Personalifikation

Tja. Manche Worte sind halt schwierig. „Personalisiert“ zum Beispiel. Dabei klingt „personalifiziert“ doch soviel besser. Oder? Aber im Prinzip war das heute nicht der schlimmste Moment. Schlimmer sind die Bürogespräche über das „Dschungelcamp“, mit dem RTL gerade wieder virtuos seine Zuschauer davon abhält, sich mit ihrem eigenen Leben zu beschäftigen. Aber dafür scheinen ja Deppenshows, Fußball-WMs und Konklaves mittlerweile wie geschaffen zu sein.

Interessant übrigens, dass alle meine Kolleginnen, die mindestens zehn Jahre jünger sind als ich, den Schwätzer Langhans nicht mehr kennen, dafür aber über Menschen namens Sarah Knappik (nie gehört!) oder Jay Khan (der Bruder von Sharukh?) reden, als ob sie sie jeden Tag auf der Rolltreppe treffen. Mmmhh…

Die einzigen der – aus welchen Gründen auch immer – zur völligen Selbstdemontage Angetretenen (ich habe mich mittlerweile informiert!), die mir in irgendeiner Weise etwas sagten, waren eben der Langweiler Langhans, Mathieu Carrière und eine der Jacob-Sisters (welche auch immer es sein mag…). Sehen wir uns aber einmal an, was die Genannten auf Dschungel-Camp.com als Gründe für ihren oberpeinlichen Auftritt zwischen Ekel und Selbstaufgabe nannten.

Langhans: “Natürlich ist diese Erfahrung nicht neu für mich, denn im Grunde lebt man im Dschungelcamp in einer Art Kommune auf Zeit.” Ja, dann… Wieso dann das ganze? Oder wollte er einfach seine altbekannten Frauen mal eine Weile nicht sehen? Ich schätze, die werden ihr Leben als Strohwitwenkommune mittlerweile auch in vollen Zügen genießen.

Die unbepudelte Jacob-Schwester: “Ich wurde schon öfter gefragt, ob ich dabei sein möchte, aber ich habe mich nie getraut. Jetzt habe ich den Mut und bin voller Optimismus, Energie und Spannung.” Zum ersten: Es ist keine Ehre oder ähnliches, gefragt zu werden, ob man in diese tolle Urwald-WG ziehen möchte. Es ist eher ein ein unweigerliches Zeichen dafür, dass man auf einem derart absteigenden Ast ist, dass im Prinzip schon kein Baum mehr in der Nähe steht. Zum zweiten: Sich ’nie zu trauen‘ ist die falsche Formulierung. Es muss heißen: ‚aber ich war mir bisher zu schade dafür‘. Und zum dritten: Wenn ‚Mut, Optimismus, Energie und Spannung‘ so aussehen wie eine der Jacob-Sisters ohne Hund, dann bin ich froh, dass ich im Büro nicht das gleiche fühle.

Ar***backenscheitel Carrière: “Ich bin neugierig, ich war Pfadfinder, ich war im Gefängnis und jetzt muss ich in den Dschungel.” O.k.! Problem hier! Ich bin auch neugierig, ich war auch Pfadfinderin. Ist jetzt unweigerlich der nächste Schritt das Gefängnis und anschließend RTL? Mir ist schlecht…

Bei „Gefängnis“ sind wir auch gleich schon bei Frau Karrenbauer: “Ich finde, es ist ein großes Abenteuer und eine Herausforderung, denn ich muss mich womöglich meiner Angst stellen: Ich habe extreme Höhenangst!” Abenteuer? Herausforderung? Angst? Hätte es ein einfaches, niedersächsisches Frühstücksei nicht auch getan?! Findet jedenfalls mein Freund F. J. Wagner, dessen „Briefe“ zunehmend desolater werden. Sprachlich wie inhaltlich. Am Ei kann es nicht liegen. Vielleicht einen Salbeilikör zuviel?

Bleiben am Ende noch Nasen wie Frank Mathée (laut RTL war er der „Wedding-Planner“ bei der Hochzeit von Frau Connor und Herrn Terenzi, und statt sich für die vergeigte Aktion zu schämen, setzt er jetzt noch einen drauf?!): “Ich bin als Event-Manager und Agenturinhaber ständig online und fast immer am Telefon. Dieser Entzug wird eine große Herausforderung für mich.” Wahrscheinlich meint er mit „online sein“ das ununterbrochene Drücken der F5-Taste seines Rechners, ohne dass jemals eine neue Mail in seinem Account auftaucht, und mit „fast immer am Telefon“ das pausenlose Anstarren seines nicht läutenden Handies. Wer möchte denn im Ernst einen derart erfolglosen Wedding-Planner auf den ’schönsten Tag im Leben‘ loslassen? Die ‚Herausforderung‘ Dschungelcamp kann er meinetwegen in vollen Zügen genießen, während er auf Kakerlaken herumkaut.

Kommen wir zur Kategorie „Schauspieler/in / Model / Moderator/in“ – der gängigen Berufsbezeichnung für Menschen, die eigentlich nichts können, sich aber nicht scheuen, das öffentlich kund zu tun: Gitta Saxx zum Beispiel. “Ich werde zeigen, dass in mir auch eine Dschungelkönigin steckt und ich mich nicht nur auf den Roten Teppichen dieser Welt wohlfühle.”  ‚Dschungelkönigin‘ – ist das nicht das Pseudonym für „Kann-nichts-weiß-nichts-schämt-sich-aber-trotzdem-für-nichts“?! Da fehlt außerdem ein Komma – aber egal! Offensichtlich reicht es, wenn man sich auch unter den ‚Roten Teppichen der Welt‘ wohlfühlt.

Dann wären da noch Peer Kusmagk (“Es gibt nichts, worauf ich mehr Lust habe, als zwei Wochen aus der Zivilisation raus zu kommen. Das hat was!”) und Sarah Knappik (“Sicherlich wird im Dschungel viel Ekliges dabei sein, aber ich habe aus allen Herausforderungen immer meine Stärken gezogen.”). Um wirklich aus ‚der Zivilisation‘ herauszukommen, gibt es in der Tat nichts Geeigneteres, als sich von einem RTL-Team filmen und von Dirk Bach und Sonja Zietlow kommentieren zu lassen. Weiter weg von jeglicher Zivilisation ist eigentlich kaum möglich. Und: ‚aus Ekligem Stärken ziehen‘? Ist das sowas wie Körbchengröße D nach Brust-OPs? O.k. – dann hab‘ ich’s verstanden…

Bleiben noch Thomas Rupprath (wann ist eigentlich Ulle dran?) und Jay Khan (offensichtlich ein Wiesbadener… was will man da erwarten?). Rupprath: „Es ist ein großes Abenteuer, hier kann ich meine Grenzen austesten. Ich glaube, so eine Chance bekomme ich im Leben nie wieder.”  Vielleicht bekommt man wirklich ’so eine Chance im Leben nie wieder‘ – aber was soll’s? Wäre das schlimm? Wer ist schon heiß auf eine Chance, auf dämliche Weise von dämlichen Menschen vor dämlichen Menschen bloßgestellt zu werden? Der Sohn / Bruder / Zufallsnamensvetter von Sharukh Khan meint: “Ich hoffe, dass ich im Dschungel viel über mich selbst lerne. Es ist eine extreme Situation.” Welch ausgesprochen hübsche Schlussworte für dieses Blogpost! Eine ‚extreme Situation‘ also… Extrem peinlich vielleicht. Aber sonst?

Andererseits ist es ja irgendwie auch extrem peinlich, dass ich mich mit diesen Menschen jetzt fast zwei Stunden beschäftigt habe. Vielleicht sollte ich mir das wirklich mal ansehen? Ja? Nein. Eher nicht.

Andererseits: Ich könnte anschließend mitreden. Im Büro. Und wenn ich gut aufpasse, gelte ich vielleicht hinterher als personalifizierte Dschungelcamp-Intelligenz. Besser als gar nix immerhin… Und irgendwie ist es ja sicher auch toll, von sich denken zu können, dass man nicht raucht wie Mathieu Carrière, schlauer ist als die blonde Model-Tante und cooler als Langhans. Was will man mehr?!

2 Kommentare

  1. Bis Ulle drankommt, dauert es noch ein wenig. Da ist schon der korrekte Karriereabstiegsweg einzuhalten, und der heißt: zuerst zum „Promi“-Dinner, dann in den Dschungel. :noe:

    Langhans war natürlich auch schon beim Promi-Dinner. Von Ulle verspreche ich mir aber nicht viel im Dschungel. Ekliges Zeug runterzuschlucken ist der schließlich gewohnt. Ich will Charlotte Roche.
    :hoff: Obwohl… der graut ja auch vor nix. :think:

    Wenn du Zeit sparen und trotzdem mitreden möchtest: auf der RTL-Homepage gibt es Kurzfilmchen mit eigentlich allem, was man gesehen haben muss. :whistle:

    1. ulle beim „perfekten z-promi-diner“? dann kennen wir wenigstens schon vorher den nachtisch: flüssiges Nutella aus der mikrowelle 😀

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