„A Scheißstress is‘ des!“

Auch am Tag der Arbeit passt ein Eberhofer-Zitat. Vor allem gilt es für die Blaumeisenerziehungsberechtigten, die wirklich den ganzen Tag ununterbrochen damit beschäftigt sind, ihre faule Brut im Nistkasten vor meinem Küchenfenster zu päppeln. Und wehe, das undankbare Gesocks fliegt an einem Arbeitstag aus! Alle Akkus aufgeladen, großen Telezoom gestern noch gereinigt. Jetzt können die Biester gefälligst auch bis zum kommenden Wochenende warten.

Und auch wir waren nicht untätig. Bevor der große Regen kam, sollte endlichendlichendlich die Terrassenbeleuchtung wieder funktionsfähig sein. Erst gestern Abend bin ich mit der Taschenlampe durch den Garten gestolpert, weil ich dachte, der Sturm hätte die beiden noch nicht gepflanzten Basilikumtöpfchen weggeweht. Irgendwann gab ich auf. Heute Morgen fand ich sie dann im Spritzschutz neben der Minze. Ich hatte sie wohl doch in Sicherheit gebracht bevor es losging. Hier ein vielsagendes Augenrollen…

Zur Terrassenbeleuchtung hätte ich dann ein Vorher-Nachher-Foto. Die Geschichte dieser Lampe ist eine Geschichte voller Missverständnisse… Erst hing dort eine Lampe, die aber von Anfang an nur ein Kompromiss, dafür aber günstig, gewesen war, und die gottlob innerhalb kürzester Zeit unansehnlich wurde. Ich schleppte ein erneutes Schnäppchen an, das dem Gatten – und mir eigentlich auch – absolut überhaupt nicht gefiel, von dem ich aber hoffte, dass die Befestigung in die bereits vorhandenen Bohrlöcher möglich sei. Deshalb der Kauf. Wir verzweifelten dann aber doch an der Montage.

Dazu muss man berücksichtigen, dass wir ernsthaft bemüht waren, die luftdichte Hülle unseres Niedrigenergiehauses nicht durch die unfachmännische Montage einer Außenlampe zu zerstören. Am Ende ging die hässliche alte Lampe nicht wieder dran. Und die hässliche neue Lampe passte nicht wie geplant auf die Bohrungen der Vorgängerin. Überflüssig zu erwähnen, dass wir sie bei dem Versuch, sie in die Halterung zu zwingen, komplett veröllert hatten.

Ich – die bekanntermaßen in diesem Haushalt für Elektroinstallationen aller Art zuständige Person – befestigte die Kabel schließlich zornesfunkensprühend in einer Lüsterklemme, packte alles in einen Gefrierbeutel und klebte ihn mit Gafferband zu. Sah noch hässlicher aus als beide Lampen zusammen, und leuchtete nicht mal im Dunkeln. Toll.

So konnte das nicht weitergehen. Letzte Woche erwarb ich in der Hoffnung, der Gatte könne eventuell damit leben, eine neue Lampe. Kein billiger Kunststoff dran, der unansehnlich werden kann, kein Opa-und-Oma-Design – und dazu noch beleuchtet mit LEDs. Umweltfreundlich, neutral, unauffällig – und leicht zu reinigen. Perfekt. Der Gatte war ein wenig erleichtert, glaube ich.

Heute Morgen wurde das Ding dann montiert. Aufgrund einer Fehlberechnung meinerseits bohrten wir zwei sinnlose Löcher in die Fassade, bevor wir die sinnvollen Löcher an den richtigen Stellen erneut bohrten. Alles mit Silikon ausgespritzt. Nicht sehr auffällig. Puh! Exakt in dem Augenblick als der Regen begann, war ich mit dem blöden Gefrickel bei der Verkabelung beschäftigt. Dichtungen rein, Winzigstschrauben rein, diesmal nix runtergefallen, das zwischen den Terrassenbrettern für immer verschollen ging. Fertig. Regen ging voll los, Licht brannte. Nimm dies, luftdichte Hülle!

Nachdem ich im Regen dann den ersten Rhabarber der Saison geerntet hatte, wurde nur noch drinnen gespielt. Und zwar mit Essen. Seit ich irgendwann über das hier gestolpert war – „Rhubarb Tarte“ -, ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Heute war es dann soweit. Zeit genug hatte ich schließlich. Regnete ja ununterbrochen. Teig und Füllmasse übernahm ich nicht, sondern lediglich die Flechtidee.

Mein Teig ist ein Mürbeteig mit gemahlenen Mandeln (160 g Mehl, 30 g gemahlene Mandeln, 30 g Vollrohrrohzucker, 90 g Butter, 1 EI). Das reichte für die rechteckige und eine kleine runde Form aus. Die Füllung improvisierte ich aufgrund meines Kühlschrankinhalts aus Ricotta und Crème fraîche. Ungekühlt war das nicht ganz so fest wie geplant. Nachdem der Gatte das erste Stück mittlerweile verspeist hat, steht das Ding jetzt erstmal im Kühlschrank. Entweder passt die Konsistenz später, oder ich justiere nach. Vielleicht zwei Eier statt einem? Im Prinzip kann man ja auch jede beliebige, bereits erprobte Füllung (Schmand-, Quark-, Mascarpone-, Joghurtmasse?) nehmen.

Für das Rhabarbergitter habe ich den Rhabarber geschält und mit einem kleinen Küchenmesser in sehr dünne Streifen zerschnitten, die ich in etwas Zuckerwasser mit einem Schluck Grenadine (für die Farbe) kurz gedünstet habe. Kurz! Wirklich kurz! Irgendwann zwischen „O.k. – lässt sich jetzt einigermaßen formen“ und „Oh! Rhabarberkompott!“. Aber Achtung. Das Zeitfenster ist nicht sehr üppig bemessen.

Um die passende Größe hinzubekommen, habe ich den herausnehmbaren Boden meiner Form auf die Arbeitsplatte gelegt und Frischhaltefolie darüber gebreitet. Dann passend das Gitter geflochten und zugeschnippelt. Der Boden wurde vorgebacken, dann die Füllung hineingegeben und nochmals gebacken. Am Ende lässt sich das Rhabarbergitter ganz einfach mittels der Frischhaltefolie darauf platzieren. Alles nochmal kurz in den Ofen und mit ein wenig Rhabarbersud bestreichen. Fertisch!

Und während sich im Garten die Maiglöckchen noch ein wenig feiern lassen, sprießt der Waldmeister wie verrückt. Dem wird der Regen gefallen. Immerhin. Wenigstens einem…

Währenddessen stehe ich vor dem Problem, aus Seeteufel, restlichem Nudelteig und weißem Spargel so etwas wie eine taugliche Abendessenskombi zu basteln. Und die Meisen füttern und füttern. Wie gesagt: „A Scheißstress is‘ das!“

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