Statt ihm jetzt den Todesstoß zu versetzen, wird allenthalben von Respekt für seine Entscheidung gefaselt. Das verdient keinen Respekt. Nicht mit diesem selbstherrlichen Abgang, den er nur nutzt, um sich selbst als Opfer darzustellen. Mein Mitleid hielt exakt so lange an, wie es dauerte seine Abgangsrede (BILD hat sie natürlich in voller Länge als Clip – und den Wortlaut als Text…) zu verfolgen. Unsäglich…

Aber widmen wir uns mal der Unsäglichkeit in ihrer ganzen epischen Breite: „… und um meine Entlassung gebeten. Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens.“ Interessant… Schön, dass der ’schmerzlichste Schritt seines Lebens‘ mal wieder nur sein eigenes Ego betrifft. Und im Endeffekt ist es schon mehr als freundlich, an dieser Stelle nur „Ach Gottchen!“ zu antworten.  

„Ich gehe ihn nicht allein wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit…“ Die Spannung steigt! Gibt er jetzt endlich seine Betrugsabsicht zu? Natürlich nicht. Er hat nur ‚Fehler‘ gemacht. ‚Fehler’… Das klingt wie ‚Rechtschreibfehler‘ oder ‚Satzbaufehler‘. So niedlich, als ob „Uli, der Fehlerteufel“ die Hand im Spiel gehabt hätte. Aber das war es nicht.Es handelt sich um einen bewussten Betrug. Das nur nochmal so zur Erinnerung.

Die dämliche Argumentation mit den toten Soldaten überspringen wir Klarstellung dann mal lieber. Das nervt mittlerweile wahrscheinlich selbst Angie. Zu einem ersten Höhepunkt kommt seine Ansprache mit dem Satz „Und deswegen ziehe ich (…) DIE Konsequenz, die ich auch von anderen verlangt habe und verlangt hätte.“ Konsequenz verlangt?! Hat er bei Anderen die Konsequenzen nicht immer selbst gezogen und sie ohne große Nachfragen geschasst oder verkauft? Ich bin verwirrt.

„Ich habe, wie jeder andere auch, zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen. (…) Und mir war immer wichtig, diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen.“ Stimmt. Schwester Stephanie hat er ja nun wirklich bei jeder Homestory freiwillig präsentiert. Da kann man ihm wirklich nichts nachsagen. Aber mal im Ernst: Schwächen und Fehler?! Todsünden, Gutti, Todsünden! Ich sage nur: Superbia… Luxuria… Acedia…

„Ich danke von ganzem Herzen der großen Mehrheit der Deutschen Bevölkerung, (…), die mir bis heute den Rücken stärkten, als Bundesminister der Verteidigung nicht zurück zu treten.“ Tummelt der Mann sich tatsächlich nur auf bild.de und facebook? Oder warum ist ihm entgangen, dass er selbst in der Online-Umfrage der Welt (!) gestern Abend nur noch 15% der Leserschaft hinter sich hatte, die meinten, er solle nicht zurücktreten?

Schön allerdings, dass er mit einem Satz schließt, den man sich merken muss: „Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht.“ Würde ich ja allmorgendlich auch gerne sagen, aber blöderweise habe ich kein Familienvermögen von über einer halben Milliarde in der Schatulle liegen. Deshalb werde ich wohl weiterhin täglich etwas tun müssen, von dem ich absolut überzeugt bin, dass es meine Kräfte übersteigt. Aber nutzt ja nix. Die Frage, die bleibt: Wieso darf ein überführter Lügner und Betrüger sich derart selbst als Gutmensch präsentieren, und so tun, als ob das alles seine eigene Entscheidung sei, um dann auch noch bemitleidet und / oder geachtet werden? Ich persönlich würde einen Frikadellenmundraub, das Scannen eines Pfandbons oder die Mitnahme von zwei Maultaschen, die ansonsten im Müll gelandet wären, in der – nach oben anscheinend offenen –  Skala menschlicher Verworfenheit deutlich tiefer ansiedeln, als eine wüst zusammengeklaute Dissertation. Oder eine enge Zusammenarbeit mit der BILD. Wie gesagt: Mein Mitleid hält sich in überschaubaren Grenzen.

Und ich bin zudem sicher: Der Freiherr kommt zurück. Nicht morgen, aber übermorgen. Und sie werden ihn begrüßen wie Jesus beim Einzug in Jerusalem. So wird das laufen. Besorgt euch schon mal Palmwedel…