„Vorbild für Mädchen in aller Welt“

Man glaubt es kaum, aber bei näherem Hinsehen ist es eigentlich nur eine konsequente Fortsetzung des Trends. Nach der Hitchcock- und der Sado-Maso-Barbie gibt es jetzt die Merkel-Barbie. Oder heißt es dann auch DAS Merkel-Barbie? Stolz vermeldeten es gestern die Hofberichterstatter von der „Gala“. Diese tun dabei kund und zu wissen, dass das Merkel-Barbie einen „geschmackvollen dunklen Hosenanzug aus Wolle“ trägt.

Wie wir dem Bildmaterial entnehmen können, wurde die Figur des Original-Merkels etwas modifiziert. Wahrscheinlich hätte ansonsten die Stoffmenge für diesen Hosenanzug die Firma Mattel finanziell völlig ruiniert. Auf die hängenden Mundwinkel wurde freundlicherweise auch gleich verzichtet. Und unbeholfene Bewegungsmuster fallen bei Hartplastikpuppen, die ja selten ohne fremde Hilfe durchs Zimmer laufen, auch weniger auf.

Was ist also eigentlich vom echten Merkel geblieben? Die Frisur? Nicht einmal die eigentlich! Diese „Honour-Barbie“ hätte in einem knappen Kleidchen auch Tom Cruise‘ ferngesteuerte Gattin oder „The footballer’s wife“ sein können.

Und wieso überhaupt „Vorbild für Mädchen in aller Welt“? Sollen sich jetzt etwa alle kleinen Mädchen in zu enge Hosenanzüge quetschen, bei denen man die ganze Zeit über nur auf den oberen Knopf starren muss, weil man den Moment nicht verpassen will, in dem dieser abplatzt? Sollen Sie etwa bereits im zarten Kindesalter sinnentleerte Phrasen dreschend über die Spielplätze der Welt schlurfen? Sollen sie sich in schlechtem Deutsch (oder wahlweise in schlechter jeweiliger Muttersprache) zu artikulieren versuchen und entweder alle Meinungen gleichzeitig oder wahlweise auch einfach gar keine Meinung vertreten? Sollen sie in Fußballstadien sitzen und in peinlichster Weise den Eindruck zu erwecken versuchen, dass sie total enthusiastisch und völlig euphorisiert sind? Sollen sie Neujahrsansprachen halten, bei denen ihre Hände an der Tischplatte festgetackert werden müssen, damit sie keine der linkischen und künstlichen Bewegungen mehr damit ausführen können? Ja, sollen sie denn alle Kanzlerin werden und uns dadurch auf Jahre hinaus das Wetter versauen (Mal ehrlich: Hatten wir seit 2005 etwa nochmal einen Sommer, der den Namen verdient hätte?!)?

Die „Gala“ meint: „‚Barbie stand immer für die Wahlmöglichkeiten der Frauen‘, sagte schon die Barbie-Erfinderin Ruth Handler.“ Wahlmöglichkeiten?! Ich glaube, dieses Zitat wurde völlig falsch gedeutet. Andererseits scheint Frau Handler auch ansonsten ziemlich viel Unsinn geredet zu haben. In Wikipedia z.B. finden wir folgenden Satz: „Die Unternehmerin erklärte später, sie halte es für wichtig für die Entwicklung des weiblichen Selbstwertgefühls, dass Mädchen mit Puppen spielen, die einen Busen haben.“ *grmpf*

Erstens fällt mir dazu sofort wieder des Merkels unvergesslicher Auftritt in Oslo ein, der mich albtraumartig verfolgt. Zweitens sind es doch eher pubertierende Jungs, deren Thema Nr. 1 „mit Puppen spielen, die einen Busen haben“ ist. Und drittens fördern Barbies meiner Meinung nach eher Minderwertigkeitskomplexe, Oberflächlichkeit und fiese Vorstellungen darüber, wie das Leben denn so sein wird, als eine Stärkung des Selbstwertgefühls kleiner Mädchen.

„Angela Merkel soll sich nach Angaben einer Sprecherin über die besondere Ehrung gefreut haben.“ endet der „Gala“-Artikel. Klar! Wenn jemand ein derartig schmeichelhaftes Abbild von mir produzieren würde, wäre ich auch begeistert. Hoffentlich hat sie nicht wieder ähnlich ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen wie bei Toren der Nationalmannschaft.

So! Schluss mit Merkel! Ich war ja auch heute noch im Haus und habe Fotos gemacht. Die Trockenbauer haben einiges geschafft. Der Luftraum und das Treppenhaus sind bereits doppelt beplankt. Das Gästezimmer und der Flur sind fertig und in Max‘ Zimmer ging es gerade an der Decke zur Sache. Da sollten die Arbeiten heute auch noch beendet werden. Ich glaube, ich fertige einen Handwerker-Ken als kleine Anerkennung. Und als ‚Vorbild für Jungs in aller Welt…‘

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