Red Alert!

Als ich das Foto gemacht, habe, war ich bereits ziemlich blind. Und ich war nicht nur blind – nein!!! – ich hatte kurz zuvor auch leichtsinnigerweise die von mir hergestellte Chilipaste probiert. Ich Depp! Mittlerweile sehe ich wieder klar und schmecke auch wieder etwas, die giftigen Dämpfe sind aus dem Haus abgezogen wie das Merkel vom Parteivorsitz, und ich habe mein Gebräu des Todes auch bereits erfolgreich zum Einsatz gebracht. Uuund: Ich bereue nichts!

Als ich letztes Wochenende immer noch mit meiner Schüssel voller Habaneros da stand – und sie werden ja durch Lagerung nicht besser oder weniger – suchte ich mit dem Mut der Verzweiflung nach irgendeiner Konservierungsart, die es mir erlauben würde, sie zumindest tröpfchenweise zum Einsatz zu bringen, ohne dass es jedesmal Tote gäbe.

Die grünen Exemplare vom Foto direkt nach der Ernte sind übrigens allesamt nachgereift und errötet. Das hatte ich gehofft, aber nicht genau gewusst.

Ich wog sie. 1.017 Gramm. Über ein Kilo biowaffenfähiges Material! Bereits beim Waschen trug ich Haushaltshandschuhe und Brille. Das kann ich auch nur jedem raten, der das hier eventuell nachkochen möchte. Ich schleppte sie auf die Terrasse und entfernte mit einem scharfen Küchenmesser die Stielansätze und Kerne. Es empfiehlt sich wirklich, das an der frischen Luft zu erledigen.

Der Plan war eine piri-piri-ähnliche Würzsauce oder -paste, die man niedrig dosiert durchaus auch im Alltag verwenden könnte. Der Plan war, dies durch „Verdünnung“ mit Paprika zu erreichen. Vorweg: Der Plan ist aufgegangen!

Habanero-Paste

Gericht: Einmachglas
Kalorien:

Zutaten

  • 1 kg reife Habaneros
  • 1 kg rote Paprika
  • etwas Rapsöl zum Anbraten
  • 2 große Zwiebeln
  • 6 Knoblauchzehen
  • 250 ml Essig, 5%

Anleitung

  • Habaneros und Paprika waschen, entstielen und entkernen. Habaneros halbieren, Paprika in grobe Stücke schneiden. Zwiebeln ebenfalls grob zerteilen. Knoblauch hacken.
  • Öl in einem großen Topf erhitzen, Dunstabzug auf "Volle Möhre" schalten. Zwiebeln und Knoblauch kurz anschwitzen, Paprika und Habaneros zugeben. Bei geschlossenem Deckel und mittlerer Hitze weichköcheln.
  • Essig zugeben und alles pürieren. Vorsicht vor Spritzern! Bei offenem Deckel bis zur gewünschten Konsistenz einreduzieren. Sofort in sterilisierte Gläschen abfüllen und fest verschließen.

Abends marinierte ich bereits einen Lachs in einer Mischung aus Sojasauce und meiner Habanero-Paste – und gab anschließend zum Abschmecken auch noch etwas davon an die Tomatensauce. Und wir überlebten es. Fruchtig-scharf, aber nicht tödlich-scharf. Genau, was ich wollte.

Bei den Mengen, die ich aus der Ernte einer einzigen Pflanze hergestellt habe, kann ich in den nächsten Jahren auf den Anbau weiterer Habaneros locker verzichten. Aus den beiden Dekoexemplaren habe ich mir dann noch eine Lavalampe gebastelt.

Das habe ich natürlich nicht. Sondern ich habe sie in Honig eingelegt. Soll gut durchgezogen hervorragend zum Würzen und Abschmecken geeignet sein. Wir werden sehen.

Und da von einem maltesischen Versuch letzte Woche noch geriebene Ġbejniet aus Gozo im Kühlschrank standen, und weil ich schon wieder Lust auf Pasta hatte, gab es gestern Ravjul tal-Irkotta – gozitanische Ravioli mit Ricotta-Käse-Füllung auf Tomatensauce.

Ravjul tal-Irkotta

Gericht: Pastateller
Kalorien:

Zutaten

für den Pastateig

  • 200 g Mehl, Tipo 00
  • 2 Eier
  • etwas Salz

für die Füllung

  • 150 g Ricotta
  • 3 EL geriebene Ġbejniet - erstátzweise Pecorino, gut gehäuft
  • 2 EL Grana Pardano, gerieben
  • 1 Ei
  • Salz, schwarzer Pfeffer

für die Tomatensauce

  • 1 Glas Ofentomaten - ersatzweise eine Zwiebel und 1 Zehe Knoblauch in Olivenöl anschwitzen, eine Dose stückige Tomaten hineingeben, köcheln lassen
  • 10 Cocktailtomaten
  • Kräuter nach Geschmack - Basilikum, Majoran, Thymian, oder...
  • Salz, Pfeffer

zum Anrichten

  • geriebener Käse
  • Pfeffer aus der Mühle
  • Kräuter

Anleitung

  • Pastateig zubereiten wie oben verlinkt.
  • Zutaten für die Füllung gut vermischen und abschmecken. In einen Gefrierbeutel füllen und kalt stellen. Ich schneide dann anschließend immer die Spitze ab und spritze die Füllung auf den Teig. Mit zwei Teelöffeln geht's auch.
  • Tomatensauce herstellen - wer Ofentomaten im Vorrat hat, ist praktisch an dieser Stelle fertig. Sauce etwas einköcheln lassen, abschmecken, die frischen Cocktailtomaten in der Sauce garziehen lassen.
  • Teig so dünn wie möglich mit der Pastamaschine auswalzen, Ravioli herstellen, kurz in siedendem Salzwasser bissfest garen. Auf der Tomatensauce anrichten, mit Käse und Kräutern bestreuen, pfeffern und genießen.

Da die Füllmasse kalt angerührt wird, geht das alles total zackig. Und wer dann noch Ofentomaten im Glas vorrätig hat, ist komplett auf der Siegerstraße. Dann stehen die Teller in einer halben Stunde auf dem Tisch.

Hier reifen immer noch Tomaten nach – immer schön eine nach der anderen, sodass immer ein paar frische Exemplare mit gutem Geschmack noch im Essen landen. Mir graut schon vor dem tomatenlosen Halbjahr, das vor uns liegt.

Zum Trost habe ich gerade das erste Suppenhuhn der Saison in den Topf geworfen. Auch gut.

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