Der Bürotag brachte mir noch einige Fotos widerwilliger Kolleginnen ein, die am Ende irgendwann doch ein Bild fanden, mit dem sie leben konnten. Das ist wirklich einer der unschätzbaren Vorteile digitaler Fotografie: Man kann einfach zwanglos draufhalten bis man das gewünschte Ergebnis hat. Manchmal geht es flott, manchmal dauert es lange. Aber am Ende funktioniert es immer.
Bei Elstern ist es einfach, bei Kolleginnen eher schwer. Und weil die Elster nach wie vor so freundlich ist, sich an meiner Futterstelle blicken zu lassen, nahm ich auf dem Heimweg auch gerne die Abfahrt Schierstein, um für sie bei Pflanzen Kölle „Vogelbuffet“-Nachschub zu besorgen. Beim Meisenfutter ist wahrscheinlich eher das Verfallsdatum erreicht, als dass auch nur ein einziger hungriger Vogel sich dazu herablässt, mein großzügiges Knödel-Angebot in Betracht zu ziehen oder aus Freundlichkeit auch nur einen winzigen Happen zu naschen.
Das Elstern-Futter bei Kölle liegt fast genau neben der Meerschweinchen- und Kaninchenabteilung. Ich verbrachte ungefähr eine halbe Stunde mit der Beobachtung derselben. Erst als ich die Preise für zwei Tiere, einen ausreichend großen Käfig, Stroh, Heu, Futter, ein Häuschen und was der Kleinnager von heute so braucht, addiert hatte, konnte ich mich gerade noch so unter Auferbietung meiner letzten Kraft Richtung Kasse schleppen. Diesmal war es ganz schön knapp!
Diese bunten, wuscheligen Meerschweinchen schaffen mich irgendwann mal. Und dann fahre ich mit vollgestopfter Rückbank und leerem Geldbeutel nach Hause. Aber dann kann ich wirklich nichts dafür. Die schauen mich immer so an… Soooo… So provokativ kauf-mich-mäßig halt…
Und dann verkaufen die bei Kölle auch noch Eichhörnchenfutter! Wo kriege ich bloß ein Eichhörnchen her?! Ich werde den Bauherrn zur Pflanzung einiger Bäume überreden müssen. Sonst wird das nichts. Entweder er pflanzt Bäume, damit ich ein Eichhörnchen anlocken kann – oder ich kaufe beim nächsten Mal die Meerschweinchen!
— So. Hier kurze Schreibpause denken —
— Der Bauherr trifft zu Hause ein —
— Längere Meerschweinchendiskussionen finden statt —
Nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Bauherren, indem ich meine heimlichen Sehnsüchte nach einem (oder zwei) häuslichen Nagetier/en unmißverständlich zum Ausdruck gebracht habe, ist klar, dass er einem Kaninchen den Vorzug gibt. Das fette, coole Löwenkaninchen, das ich bei Kölle gesichtet habe, ist prinzipiell in Ordnung – aber nicht zum Kölle-Preis.
Er recherchierte also eine Weile im Internet, telefonierte und gab mir schließlich die Adresse einer Züchterin in der Nähe, die mich morgen um 15:30 Uhr erwartet, um mir ihre Zuchtergebnisse zu präsentieren. Gottlob hat der Bauherr sie nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich bereits früher Kaninchen-Besitzerin war und einen selbstgefütterten Braten durchaus zu schätzen weiß.
Diese Zeiten sind natürlich vorbei. An so einem winzigen Zwergkaninchen ist ja auch nichts dran. Diesmal geht es wirklich nur um den Kuschelfaktor. Ehrlich!
Damit ich morgen auch das Ziel meiner Begierde finde, darf ich bereits vorzeitig mein Weihnachtsgeschenk testen: ein „Navi“! Bei den ausgedehnten Baseball-Zweitliga-Anfahrten im kommenden Jahr war das unumgänglich. Vor allem nach den leidvollen Erfahrungen bei der DM in Regensburg, als ich mit Sabine hilflos in der Stadtmitte warten musste, bis Bettina uns geortet und gerettet hatte.
Eigentlich war ich ja aus Prinzip gegen Navigationssysteme eingestellt, aber das war ich auch aus Prinzip gegen CD-Player, als diese aufkamen. Prinzipien sind ja prinzipiell gut, aber bringen einen oft nicht wirklich weiter.
Erste Tests ergaben jedenfalls, dass die tschechische Männerstimme mir am sympathischsten ist, ihre Nutzung aber letztendlich an meinen mangelnden Tschechisch-Kenntnissen scheitert. Ich habe mich für „Deutsch – Männerstimme – Otto“ entschieden. Von Frauen lasse ich mir schon mal gar nichts sagen! Und Otto wirkt irgendwie nett. Wahrscheinlich bis er mich zum erstenmal anmotzt, weil ich falsch abgebogen bin…

