Wenn ich den See seh‘, brauch‘ ich kein Meer mehr…

Und Seen satt hatte mir der Bauherr für diesen Urlaub ja auch versprochen. Er sollte recht behalten, auch wenn den Weg zu manchem See wesentlich beschwerlicher war als ein Standspaziergang. Aber im Prinzip ist das ja klar, wenn man in die Berge fährt.

Der erste Tag machte dies dann auch gleich deutlich. Wir fuhren zum Refugi de Malniu (2.138 m) – zwischendurch mussten Kühe und Pferde von der Fahrbahn gescheucht werden -, stellten das Auto ab und machten uns auf den Weg zum Gipfel des Puigpedrós.

Diesmal kam der See recht früh am Tag, nämlich vor dem eigentlichen Anstieg. Gutgelaunt und mit frischer Kraft meisterte ich die mir gestellte Aufgabe zu des Bauherren Erstaunen ohne Gejammer und Schwächeanfälle. Am Gipfel in 2.914 Metern Höhe war selbst ich dann überrascht von meiner Performance. Sollte das Heike-Training in den letzten Wochen tatsächlich etwas gebracht haben?! Es schien so.

Außer der Stehle und dem schiefen Kreuz befand sich auf dem Gipfel übrigens auch noch eine lustige Krippe. Der Ochse lehnt übrigens rechts an der Wand und wirkt relativ uninteressiert weil ihm ein Bein fehlt, und er nicht mehr allein stehen kann. Armer Ochse! In dieser Höhe gibt es ja auch nicht eben an jeder Ecke einen Veterinär…

 

Nach den Strapazen des Tages hatten wir uns dann allerdings auch endlich mal ein gescheites Essen verdient. In Irland und Schottland war man ja prinzipiell vom Frühstück bis abends satt, aber diese Franzosen naschen ja nur hier ein wenig am Croissant und knabbern dort ein bißchen am Marmeladenbrot. Und das war es dann auch schon. Wie Briten das in Frankreich aushalten, erschließt sich mir nicht so recht.

Wir jedenfalls hatten bereits im Vorfeld entschieden, wo wir zu Abend essen wollten. Eine Bauherren-Internetrecherche hatte ergeben, dass sich dazu das „Cal Cofa“ in Llivia hervorragend eignen würde. An dieser Stelle: Wir danken dem TripAdvisor hiermit in aller Form. Sowohl Unterkünfte als auch Restaurants entsprachen stets dem Gros der Kritiken. Mit dem „Cal Cofa“ landeten wir jedenfalls gleich einen absoluten Volltreffer.

Und der Service war zudem derart freundlich, dass eine Konversation mit Händen und Füßen eher für gute Laune als Naserümpfen sorgte. Catalàn oder wenigstens Spanisch sind nicht gerade unsere Stärke. Immerhin der Bauherr spricht einigermaßen Französisch, das wir beide in der Schule zugunsten von Latein hatten sausen lassen. Llivia ist – das muss dabei erwähnt werden – eine spanische Stadt mitten auf französischem Staatsgebiet. Eine sehr hübsche Stadt zudem. Lohnt wirklich einen Besuch. Zum Essen allemal.

Zurück ins „Cal Cofa“, von dem ich zuerst gedachte hatte, es sei das Restaurant eines Herren namens Karl Koffer, aber das ist wieder eine andere Geschichte… Wir orderten je ein Filet – einmal „au Roquefort“ und „au fromage à Llivia“ – und Desserts – „Crème Catalan“ und „Orange à Crème Brûlée“ – und ab da genossen wir nur noch. Vorab gab es einen ausgesprochen leckeren Sangria- Nein! Nicht aus dem Eimer… – und ein Schälchen Oliven.

Auf Anraten der Bedienung hatten wir als Vorspeise „Pa amb tomàquet“ bestellt, eine Art Tomatenbrot. Dazu gab es eine Scheibe Pâté. Köstlich! Das Fleisch des Hauptgangs war sensationell. Die Desserts gaben uns schließlich den Rest. Allerdings tauchte in dem Augenblick, als wir gerade völlig satt und glücklich waren, die nette Bedienung mit gezuckertem Blätterteig und einer kompletten Flasche Aprikosenlikör auf. Ein winziger Schluck pro Person – wir waren bereit für die Rechnung. Ein solches Essen hätte uns in der Heimat locker das Doppelte gekostet – und sicher nicht derart gut geschmeckt.

Ein anschließender Verdauungsspaziergang durch Llivia überzeugte uns davon, dass man hier wirklich gut leben könnte – wenn man denn besser Catàlan spräche… Hübsch! 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.