„Vom Einfachen das Beste“

Was für ein überaus gelungener Sonntag! So gelungen, dass ich nach meiner Heimkehr nicht mal mehr etwas dazu schreiben konnte, weil es bereits nach 2 Uhr nachts war.

Aber beginnen wir einmal gaaanz am Anfang. Bereits vor längerer Zeit hatte mir der Bauherr mitgeteilt, dass ich mir den gestrigen Tag freihalten solle, weil ich da bereits etwas vorhätte. Gut. Um 13 Uhr fuhren wir los Richtung rheinland-pfälzische Grenze. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was auf mich zukommen würde. Der Bauherr hielt dicht und ließ mich raten. Von „Fotokurs“ bis „Sektentzug“ war alles dabei.

Am Ende fuhren wir beim „Falkenhof“ vor. Bei mir klingelte allerdings immer noch nichts. Die Pferde auf der Koppel (ein Kaltblut – ich war spontan verliebt!) ließen mich kurzfristig auf „Reitstunden“ tippen. Weit gefehlt! Der Bauherr – der beste Bauherr aller Zeiten! – gab mich bei Franz Keller ab. Zu einem Kochseminar. Hammer!

Ich traf als Erste ein, kurz nach mir die zweite weibliche Teilnehmerin – es folgten nur noch Männer verschiedener Altersklassen. Die Begrüßung war überaus herzlich. Man fühlte sich eigentlich mehr wie bei einer Einladung zu Freunden (oder zu Freunden von Freunden). Und das war im Prinzip auch der Tenor der gesamten Veranstaltung. Es wurde gekocht, gegessen, gekocht, gegessen,… und zwischendurch wurde das Glas in der Hand niemals leer. Die gesamte Veranstaltung war absolut inspiriererend, unterhaltsam, köstlich, kurzweilig und absolut angenehm. Man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass ein Programm abgespult wurde – dazu gab es auch einfach zuviele spontane und geniale Abweichungen vom Plan. In den insgesamt 12 Stunden des Kochens, Erzählens, Essens und Trinkens in „Adler Wirtschaft“-Schürzen kam keine Sekunde Langeweile oder Desinteresse auf. Das war einfach ein perfekter Tag, den man jedem Kochinteressierten nur empfehlen kann.

Franz Kellers Philosophie – wobei das bereits wieder fast zu krampfhaft klingt, um der Sache wirklich gerecht zu werden – kam in jedem Handgriff zum Ausdruck: „Vom Einfachen das Beste“. Da wurde nichts verschwendet oder mißachtet. Die Lebensmittel wurden als etwas Wertvolles behandelt – und was dabei herauskam, schmeckte genau danach. Gute Zutaten mit Liebe zum Produkt zubereitet. Da war jeder Happen ein Hochgenuss.

Ich könnte jetzt noch stundenlang schwärmen, aber ich will dieses Thema nicht bereits heute „verbrennen“ (zumal ich nach den drei Stunden Schlaf der vergangenen Nacht jetzt doch mittlerweile etwas angeknockt bin). Deshalb hier erstmal nur ein Blick auf die aus Zufall heraus entstandenen „Häppchen“ vor den eigentlichen Gerichten. Beim Filetieren der beiden Wolfsbarsche für den zweiten Gang („Filet vom geangelten Atlantik-Wolfsbarsch ‚à la nage‘ mit Mangold und Lauchpürée“) wurde neben den Resten für den Fischfond (ein Blick in den Topf), der später noch zum Einsatz kommen würde, einiges an Fisch zu einem Tatar verarbeitet, der so simpel wie köstlich war: gehackter, roher Fisch, Staudensellerie- und Fenchelwürfelchen – abgeschmeckt mit Limettensaft, Salz, milden Pepperoni, Schalotten und Olivenoel. Der Meister servierte das ganze auf geröstetem Weißbrot. Waaah! Selten hat etwas derart Köstliches meinen Gaumen berührt.

Im Schwung der Begeisterung entstand ein zusätzlicher, spontaner Vospeisenteller: aus der gleichen – nochmals zubereiteten – Masse wurden kleine Fischfrikadellen geformt, die kurz von beiden Seiten unter den Grill kamen, mit je zwei Wolfsbarsch-Sashimi und einem genialen Wasabi-Joghurt war das eine perfekte Kombination. Tischgespräch waren dann zwar Fadenwürmer, aber das tat dem Genuss keinerlei Abbruch. Der ausgesprochen leckere „Weißwein!“ (2009er Hattenheimer Schützenhaus, ein Viognier) sorgte für die ausreichende Desinfektion.

Die weiteren Gänge hebe ich mir für die nächsten Tage auf, zumal ich einiges davon nachkochen möchte, damit der Bauherr ebenfalls etwas von seinem Überraschungsgeschenk hat. Das war wirklich eins der tollsten „Geschenke“ (wenn nicht das Tollste überhaupt!), das ich je bekommen habe. An dieser Stelle nochmals: Danke!

3 Kommentare

  1. Boah… Wahnsinn. Neidvoller Blick auf die Bilder. Sieht alles so lecker aus. Das kann einfach nur „munden“. Finde ich erstens eh interessant, dass du vom Bauherrn einen Kochkurs geschenkt
    bekommst. das finde ich nicht nur lieb, sondern genial. „Nur“, aber das scheint bei deiner Interesse fürs ausergewöhnliche Speissenzubereiten nicht zu zu treffen, „nur“, manche Frauen würden das
    wahrscheinlich missverstehen. So als wenn sie nicht kochen könnten und nun erst einmal Kochen lernen sollten.
    Das wiederum spricht für eine ausgewogene, zwischenmenschliche „Kochharmonie“ bei und zwischen euch. Respekt. Dann bin ich ja auf die nächsten Tage und „Anschauungen“ gespannt. 😉

    LG und nen schönen Tag noch.

    rolf

  2. Ach ja und Nachtrag. Getraue dir ja nicht, also „NIE“, diesen Blog einzustellen, oder gar die Bilder aus den Alben raus zu nehmen. Das darfst du nicht. Hörst du. Auf diese Art habe ich nämlich auch
    ein wunderschönes und anschauliches „Kochbuch“ via Internet. 😉

    rolf

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