Kleine Ziele

Man muss sich kleine Ziele setzen. Solche, die auch zu verwirklichen sind. Hugo zum Beispiel hatte sich für heute vorgenommen zu trocknen. Irgendwie war er immer noch etwas feucht von meinem Angstschweiß im Zahnarztstuhl gestern. Nachdem er heute aber neuneinhalb Stunden lang auf meinem Bildschirm gelegen hatte, fühlte er sich heute abend wieder „normal“ an. Mission accomplished! Sein nächstes Ziel: die „demokratische Radikalisierung“ unseres Büros. Eine Aufgabe, an der er meiner Meinung nach scheitern könnte, aber davon will er nichts wissen.

Ich hatte mir für heute lediglich das Ziel gesetzt, den langen Arbeitstag möglichst unbeschadet an Leib und Seele zu überstehen. Körperlich ging es mir dann auch auf dem Heimweg nicht wirklich schlechter als auf dem Hinweg. Die Spätfolgen der ununterbrochenen Greueltaten an meiner zarten Kinderseele werden allerdings wohl erst nach Jahren sichtbar werden. Die Kollegin ohne Muttersprache hat wieder ganze Arbeit geleistet. Wer weiß schon, wie sich das irgendwann auswirkt?! Am Ende lungere ich im Rentenalter vor Grundschulen herum und verprügele Erstklässler, die sich „Gib mir mal der Ball!“ zurufen. Mir graut vor mir.

Manchmal dauert es halt etwas länger. Wie zum Beispiel bei diesem Eidgenossen (Achtung! BILD-Link!), der auch fünf Jahre später das Dummgeschwätz von Gottschalk noch nicht wirklich verarbeitet zu haben schien. Er ist wohl letztendlich an seinen schlimmen Erinnerungen gescheitert. Oder vielleicht auch einfach nur am schlechten Deutsch seiner Nachbarin? Zitat: „Nachbarin Doris B. ist über den Unfall im Nachbarhaus noch immer erschüttert: ‚Nie hätte ich gedacht, dass es das gefährlich sein könnte.'“ Na, dann…

Ich kann mir schon vorstellen, dass es sehr belastend sein kann, jahrelang mit Sätzen wie „Bringst du mir einer mit?“ oder „Welchen Betrag ist das denn?“ drangsaliert zu werden. Das tut weh. Vielleicht anfangs nur ein wenig – aber irgendwann staut sich das dann auf. Und der Druck wird zu groß. Und dann?

Ich glaube, ich schließe mich Hugo an und arbeite an der „demokratischen Radikalisierung“ der Welt. Kann es das gefährlich sein? Niemals!

Darum kümmere ich mich dann aber später… Irgendwann… Ziel für heute Abend ist erstmal: wach bleiben bis 22:15 Uhr. Oder vielleicht sogar bis 23:15 Uhr. Gar nicht so einfach – wie die Erfahrung der letzten Dienstage zeigte.

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