… und Wir sind Wir
Voller Kraft und Hand in Hand
Wir sind stark und wir sind hier
Klare Sicht und schönes Land …“
Nein. Das stammt nicht von einer der CDs, die von netten Rechtsradikalen auf deutschen Schulhöfen an unbedarfte Sextaner verteilt werden. Und es handelt sich auch nicht um den Text eines alten Volksliedes, der – völlig zu Recht im übrigen – in Vergessenheit geraten ist. Der Titelsong einer neuen Zeichentrickserie ist es auch nicht. Man fasst es kaum: Es ist der Text der „Merkel-Hymne“ (Zitat bild.de).
Hääähhh?! Merkel-Hymne?! Kenn‘ ich nicht! Klar. Ist ja auch neu. Brandheiß und topaktuell sozusagen. Und gaaaanz toll i.ü. auch noch. Und sie stammt von Leslie Mandoki höchstselbst, der uns in den 70er und 80er Jahren bereits mit vielen Stimmungsliedern von Dschingis Khan vesorgt hat.
Die Augsburger Allgemeine hat auch noch eine weitere tolle Textstelle zu bieten:
„Mit dem Licht von morgen in der Hand
Haben wir die Zeichen der Zeit erkannt
Und erreichen unser Ziel
Mit Herz und mit Verstand“
Na, prima! Stimmungsmäßig steht das aber wirklich Mandokis früheren Hits in nichts nach. Besonders die Textzeile „Klare Sicht und schönes Land“ – Hammer!!! Da schnalzen lustvoll alle Synapsen – und ganz tief aus dem Teil des Gehirns, in dem das passive Wissen endgelagert wurde, erklingt es schallend: „Wirf die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land! Hahahaha-ho!!!“.
Der Rest der sagenhaft mitreißenden Lyrics erinnert gleichzeitig an Lagerfeuergesänge christlicher Jugendgruppen, an Störkraft-Konzerte und auch ein ganz klein wenig daran, dass man Mandoki am besten 1979 nach seinem Auftritt als debiler Derwisch beim Grand Prix bereits ohne Kartenmaterial in der Mongolei hätte aussetzen müssen. Fernab jeglicher Zivilisation hätte er noch jahrelang singend und desorientiert durch die Steppe ziehen können: „Lasst noch Wodka holen – ha-ha-ha-ha, denn wir sind Mongolen – ha-ha-ha-ho!“
Und statt dankbar zu sein, weil ihm dieses Schicksal erspart blieb, tut er uns jetzt das an… Und nicht nur das! Er gibt auch Sätze von sich wie: „Angela Merkel ist ein Glücksfall für Deutschland.“ oder „In schweren Zeiten eine besonnene Kanzlerin zu haben, ist ein Glück!“ oder „Ihre Art ist sehr beeindruckend.“ Mensch, Mandoki, das wissen wir doch alle längst. Deshalb sind wir ja hier auch alle so wahnsinnig glücklich! Und singen und lachen den ganzen Tag. Und lobpreisen unsere herrliche Kanzlerin, die uns so unendlich viel Gutes getan hat – und wahrscheinlich nochmal genausoviel Gutes tun wird – ‚mit dem Licht von morgen in der Hand!… *Gulp*
Vielleicht erinnert sich noch jemand daran, was dabei herauskam, als unser Freund László… ääähhh… Leslie klingt ja viel cooler… sich zuletzt an „politischem Liedgut“ versucht hat? Na, wer weiß es? Der Song hieß „Wir sitzen alle im selben Boot“, stammt aus dem Jahre 1981 und enthält folgende unsterbliche Zeilen:
„Die Cleopatra hat den großen Cäsar ganz klein gekriegt über Nacht
Und der Dschinghis Khan, ja der hat in Wirklichkeit nur drei Kinder gemacht,
Und der Schmidt, der hat Strauß und der Strauß, der hat Schmidt
Und Napoleon sein Waterloo
Auf der Erde leben Milliarden Menschen
Und einer davon bist du – Hey Hey (…)
Ja, der Cassius Clay haut dich aus den Socken
Und der Chruschtschow haut mit dem Schuh – Njet!
Das Mauerblümchen bleibt ewig hocken
Und der Heino singt noch dazu (…)
Und die Alice spricht von Emanzipation
Und der Pfarrer vom Zölibat
Und das Ganze nennen sie Revolution
Und jetzt haben wir den Salat – Hey Hey“
Tja…Das ist wirklich hart… Da der Wahlkampf aber offensichtlich bereits jetzt einen neuen Tiefpunkt auf der nach unten offenen Dumpfbacken-Skala erreicht zu haben scheint, dürfen wir uns sicher noch auf weitere Peinlichkeiten freuen. Zumal Frau Lengsfeld ja bereits ihren nächsten Sensations-Coup angekündigt hat. Da fällt einem doch gleich Hadschi Halef Omar ein:
„Sein Turban
Der war viel zu groß für ihn
Sein Pferd sah aus
Als könnt‘ es kaum noch geh’n.
Doch wenn er kämpfte
Ist allen schnell das Lachen vergangen.“

