Ein Wunder? Ein Wunder!

Heute ist etwas passiert, mit dem ich in diesem Leben nicht mehr wirklich gerechnet hatte. Bei meiner Heimkehr befand sich ein Brief im Briefkasten. An sich kein ungewöhnliches Ereignis, aber ein Blick auf den Absender beförderte mich nun doch in einen Zustand ungläubigen Staunens, ja, völliger Fassungslosigkeit. Da stand die Adresse meiner ehemaligen Vermieterin!

Und im Umschlag befanden sich meine Kautions- und Nebenkostenabrechnung. Dass ich das noch erleben darf! Ich hatte zwischenzeitlich einmal mit ihr telefoniert, wobei sie mir versichert hatte, sich umgehend darum zu kümmern. Das war im Januar 2010 gewesen. Immerhin mehr als ein halbes Jahr nach meinem Auszug zum 01.07.2009. Irgendwann im Juli hatte ich ihr dann einen Brief geschrieben und ihr darin nochmals – möglichst schonend und höflich, weil wir uns eigentlich immer gut verstanden hatten – meine neue Adresse und meine alte Bankverbindung mitgeteilt. Und heute – 14 1/2 Monate nach meinem Auszug – erhielt ich tatsächlich die Abrechnung. Ein Wunder? Irgendwie schon.

Zwei Minuten später ereilte mich das nächste „Wunder“. Das Telefon klingelte. Und es war das Idsteiner Elektro-Fachgeschäft am Apparat. Eigentlich hatte man uns am vergangenen Samstag schonend mitgeteilt, dass die Reparatur unserer Esstischlampe wegen Urlaubs des Reparateurs ungefähr zwei Wochen in Anspruch nehmen würde, aber jetzt rief tatsächlich schon heute ein netter Elektriker (eigentlich ein Widerspruch in sich selbst…) an, um uns mitzuteilen, dass der Trafo defekt sei. Der Austausch würde um die 50 Euronen kosten und wir sollten überlegen, ob wir das Ding repariert haben wollten.

Nach kurzem Nachdenken entschied ich mich dafür. Eine neue Lampe, die uns so gut gefallen würde wie diese, wäre sicher sehr viel teurer. Und nach dem Trafotausch könnte an der hier ja eigentlich auch kein minderwertiges Tchibo-Bauteil mehr den Geist aufgeben. Morgen können wir sie abholen. Und ab morgen abend dann auch wieder im Hellen essen. Die Zeit der romantischen Candlelight-Diner scheint vorbei zu sein. So langsam wird es doch sehr früh dunkel, und ich sehe eigentlich schon ganz gern, was ich esse…

Nebenbei: Die Inbetriebnahme der Telefone verlief recht glimpflich. Jedenfalls deutlich glimpflicher als erwartet. Bis auf zwei Kolleginnen, die bereits um 6:50 Uhr ihre Telefone gesperrt hatten, eine Kollegin, die an der Änderung des Passworts für ihre Sprachmailbox (Was genau ist nochmal so schwer an „Keine ‚0‘ als erste Stelle, keine aufsteigende Reihenfolge, mindestens vier Ziffern und dann die Raute-Taste“ zu verstehen?) nahezu verzweifelte, und penetrant-stundenlangem Gebimmel, bis jede ihren Wunsch-Klingelton installiert hatte, verlief alles relativ störungsfrei. Gut. Das Weiterleiten und Annehmen von Anrufen braucht noch etwas Übung, aber abgesehen davon war ich angenehm überrascht, dass alle irgendwie telefonieren konnten und niemand weinte. Auch ein Wunder. Eigentlich.