Darwin für Arme

Das war dann heute wirklich „Survival of the Fittest“ im Büro. Der Tag begann damit, dass eine Kollegin etwas invalide aus der gestrigen Zumba-Stunde anhumpelte. Daraufhin meinte eine Kollegin zu einer zweiten „Ja, des is‘ ja klar. Wie sacht ma‘ noch so schön? ‚Sport is‘ …“ und wartete darauf, dass diese ihren Satz beenden würde. Nach kurzem Überlegen kam dann allerdings nur ein zaghaft-fragendes „… Horror? …“ als Antwort. Ähemmm… Ja. Genau!

Und so ging das den ganzen Tag über weiter. Die Verbalakrobatin hatte gestern einen Anruf für mich entgegengenommen, leider aber völligen Unsinn weitergegeben, was sie mir in aller Frühe bereits stolz vermeldete. Ich war fassungslos. „Aber… aber… das war doch gar nicht das, worum es ging…“ Sie: „Nicht?!“ Ich: „Nö!“ Als ich versuchen wollte, die Angelegenheit per Mail auszubügeln und sie fragte, was genau sie denn nun der Kundin gesagt habe, dachte sie kurz nach, sah mich mit leerem Blick an und meinte: „Ich weiß es nicht mehr…“ Na, dann.

Und so ging nahtlos ein schrecklicher Augenblick in den nächsten über. Am Ende hoffte ich nur noch, dass sich irgendwo ein tiefer Abgrund auftäte, der gnädigerweise mich oder wahlweise alle anderen Anwesenden verschlingen würde. Nichts dergleichen! Wo ist ein Höllenschlund, wenn man ihn braucht?!

Mit letzter Kraft füllte ich den Urlaubsantrag aus und machte mich auf den Weg zum Autohaus, um mich freudig auch noch finanziell ruinieren zu lassen. Neues Auto – neuer Satz Winterreifen auf neuem Satz Felgen. Da weiß man hinterher wenigstens, warum man sich dieses Elend nahezu Tag für Tag antut. Als ich mich per Barzahlung zum Freund aller Autohändler machte, fragte ich mich allerdings, ob der Preis nicht doch etwas zu hoch sei. Nicht der Reifenpreis, aber die Kraft, die es mich gekostet hatte, dieses Geld zu verdienen.

Ja. Ist er definitiv. Aber bis ich eine Möglichkeit gefunden habe, mit etwas, das Spass macht, ausreichend Geld zu verdienen, werde ich mich wohl weiterhin Tag für Tag psychisch zugrunde richten lassen müssen. „Ja, des is‘ ja klar. Wie sacht ma‘ noch so schön? ‚Arbeit …“ – „… ekelt? …“  

Naja. Ich hab’s überlebt. Und jetzt bin ich erstmal frei. Zumindest für die nächsten neun Tage – eine Zeitspanne, die in der Evolutionsgeschichte ausgereicht hat, die ein oder andere Spezies komplett auszulöschen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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