„O Tannenbaum…

… o Tannenbaum,
Wie treu sind deine Blätter!
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
Nein, auch im Winter, wenn es schneit.—
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Wie treu sind deine Blätter!

Tannenbäume haben wir heute reichlich gesehen. Es sollte nämlich unser Weihnachtsbaum geschlagen werden. Zu diesem Behülfe beschlossen wir, uns recht früh Richtung Tannenschonung zu begeben, in der der Verkauf stattfinden sollte.

Kurz vor unserer Abfahrt stellte jedoch der Bauherr bei einem seiner mehreren hundert täglichen Kontrollgänge zur THZ fest, dass sich diese verabschiedet hatte. Blöd irgendwie – bei – 15° C Außentemperatur…

Also begaben wir uns erstmal anhand des Handbuchs an die Störungsbehebung. Zwischendrin rief der Bauherr bei der Hersteller-Hotline an, um dort vielleicht nützliche Hinweise zu erhalten. Das Band, das lief, erbrachte uns immerhin die Möglichkeit, unsere Telefonnummer für einen Rückruf zu hinterlassen.

Nach einigen verzweifelten Rettungsversuchen lief das Ding am Ende wieder. Wir trauten dem Frieden zwar nicht, wollten uns nun aber doch endlich auf den Weg zu unserem potentiellen Weihnachtsbaum machen.

Auf der Fahrt erklang aus den Boxen der Autoanlage immerhin die Melodie von „O Tannenbaum“ – allerdings in einer Billy-Bragg-Version von „The red flag“:


„The people’s flag is deepest red,
It shrouded oft our martyr’d dead
And ere their limbs grew stiff and cold,
Their hearts‘ blood dyed its ev’ry fold.
Then raise the scarlet standard high,
Within its shade we’ll live and die,
Though cowards flinch and traitors sneer,
We’ll keep the red flag flying here.

Das brachte uns erstmal in die richtige Holzfäller-Stimmung bei Minusgraden. Der Weg zur Schonung war abenteuerlich, was allerdings nicht im entferntesten die wirklichen Gefahren beschreibt, denen wir uns für die Besorgung des Baums auszusetzen gezwungen sahen.

Vor Ort war es ziemlich lustig. Es spielten sich die üblichen, filmreifen Familienszenen ab. Was sollte man auch von der Kombination „Halb erfrorene, quengelige Kinder & überambitionierte, dekowütige Mutter & Vater mit Axt“ anderes erwarten? Und zwischendrin froren wir uns fast zu Tode. Max war am Ende an einem Punkt, an dem er einfach jeden Baum „Toll!“ oder „Das isser!“ oder „Ja! Der!!!“ fand, nur damit wir endlich irgendeinen beliebigen, von ihm aus potthässlichen Baum absägen und zum Auto schleifen würden.

Nach endlosen Streifzügen über das Gelände fanden wir ihn. Er sah perfekt aus. Und er stand wahrscheinlich nur deshalb noch unangesägt an seinem Platz, weil dieser Platz sich direkt unter einer Birke befand. Unser toller Baum war leider über und über mit Birkenlaub bedeckt. Und mit Schneemassen.

Doch wir erkanten seine wahre Schönheit und stürzten uns auf ihn. Ab morgen soll es ja wieder etwas wärmer werden. Da bekommen wir Schnee, Eis und Herbstlaubreste schon abgeschüttelt.

„O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!
Wie oft hat schon zur Winterszeit
Ein Baum von dir mich hoch erfreut!
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!“

Nachdem wir seine stolzen 2,50 Meter durch eine Röhre in ein Netz gepfercht und ihn bezahlt hatten, gab es nur noch einen Weg: den Richtung Glühwein- und Bratwurststand! Max stärkte sich mit einer Bratwurst. Wir tranken – natürlich aus rein therapeutischen Gründen – Glühwein. Und zwar aus Bechern, deren Gestaltung mit den beiden Flügelchen auf der Rückseite auf wunderbare Weise verdeutlichte, was dieser Glühwein für uns war: ein rettender Engel, der uns vor dem nahen Tod durch Erfrieren bewahrte!

So gestärkt schafften wir es, den Baum zum Auto zu schleppen. Und da begann es auch schon – das lustige Spiel „Steck‘ den Zweieinhalb-Meter-Christbaum in den mit drei Personen beladenen Kleinwagen!“

Schweigen wir über die Details und verraten wir nur soviel: Am Ende musste jeder, der uns begegnete, zwangsläufig denken, wir transportierten einen Baum und eine Leiche in unserem Kofferraum (Das Beweisfoto musste übrigens ich mit der Handy-Kamera aufnehmen, da sich durch die Kälte die Kamerakkus verabschiedet hatten. Beide…). Anders ging es aber nicht. Es sei denn, wir hätten eine Person im Wald zurück gelassen. Oder am Glühweinstand.

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
Gibt Mut und Kraft zu jeder Zeit!
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
Dein Kleid will mich was lehren!“
 

„Mut und Kraft“ brauchten wir allerdings dann noch für einen Einkauf. Max und ich machten uns allein auf den Weg, da u.a. etwas total Geheimes für den Bauherren besorgt werden sollte. Unterwegs fuhren wir auf eine Ampelkreuzung zu. Die Ampel wurde rot. Ich bremste. Der Fiat rutschte voller „Hoffnung und Beständigkeit“ in die Kreuzung hinein. Und komplett über die Kreuzung hinweg. Arghhhh!

Beim Einkaufen stießen wir dann jedoch auf etwas äußerst Witziges: „The legendary Duff-Beer„! Da mussten wir ein Six-Pack mitnehmen. Schon allein für die Fotos. Nach dem ersten Schluck und einer einzigen Google-Suchabfrage war es klar: Es handelt sich offensichtlich um „Oettinger“. Ziemlich teures Oettinger. Aber was soll’s! Schmeckt zwar genauso, sieht aber deutlich besser aus.

Zwischenzeitlich hatte sich die THZ ein weiteres Mal verabschiedet – wohin auch immer… Der Bauherr hatte sie jedoch irgendwie wieder zum Laufen gebracht. Und da! Das Telefon klingelte! Ein Rückruf von Stiebel-Eltron!!! Der Bauherr änderte im Anschluss noch einige Einstellungen. Insgesamt gesehen handelte es sich wohl um ein Kälteproblem, das dem Techniker heute bereits eine ganze Reihe ähnlicher Telefonate beschert hatte.

Und als schließlich alles friedlich und weihnachtlich war, der Baum auf der Terrasse stand, alle Einkäufe getätigt und alle Todesgefahren überstanden waren, und die THZ wohlige Wärme im ganzen Haus erzeugte, klingelte nochmals das Telefon. Ein weiterer Techniker wollte uns behilflich sein.

Zwei (!) Rückrufe wegen einer Anfrage war doch eine deutliche Steigerung zum gestrigen Tag (Drei Anfragen und kein Rückruf). Ja, is‘ denn scho‘ Weihnachten?!

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