Letzte Station: São Miguel

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Nach dem Motto „Man sieht sich immer zweimal“ war für den Abschied von den Azoren ein erneuter Besuch auf São Miguel geplant. Damit hatten wir im vergangenen Jahr den Urlaub begonnen. Wir bezogen wieder Quartier in der „Quinta Altamira“ in Caloura, wo wir überaus freudig begrüßt wurden. Und den guten Basalto gab es auch wieder als Gastgeschenk.

Das Tollste allerdings waren die Betten. Nach einer halben Woche rückenzerstörenden Schlafens auf einer Matratze, die diese Bezeichnung nicht wirklich verdient hatte, wartete hier ein Doppelbett in voller Länge auf uns. Hart, aber nicht zu hart. Herrlich! 

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Auf dem Hinweg hatten wir bereits im altbekannten „Continente“ eingekauft und uns mit Getränken und Lebensmitteln versorgt. Der Rest des Tages verging mit der Vereinbarung von Tauchterminen für den Advanced Open Water Husband und mit einem Abendessen in der Bar Caloura im Hafen.

Das altbekannte Salatbuffett mit dem köstlichen Salada Fejão Frade wartete. Der Frischkäse mit Piripiri hatte nirgends besser geschmeckt. Und wir suchten uns unseren Fisch aus der Vitrine aus.

Auf meinem Teller landete ein Parrotfisch, auf dem Teller gegenüber ein Amberjack. Wir schafften sogar noch Desserts: Ich bestellte mit einen Puddim Inhame und der Chef orderte Maracujamousse. Hach! Schön!

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Gut gestärkt fielen wir in unserem herrlichen Bett in einen erholsamen Schlaf. Am nächsten Morgen war das Wetter ausgezeichnet. Und wir hatten noch eine Rechnung aus dem vergangenen Jahr offen. Unsere Wanderung zum Lagoa do Fogo war damals kurz vor dem Ziel abgebrochen worden, da wir völlig durchnässt waren. Den See hätte man damals ohnehin nicht sehen können, da er seinem Namen mal wieder alle Ehre machte.

Diesmal jedoch war alles ganz anders. Wir gingen die Rundwanderung von der anderen Seite an, sodass wir in der zweiten Hälfte an den Levadas entlang marschieren würden, wo wir im vergangenen Jahr gestartet waren. Ein gute Idee!

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Der Aufstieg war landschaftlich herrlich – meist mit Meerblick und zog sich mehr gleichmäßig in die Höhe. Als wir den See erreichten, war ich total überrascht, wie schön er ist. Bislang kannte ich ihn eben nur als Lagoa do Fogo (auch vom Miradouro an der Straße hatten wir ihn im letzten Jahr nur im Dauernebel gesehen).

Ein außerordentlich hübscher See, der Lagoa do Fogo sim Fogo.

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Auch der Rückweg entlang der Levadas, kleiner Wasserkanäle die einen Großteil des Wegs säumen, und durch den Wald war ohne Regen viel schöner. Quelle surprise! Was für einen Unterschied doch so ein wenig Sonne macht.

Als wir zurück zum Auto kamen, musste ich feststellen, dass meine Crocs nach stundenlanger direkter Sonneneinstrahlung eine Temperatur hatten, die es nicht erlaubte, sie anzuziehen. Nach dem Abkühlen verursachten sie Druckstellen. Irgendwas ist da geschmolzen und verquer wieder abgekühlt. Grrrrr….

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Am Nachmittag blieb noch etwas Zeit, um die schönsten Miradouros der Azoren abzufahren: Miradouro da Ponta da Madrugada und Miradouro da Ponta Sossego. Beide wie wunderbare Gärten gestaltet, mit etlichen Grillplätzen bestückt und mit einer herrlichen Aussicht aufs Meer ausgestattet. 

Und das Beste: Man kann mit dem Auto vorfahren! Anstrengungsloser Wohlstand… ääähhh… Panoramablick praktisch!

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Apropos „Panoramablick“: Es folgte eine Fahrt auf den Pico Bartholoméu, die nichts für schwache Nerven ist. So schön der Ausblick von oben auch ist: Wer nicht ganz schwindelfrei ist, sollte es lieber lassen. Die Auffahrt geht über einen sehr schmalen Grat. Ich schloss die Augen und betete. Gottlob saß der Gatte am Steuer, der allerdings ob meiner Jämmerlichkeit ein wenig die Contenance verlor.

Immer, wenn er mir rechts oder links etwas zeigen wollte, wimmerte ich nur vom Beifahrersitz. So etwas hatte er ja seit Feteira nicht mehr erlebt! Ich war jedenfalls froh, als wir unbeschadet wieder im Flachland waren. Auch wenn ich zugeben muss, dass der Ausblick wirklich ausgezeichnet war.

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Der Abend verging mit einem Gläschen Basalto bei Sonnenuntergang an der Steilküste. Schön war das. 

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Für den folgenden Tag war der Besuch von Furnas und dem Lagoa das Furnas geplant. Das hatte ich im letzten Jahr verpasst, weil ich halbtot und erkältet im Haus rum lag. Jetzt aber! Diesmal war ich dabei!

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Zuerst schauten wir uns die Kochstellen, sog. „Fumaroles“, an, in die die ortsansässigen Hotels große Töpfe mit „Cozhido“ versenkten, der dann einige Stunden im heißen Schwefeldampf garte. Überall schwefelte und brodelte es. 

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Am Lagoa das Furnas stank es dann nicht mehr nach Hölle-Hölle-Hölle, sondern war sehr hübsch. Irgendwie hatte ich etwas mehr Hades-mäßiges erwartet. Wir liefen am Westufer bis zur Hälfte um den See herum. Die Wege sind sehr abwechslungsreich und schön schattig.

Lediglich auf die lächerlichen „Kunstwerke“ vom letzten Stihl-Woodcarving-Contest hätte man locker verzichten können. Hans-Peter Stihl, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages hat zwar schon einiges an Leid über deutsche Arbeitnehmer gebracht, aber mit der Ausrichtung eines Woodcarving-Contests auf den Azoren hat er eindeutig überzogen. Oder um mit der Kanzlerin zu sprechen: „Das geht gar nicht.“ 

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Nach Durchsicht der Gewinner-Elaborate ist man heilfroh, nicht erfahren zu müssen, wie die Werke der Zweit- und Drittplatzierten ausgesehen haben. Gulp!

Zurück zum See: Wirklich schön mit netten Uferplätzen und immer wieder anders. Mehr Fotos auf Flickr.

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Und wo wir gerade bei schönen Plätzen sind: Unser Weg führte uns anschließend in den Parque Terra Nostra in Furnas, der mit Abstand der schönste Park ist, den ich je besucht habe.

Vor dem dazugehörigen Hotel gibt es ein riesiges Schwimmbecken mit schwefeligem Inhalt, indem aber auch wieder nur einer von uns schwamm: der Gatte. Das Wasser ist zwar konstant 38° C warm, was mir prinzipiell entgegenkommen würde, aber es stinkt total schwefelig. Börks.

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Zu Abend aßen wir dann nochmals meinen neu entwickelten Bohnentopf, dessen Rezept ich bei Gelegenheit (Herbst vielleicht?!) mal verbloggen werde.

Der nächste Tag verging für den Gatten mit zwei Tauchgängen und für mich mit einem Buch auf der Terrasse. Herrlich. Für beide…

Abends marschierten wir wieder in die Bar Calhoura und gönnten uns Käse & Brot, Makrele, Barracuda, Bolo de Ananás und Maracujamousse. Faul rumliegen und essen war auch mal nicht schlecht. Vor allem die frischen Feigen vom Frühstück sind auch eine Erwähnung wert. 

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Der nächste Tag begann wie der vorherige. Abtauchen war angesagt. Am Nachmittag fuhren wir dann nach Ponta Delgada, da zum einen ich mir mal die Stadt, in der wir beim letzten Mal nur einen Abend verbracht hatten, anschauen wollte, und zum zweiten für den letzten Abend ein Tisch im „Tasca“ reserviert werden sollte.

Ersteres gelang, die Tischreservierung scheiterte. Komplett ausgebucht. Mist! Nach dem letzten Besuch wollten wir unbedingt nochmals dort essen. Das war jetzt natürlich blöd.

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Wir schlenderten also etwas frustriert durch die Stadt, sahen uns einen Park an (der andere war geschlossen…), fanden zufällig den letzthin in einer einzigen Nacht vernichteten Anis-Likör zu einem unglaublich günstigen Preis, sodass wir eine Flasche erstanden, bummelten durch den Hafen – und standen vor den Läden mehrerer Anbieter von Whale-Watching-Touren.

Mmmhhh… Auf Pico hatten wir schon überlegt, weil es doch beim letzten Mal so unglaublich schön gewesen war, aber wir hatten gezögert. Nachher sieht man nichts oder es ist sonstwie blöd… Soviel Glück wie bei der letzten Tour hat man sicher nicht immer…

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Hier nun rangen wir uns doch noch auf den letzten Drücker dazu durch, zwei Tickets für den kommenden Tag zu erwerben. Und wenn schon… Risiko! Im Untertaunus sieht man ja so selten Wale oder Delphine.

Zuletzt schauten wir uns noch die Arruda-Ananasplantage an, die wir allerdings erst nach endloser Suche in Fajã de Baixo fanden. Der Azoraner an sich hält eh nicht sehr viel von Ausschilderungen…

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Der Abend verging auf der Terrasse mit der Vernichtung von Lebensmittelresten, die wir weder wegwerfen, noch in den Koffer packen mochten.

Und jetzt kommt er auch schon: unser letzter Urlaubstag! Heul… Zähneknirsch…

Vor unserem Whale Watching schauten wir uns noch die Keramikmanufaktur Viera an, die diese netten Azulejos und allerlei Geschirr in blau-weiß herstellen. Ein bißchen was würde doch noch in die Koffer passen. Der Gatte war kritisch. Klar.

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Und dann ging es auch schon zum Hafen. Und ins Boot. Ein deutlich größeres Boot diesmal, das wohl die befürchtete Flutung meiner Kamera verhindern würde. Tat es dann auch.

Und wir hatten Glück! Wir sahen Tümmler, Fleckendelphine und Pottwale. Und ich konnte – das hatte ich mir schon die ganze Zeit gewünscht – tatsächlich ein Walschwanzflossenfoto beim Abtauchen machen! Und der Wal, der abtauchte, hatte ein erst wenige Tage altes Kalb dabei. Hach!!!

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Das Whale Watching war eine sensationell gute Idee gewesen. Beim letzten Abendessen in der Bar Caloura waren wir immer noch total begeistert.

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Das hinderte uns jedoch nicht daran, und wieder einen nett aussehenden Fisch aus der Vitrine auszusuchen, der kurz darauf auf dem Grill landete. Meiner ist der Zweite von links. 

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Gegrillt sah er dann zwar etwas anders, aber deutlich leckerer aus, der Kleine. Und er schmeckte sensationell. Skorpionfisch hatte ich vorher noch nie probiert und war echt begeistert. Der Chef gönnte sich zum Abschied nochmal eine Pfanne Lapas. Vorab hatten wir Käse & Brot und einen Salada Polvo.

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Zum Dessert gab es für mich nochmals Puddim Inhame. Hier beging der Gatte den Fehler etwas Neues testen zu wollen. Das Glas mit dem pinkfarbenen Zeugs sah aber auch lecker aus. Sah aber leider nur so aus – die Mousse Babosa. Schmeckte total langweilig. Schade…

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Und das war es dann jetzt auch schon. Am nächsten Morgen ging es zum Flughafen, in den Flieger und nach Frankfurt. Schön war’s, Azoren! Bye-bye, Wale!

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