Figolli für Grobmotoriker. Peinlich. Ich weiß.

Da habe ich es doch tatsächlich geschafft, Figolli zu backen. Nachdem ich es mir schon ewig vorgenommen habe. Dem Plätzchenwahn der Vorweihnachtszeit muss doch endlich etwas entgegengesetzt werden. Zu Ostern. Das Osterplätzchen. Den Gatten überzeugte die Argumentation, dass da Mandeln drin seien. Okay… Dann brauchen wir die vielleicht doch… Ich war hochmotiviert beim Gedanken ans Bemalen und Verzieren. So hatte jeder was davon. Die Kwareżimal sind schließlich weggefuttert. Da muss Nachschub her.

Pippa Mattei meint dazu in „Pippas Festa!“: „Easter in Malta spells one thing in the culinary calender and that ist Figolli. Fot those of you who don’t know, they are large double-sided biscuits filled with a delicious almond paste. These Biscuits are prepared in various shapes with the use of large cookie cutters. Once filled and baked they are decorated with glacé icing, royal icing or chocolate covering, and then decorated with coloured or silver balls. They are a feast for the eye and delicious if they are made well. As with so many other things, homemade figolli are best.“

Nachdem ich mir einige Videos und Fotos im Netz angeschaut habe, fand ich das mit der Größe etwas unglücklich. Zwei Stück auf einem Backblech! Das ginge sicher auch kleiner. Und es ist ja hier weit und breit kein Malteser in der Nähe, der mich wegen Schändung seiner Traditionen ans Kreuz nageln kann. Wichtig sind die Formen. Mit Häschen, Herz, Taube und Fisch war ich – wenn ich das beurteilen kann – selbst für maltesische Verhältnisse recht gut ausgestattet. Das sollte passen.

Ich fürchtete zwar, dass es bei den Ohren des Hasen etwas frickelig werden könnte. Aber sicher im Leben nicht so frickelig wie beim Weihnachtsdebakel mit Bambi dereinst… Manuela, du dummes, naives Ding!

Die Plätzchen selbst bekam ich sogar ganz ordentlich hin. Selbst wenn man bedenkt, dass es bei den kleineren Formen nicht einfach war, die Füllung in die letzten Ecken und Winkel zu quetschen. Aber es ging.

Liebevoll gefüllt und schön ordentlich zugedrückt am Rand wanderten sie in den Ofen. Und als sie wieder herauskamen, rochen sie gut und sahen aus, wie sie aussehen sollten.

Doch dann nahte die Katastrophe. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erstmal zeigen, wie die Dinger eigentlich aussehen, wenn sie so sind, wie ich sie mir vorstelle. Bitte sehr – ein Blick auf das, was man bei der Google-Bildersuche mit dem Suchbegriff „Figolli“ so zu sehen bekommt:

Ich meine, da isses doch wirklich nicht unrealistisch, wenn man Ähnliches von sich selbst erwartet. Doch. Isses. Offensichtlich. Bereits als ich die Farben anrührte, fand ich, dass sie deutlich zu grell waren. Ich hatte zwar Speisefarbe in „Pastellfarben“ bestellt, aber den Hinweis missachtet, dass sie sehr intensiv seien und man sie vorsichtig dosieren solle. Geschenkt. Zu spät. Und nicht mehr genug Puderzucker im Haus, um nochmal von vorne zu starten. Schulterzucken… Kirmeskekse dann halt…

Schlimmer wurde es nur, als ich mit dem Royal Icing loslegte. Statt kunstvoller, filigraner Muster produzierte ich Hasen des Horrors und Fische ganz tief aus dem Ozean der Abscheulichkeit. Ich habe lange – sehr lange! – überlegt, ob ich sie überhaupt fotografieren soll. Und dann habe ich noch viel länger überlegt, ob ich sie öffentlich zeigen soll. Vielleicht als abschreckendes Beispiel für Selbstüberschätzung. Warum ich es tue? Weil es lächerlich ist, nur Tolles und Gelungenes herzuzeigen. Bitte sehr. Nehmt dies!

Ich sehe vor meinem inneren Auge maltesische Kinder, die schreiend wegrennen, als ihnen ihre Mutter am Ostermorgen eins von meinen Dingern in die Hand drückt. Mir ist exakt eine einzige Linie gelungen: Die linke Seite des rosafarbenen Herzens ohne Punkte. Wenn das nicht die mit weitem Anstand hässlichsten Figolli sind, die jemals in der Geschichte der maltesischen Inseln hergestellt wurden, weiß ich es auch nicht. Plätzchengewordene Vogonenlyrik. Kurze Pause jetzt, bis alle sich wieder beruhigt haben.

Als ich sie probierte, verzieh ich ihnen. Sie schmecken wirklich gut. An der Mandel kann der Malteser was. Respekt! Zu diesem Zeitpunkt – am absoluten Tiefpunkt meiner Selbstachtung – fiel mir ein, dass ich ja nochmals die gleiche Teig- und Füllungsmenge im Kühlschrank hatte. Alternativplan! Figolli für Grobmotoriker!

Heraus kamen kreisrund ausgestochene Plätzchen ohne viel Tamtam. Schokoglasur drüber, das obligatorische Figolli-Ei drauf. Aus die Maus!

Beim Betrachten des Fotos fällt mir gerade auf, dass sie sich farblich auch hervorragend für die Meenzer Fassenacht eignen. Na toll. Auch das noch. Und fürs Foto waren sie auch noch nicht ganz getrocknet, aber egal.

Ich glaube, ich kümmere mich mal lieber ums Abendessen. Vielleicht kriege ich wenigstens das hin. Backen hat sich jedenfalls erstmal erledigt.

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