das dann „First Lad“?), die unser Land im Ausland repräsentieren kann. Außer in Ländern wie dem Iran beispielsweise. Aber da darf sie ja ohnehin nicht mit. Schade eigentlich. Sehr nachdenklich stimmt mich in diesem Zusammenhang allerdings ein Satz aus der Gratulation des Herrn Wowi: „Ich wünsche dieser Ehe alles Gute und viel Glück. Kennenlernen müssen die beiden sich ja nicht mehr.” Ähemmm… Ach ja? Will er damit etwa andeuten, dass diese Ehe bereits vor der Hochzeitsnacht vollzogen wurde?! Ein Skandal!

Skandalös ebenfalls das Nichteintreffen des Postboten vor 12:30 Uhr. Will der denn samstags nicht mal irgendwann Feierabend haben? Wäre es da nicht angezeigt, sich ein wenig zu beeilen? Nein? 12:45 Uhr. Nix. Kein Postbote weit und breit. Der Blumenstrauß wurde zusammengestellt. Immer noch kein Geschenk in Sicht. 13:00 Uhr – der geplante Abfahrtstermin. Man möchte wahnsinnig werden. Um 13:15 Uhr erklärte sich der Bauherr freiwillig bereit, den quietschgelben Transporter suchen zu fahren. Wahrscheinlich trieb ihn eine Mischung aus „Blöd… Ohne Geschenk…“ und „Die Alte treibt mich in den Irrsinn. Ich will hier raus!“ an. Was auch immer ihn antrieb – fünfzehn Minuten später stand er mit der Post in der Hand an der Tür. Und das Geschenk war auch dabei!

„… I hear someone’s comin‘ this way
This must be it yes it must be the mail…“ – Secret Service

Schnell einpacken und dann nix wie ab auf die Autobahn. Was folgte war ein sehr schöner Nachmittag mit – wie immer – zu reichlichem Essen. Gottlob hat ja nicht jeden Tag jemand Geburtstag. Ich möchte nicht wissen, wie ich dann jetzt aussehen würde. Aber lecker war’s! Sowohl der Kuchen als auch die Unmengen von Döppekoche, die abends auf die Teller wanderten. Und von dort in mittlerweile ausgeleierte Mägen.

Im Kofferraum transportierten wir dann etliche Ableger, Pflanzen und eine Thuja nach Hause. Morgen wird erstmal wieder in feuchter Erde gewühlt. Jipiiieh!

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