Tschiep!

Irgendwie entgleitet mir das hier etwas. Vielleicht hätte ich das Blog „VOGELhaus“ nennen sollen. Jedenfalls reiht sich zur Zeit ein spannenendes ornithologisches Erlebnis an das andere. Heute sorgten wieder die Amseln für Furore. Sie führten uns ihr Junges vor, das offensichtlich gerade das Nest verlassen hat. Deshalb auch die Aufregung in den letzten Tagen, wenn der Eichelhäher auftauchte.

Glücklicherweise hatte ich die Kamera dabei und es gelang mir, ein paar hübsche Fotos der Jungamsel zu machen. Sogar von der Fütterung durch Frau Amsel. Meine Lieblingskollegin und ich waren stolz wie Oskar. Irgendwie war das ja auch unser Kind. Stimmungstechnische Störfeuer chronisch übellaunigen Kolleginnen, die uns wahrscheinlich nur unseren Bruterfolg neideten, ignorierten wir generös.

„Ein Vogelbaby wird niemals satt,
weil es immer, immer, immer, Hunger hat.
Ein Vogelbaby, das macht sich ran,
und es macht den Schnabel auf,
ja, es macht den Schnabel auf,
ja, es macht den Schnabel auf,
So oft es kann…“

Ein kritische Situation entstand, als der Eichelhäher auftauchte. Wir zogen kurz in Erwägung, ihn zu verscheuchen, beschlossen dann aber, lieber nicht einzugreifen. Die Amseleltern bekamen das dann auch mit mehreren Luftangriffen unter Kontrolle. Der arrogante Fiesling verzog sich schließlich. Richtig schwierig wurde es erst, als zum ersten Mal zwei Elstern auf der Bildfläche erschienen. Die hatten offensichtlich keinerlei Respekt vor den aufgebrachten Amsel-Eltern und stürzten sich brutal auf sie. Die Amseln ergriffen die Flucht – vermutlich, um die Elstern von ihrem schutzlosen Nachwuchs abzulenken – und die blöden Elstern, die ich seit heute nicht mehr so sehr mag wie vorher, verfolgten sie.

„… Ein Vogelbaby frisst wie ein Bär,
und will immer, immer, immer noch viel mehr.
Ein Vogelbaby ist gar nicht dumm,
und es hüpft den ganzen Tag,
ja, es hüpft den ganzen Tag,
ja, es hüpft den ganzen Tag,
im Nest herum…“

Meine ursprünglich für genial gehaltene Idee mit dem Riesen-Meisenknödel erweist sich jetzt als Schuss ins Knie. Der ist derartig groß, dass sogar die bösen Vögel es schaffen, davon zu fressen. Sein Eigengewicht macht ihn deutlich weniger instabil, sodass selbst der Eichelhäher gemütlich darauf Platz nehmen kann. Ab morgen hängen wir nur noch kleine Knödel raus. Und den großen werde ich an einem dünneren Ast befestigen, damit die fetten Deppen des Vogelreichs nicht mehr rankommen.

 „… Ein Vogelbaby das singt um piept,
will, dass es immer, immer, immer noch was gibt.
Ein Vogelbaby gibt keine Ruh‘,
und es macht nur wenn es schläft,
ja, es macht nur wenn es schläft,
ja, es macht nur wenn es schläft,
den Schnabel zu.“
– Rolf Zuckowski: ‚Die Vogelhochzeit‘

Meine Güte! Seit dem letzten Mal, dass ich dieses Lied gehört habe, sind ungefähr fünfzehn Jahre vergangen. Lustigerweise ‚frisst‘ mein „Vogelbaby“, mit dem ich das Lied endlos oft gesungen habe, mittlerweile seitdem von Jahr zu Jahr auch „immer, immer, immer noch viel mehr“. Beängstigend – aber ich denke nicht, dass ich ihn noch vor einer Elster beschützen muss.

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