
… und da sind wir wieder! Schweren Herzens. Schön war’s! Und das Wetter im aus verschiedenen Gründen deprimierenden Deutschland ist jetzt noch schwerer erträglich. Auf Gozo waren alle Leute gut gelaunt. Und freundlich. Das bestärkt alles die Theorie, dass „der Deutsche“ sich nur deshalb seit Menschengedenken so blöd aufführt, weil er fröhliche und mit mehr Sonnenstunden gesegnete Völker erniedrigen und demütigen will. Und der lange Kanzlerinnenschatten macht es hier gleich noch etwas frostiger…
Ooops! Wie jetzt die Kurve zum Urlaubsnachbericht schaffen?! Der Einstieg ist jedenfalls schon mal total daneben gegangen…
Gozo! Zweitgrößte (und irgendwie auch zweitkleinste) der Maltese Islands. Fast jeder, dem ich erzählte, wohin ich für eine Woche verschwinde, antwortete auf mein „Gozo“ mit „Woissndas?!“ Gut… MUSS man nicht unbedingt kennen. Keine wirklich verheerende Bildungslücke.
Gozo wurde bei uns bereits vor dem Azorenurlaub aktuell, da der Gatte sich allein dorthin begab, um seinen „Advanced Open Water Diver“-Dingenskirchen zu machen, damit er auf den Azoren zu Wasser gelassen werden konnte. Ich arbeitete derweil. Einer muss ja dafür sorgen, dass die Familie im Luxus leben kann.
Und eigentlich waren für Herbst eher ein paar Tage Nordsee angedacht, aber dann beschlossen wir, tauchtaugliche Gewässer aufzusuchen. Ich bin ja schon ein großes Mädchen und kann mich während der Tauchzeiten alleine beschäftigen.
Zum Beispiel mit Fotografieren. Oder mit dem Studium gozitanischer Kochbücher. Oder auch mit einer tollen Erkältung an den ersten Tagen. Sooo schlimm fand ich die allerdings bei Sonnenschein mit einem Buch auf unserem kleinen Balkon gar nicht mal.
Aber jetzt mal von Anfang an. Vor einer Woche samstags begaben wir uns zum Fraport, um Nebel, Frost und andere Unbillen hinter uns zu lassen. Die Lufthansa servierte fiese Sandwiches (wahlweise Käse mit Ei oder Putensalami). Der Pilot war offensichtlich angewiesen, mehr als üblich zu erzählen und dabei etwas zu menscheln, damit der Lubitzfaktor nicht so zum Tragen kommt. Ich glaube, er war kurz davor, Kinderfotos rumzureichen und weinend zu beteuern, dass er unbedingt mit seiner Familie zu Abend essen möchte.

Lustig war der Überflug der Schweizer Alpen. Die Bergspitzen schauten aus den Wolken raus. Der launige Pilot kündigte Palermo und den Aetna an. War auch beides gut zu erkennen. Die Landung auf Malta war sanft. Der Leihwagen ein Kia Rio – mal wieder. Die Fährüberfahrt nach Gozo verlief problemlos. Und wir schafften es pünktlich zum Abendessen in die Marsalforn Bay.

Beim Frühsommerbesuch hatte der Gatte bereits einsam Restaurants getestet. Wir marschierten zum favorisierten „Menqa l’Antika“. Und es war super. Wir hatten als Starters das „Mushroom Fricassee“ (infused with black truffle, flamed with cognac, on puff pastry and topped with rocket leaves and parmesan shavings) und die „Soup of the Day“ (Karotte-Kartoffel). Anschließend gab es die zwei Tagesgerichte: „Rabbit livers“ und gozitanische Pasta mit Stückchen gozitanischer Wurst. Beides köstlich.

Für ein Dessert blieb kein Platz, zumal das Amuse – reichlich Brot und ein Teller mit Kapern, Rucola, Linsen, lustiger maltesischer Pasta und köstlichen eingelegten Zwiebeln – unseren ersten Heißhunger bereits gestillt hatte. Beim Limuncell aufs Haus war klar, dass wir hier definitiv wieder landen würden. Zu Fuß zu erreichen, Essen gut, Preise absolut angemessen, Service perfekt. Topadresse auf der ‚Fressmeile‘ im Hafen von Marsalforn.

Nachmittags stand erstmal Gozos most photographed point auf dem Programm: das „Azure Window“. Es ist aber auch wirklich jedes Foto wert. Auf dem Weg dahin machten wir einen kurzen Zwischenstopp bei „Ta‘ Mena“, einer Cooperative, die Wein und Oliven anbaut, und etliche andere Leckereien eingelegt und konserviert zum Verkauf anbietet.
Wir nahmen Wein, Olivenoel, eingelegte Oliven, Artischockenpâtée, sun dried tomatoes und „Kunserva“ mit. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir allerdings noch nicht, dass Kunserva unser Leben verändern würde. Dazu aber etwas später mehr.

Vom „Ta‘ Mena“-Laden ging es dann weiter zur Westküste an die Dwejra Bay. Wir marschierten direkt zur Inland Sea, einer kleinen Bucht, die nur durch ein Felsentor vom Meer getrennt ist. Darin befinden sich eine kleine Bar und ein paar Häuser. Nicht zu vergessen die Männer, die Touristen für 4,00 Euro pro Person an den diversen Caves vorbei und zum Azure Window schippern.
Wir landeten mit einem Schweizer und zwei Finnen in einem Boot. Und die Fahrt an sich war super, aber leider genau zu diesem Zeitpunkt für Azure-Window-Fotos völlig ungeeignet, weil das Licht exakt von der Seite einfiel, die ich gerade nicht brauchen konnte.

War aber nicht weiter schlimm, da wir ja ohnehin zu Fuß noch von der anderen Seite ran wollten. Die totale Bläue (oder Blauheit?! :D) des Wassers in den Caves war der Hammer. Am Azure Window war dann die erste Speicherkarte voll, aber ich hatte noch etwa zwanzig Ersatzkarten dabei. Schwitz!

Ich fotografierte das Ding aus etwas 215.312.851 Perspektiven, bevor wir abrückten. Der Abendessenstisch war bestellt. Wir speisten praktisch im Schatten von Brangelina.

Mit dem „Ta‘ Frenc“ wird uns auf ewig unser Unverständnis im Hinblick auf die Speisekarte verbinden. Man kennt ja nun sowas wie „Degustationsmenues“. Kleine Portionen von jedem Gang. Und genau dafür hielten wir das „Six Course Tasting Menue“. Da mussten wir nicht mehr lange nachdenken. Zumindest nicht, bis wir am Tisch saßen und der Kellner die Bestellung aufnehmen wollte.
Was uns erst am Ende des Abends klar wurde, war folgendes: „Select any six items from the á la carte menue for 65 € per person, to be served to the whole table“. Mmmmhhh… Nicht so einfach. Und wenn drei Leute am Tisch sitzen? Oder gar vier?! Oder acht – wie bei Brangelina & kids?!?! Und das ohne Nannies.
Wir waren zwei. Und wir rafften es nicht. Am Ende hatte jeder drei Gänge. Wobei wir durch geschickte Bestelltaktik und unauffälliges Tauschen jeder sechs Probiergänge hatten. Wir waren vom Essen angetan, aber verstanden es nicht. Am Ende marschierten wir am Angelina-Foto vorbei und wollten eigentlich zum Market-Menue nochmal vorbei kommen. Zumindest war das der Plan.
Während ich das hier so locker-lustig blogge, köchelt ein Stockwerk tiefer die Tomatensuppe nach gozitanischem Rezept. Das Rezept und den Rest des Urlaubs gibt es morgen. Zumindest ist das der Plan. Immerhin habe ich heute alle Fotos und zwei Tage Blog geschafft. Ich finde, da habe ich mir schon eine Tomatensuppe verdient.

Und wo wir schon mal gerade dabei sind: Happy Birthday, Joaquin! Leider bin ich einen Tag zu spät, aber das ist natürlich nicht meine Schuld. Schuld ist der Fraport. Aber das weißt du ja schon.
Und @piti: Akkus aufladen für den WP?! Welcher WP?! Ach, wenn ich mich nicht so für die letzten Jahre schämen würde, ginge es ja noch. Ich kriege es nicht auf die Reihe. Ich hasse mich. Undsoweiter. Heul… Musstest du das Thema erwähnen?!
