„… und ein letztes Glas im Stehen…“

Der Bauherr hatte für heute eine Einladung des Winzers seines Vertrauens – J.B. Becker in Walluf – zur Weinprobe bekommen. Da wollte er hin. Ohne Auto natürlich. Und so organisierte er nach längerer Zeit mal wieder den Rufbus für unsere An- und Abreise. Bevor es soweit war, widmeten wir uns allerdings pflichtbewusst winterpokalistisch wertvollen Beschäftigungen.

Ich testete eine längst fällige Laufstrecke in der Nähe des „Libellenwegs“. Das wollte ich die ganze Zeit schon tun, kam aber nie so recht dazu. Heute passte alles – und ich bin einigermaßen angetan. Bis auf eine etwas üble, aber kurze Steigung ist der Weg eher mäßig wellig. Der passt mir eigentlich ganz gut.  Schön war’s – und ich begegnete sogar drei Rehen, die es aber offensichtlich recht eilig hatten.

Der Bauherr drehte mit dem Rad seine mittlerweile zur Routine gewordene „Kreml“-Runde. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alles auch ohne seine Anwesenheit seinen geregelten Gang ging, war er auch pünktlich wieder zu Hause. Um es kurz zu machen: Der Rufbus wartete schon, wir stiegen ein. Nach etwa fünf Kilometern kam mir ein schrecklicher Verdacht. Ich riss hektisch die Kamera aus der Tasche und öffnete das Speicherkartenfach. Leer! Und natürlich keine Ersatzkarte in der Fototasche. Waaaah!

Im Bus nach Wiesbaden machte ich dem Bauherren das Leben zur Hölle. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es musste eine CF-Card her. Sofort! Als wir am Hauptbahnhof eintrafen, checkte er den Abfahrtsplan: „Du hast exakt 13 Minuten!“ waren seine Worte. Kurzes, hektisches Nachdenken – ein „Saturn“ befindet sich im „Lilien-Carrée“! Nix wie hin.

Ich drückte dem Bauherren meine Fotoausrüstung in die Hand, und wir rannten los. Er wartete hinter den Kassen, während ich in den Laden stürzte. Ein netter, junger Verkäufer kam mir entgegen. Ich schrie ihm ein „Speicherkarte! CF! Schnell!!!“ entgegen, woraufhin er tatsächlich losrannte. Ich hinterher. Am Regal riss er dann drei Artikel aus den Fächern. „4, 8 oder 16?“„4 reichen. Dankeeee…“ Und ab zur Kasse. Keine lange Schlange. Perfekt. Bezahlt, raus, zum Bahnhof zurück – und gerade noch rechtzeitig im Zug, um die Durchsage zu hören, die uns darüber in Kenntnis setzte, dass dieser erst verspätet abfahren würde. Schweißgebadet sanken wir in die Sitze.

Die Weinprobe verlief dann erfolgreich und deutlich stressfreier. Mitnehmen konnten wir zwar wegen der autofreien Anreise nichts, aber wir bestellen dann wieder in der kommenden Woche, und der Bauherr holt mit dem Auto die ausgewählten Fläschchen ab. Anschließend setzten wir uns noch gemütlich mit einem Glas Rotwein und zwei Flammkuchen in den Weingarten. Die Temperaturen waren erträglich. Selbst im November. Danke, globale Erwärmung!

Auf dem Rückweg hatten wir in Wiesbaden einen etwas längeren Aufenthalt, sodass wir nochmals – diesmal allerdings in aller Ruhe – durchs „Lilien-Carrée“ schlendern, Fotos machen und ein paar Bücher kaufen konnten. Eine Speicherkarte hatte ich jetzt ja nun…

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.