„Soviel BILLIG gab’s noch nie“

Das ist der Titel der aktuellen redcoon-Kampagne. Ist natürlich Geschmackssache. Wie so vieles im Leben. Aber man wundert sich halt schon, in welche Höhen doch mittlerweile die persönliche Schmerzgrenze bei manchen Menschen auf der weit nach oben offenen Bohlen-Skala verschoben wurde.

Mal davon abgesehen, dass die im Prinzip nackten Mädels offensichtlich kein Problem damit haben, mit dem Etikett „billig“ durchs Bild zu flanieren, ist es doch irgendwie erstaunlich, dass auch hier wieder mal – obwohl man irgendwie schon damit hätte rechnen können – der Herr Schuhbeck auftaucht.

„Jetzt fehlt nur noch das junge Gemüse…“ Na, bravo! Und das regt niemanden auf, obwohl einige wirklich ausgesprochen dämliche, aber im Vergleich harmlose Bemerkungen eines angetrunkenen Herrn Brüderle mittlerweile als sexistisch und frauenfeindlich gelten?!

Schuhbeck hievt den deutschen, merkel-liberalen „Lustgreis“ jedenfalls in ganz neue Sphären. Mit Peinlichkeiten hatte er ja noch nie ein Problem. Ob MacDoof-Spots(<- Youtube-Link! Zum Aktivieren des Videos musst du den Link an klicken. Ich weise dich hiermit darauf hin, dass nach der Aktivierung Daten an den jeweiligen Anbieter übermittelt werden.) mit Hoeneß – „Wenn’s schmeckt, schmeckt’s. Wass willst’n machen…?!“ – oder eklige Fertiggerichte für die Mikrowelle („Gummi-Schusserl am Bratenscheibchen“ aus der SZ) – der Mann schreckt vor nix zurück.

Ich frage mich nur, wann endlich seine „Handgelegte Rinderroulade in Sauce mit Gewürz-Rotkohl und Butterkartoffeln“ als Traberbugstück enttarnt wird…

— Und genau in diesem Augenblick fragte mich der Bauherr, ob ich das mit Schuhbeck eigentlich schon gewusst hätte, als ich heute Mittag so gehässig war. Nein, ich habe es eben nur gehofft. Aber exakt jetzt ist sie da, die Meldung, die ich mir gerade noch gewünscht habe: „Firma von Sterne-Koch Schuhbeck in Pferdefleisch-Skandal verwickelt“. „Verwickelt“ passt ja dann wieder perfekt zu den „handgelegten“ Rouladen“ —

Wer glaubt denn ernsthaft, dass sogenanntes „Convenience-Food“ (sensationeller Euphemismus für „Dreck“ übrigens…)  das (viele) Geld wert ist, das es kostet?! Wer kauft denn sowas?! Wer braucht denn etwas wie „Nürnberger Rostbratwürstchen auf Apfelkraut auf Kartoffelpürree“ oder „Backofenleberkäse in Bratensauce mit Kartoffelpürree“ aus der Styroporschale?!

Ist ja nicht so, dass man diese „Premiumgerichte“ nicht selbst in der gleichen Zeit in die Pfanne bzw. den Topf hauen könnte, die die Mikrowelle zum Aufwärmen des Schuhbeck-Mists braucht. Wo liegt also eigentlich das Problem?!

Ganz ehrlich: Wer Fertigessen – ob TK oder Dose oder wie auch immer – kauft, ist selbst schuld. Und: Pferdefleisch selbst ist ja nun nicht das Problem. Jede Menge Menschen essen das bewusst und gerne. Ich nicht. Niemals. Aber es kann nicht sein, dass Dinge auf meinem Teller landen, die ich da nicht haben möchte. Wer sich nichts unterjubeln lassen will, muss halt selbst zu Messer und Kochlöffel greifen, statt alles zu schlucken, was ihm aus den Regalen der Supermärkte vermeintlich freundlich zuwinkt.

Dass durch das verfrühte Auffliegen des Herrn Sternekochs nun meine Schlusspointe versaut ist, macht die Sache nur noch schlimmer. Besser, ich gehe mal mein Rehgulasch umrühren. Nicht billig, aber ehrlich. Und im Bikini am Herd stehen muss ich dafür auch nicht.

2 Kommentare

  1. Amen.
    Und dennoch – man kann es sich kaum vorstellen: es gibt ganz ganz viele Menschen die können weder kochen noch essen machen.
    Die sind auf „Fertigmischungen“ (bitte noch alle relevanten Zutaten hinzufügen) angewiesen.
    Die können einem leidtun, ja, aber dissen darf man sie nicht. Man muss ihnen vielmehr ein (einfaches) Rezept beibringen. (Sagt Jamie Oliver, und ich finde er hat recht.) (Meine schnellen Nudeln
    alla Jamie sind zwar gestern enorm dick geworden, aber ich bilde mir ein in Italien gibt es das unter dem Namen „malfatte“… *grins* geschmeckt hats allemal)

    1. ich kann und will nicht glauben, dass es menschen gibt, die eine fertigpackung brauchen, um „nürnberger rostbratwürstchen mit apfelkraut und pürree“ herzustellen. die würstchen in die pfanne, das
      sauerkraut zum aufwärmen in den topf, ein bißchen kartoffeln mit butter gestampft – wer das nicht unter eur 4,99 pro portion schafft, dem ist nicht zu helfen.

      und wenn ich höre, dass die überwiegende zahl meiner kolleginnen für „spaghetti bolognese“ eine tüte braucht, weiß ich es wirklich auch nicht mehr. meiner ansicht nach hat das alles nichts mit
      „kann ich mir nicht leisten“ oder „ist mir zu kompliziert“ zu tun. das ist reine faulheit. angst vor der zwiebel, keinen bock auf gemüse schnippeln, salzen und pfeffern ist schon zuviel
      verlangt…

      wenn ich darüber nachdenke, mit wie knapper haushaltskasse meine mutter eine vierköpfige familie ernährt hat, fällt mir dann gar nichts mehr ein. aber das sind dann wahrscheinlich
      kulturtechniken, die blöderweise irgendwann verloren gingen. unbegreiflich. wirklich. i.ü. eine nette analogie zum stricken.

      nicht jeder muss soßen über stunden einköcheln oder diverse konserven für den winter herstellen können, aber gerichte wie kartoffelpürree, pfannkuchen und mehlklöße (zum beispiel) sind nun
      wirklich keine hexerei.

      deine nudeln waren sicher super. ich nehme eine portion =) 

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.