… brennen, ach, an meinem Kranz…“
Vierter Adventssonntag. Und es hat schon wieder die ganze Nacht geschneit. Wer das hier schon witzig fand, dem wird das hier wahrscheinlich auch gefallen. Morgen ist das Vogelhäuschen dann wohl komplett verschüttet. So langsam gehen einem beim Schneeschippen auch die Stellen aus, an denen man noch etwas aufschütten könnte. Immerhin fuhr der Schneepflug heute morgen einmal die Straße hoch.
Max wurde auch bereits mittags aus Mainz evakuiert. Das Timing war nahezu perfekt. Auf dem Heimweg begann es wieder zu schneien. Und wie es ausschaut, wird es so schnell auch nicht aufhören.
Vermutlich handelt es sich um ein hilfloses Schulterzucken Gottes angesichts des Interviews, das Anselm Grün heute der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter dem Titel „Zehn Prozent Rendite sollten schon rausspringen“ gegeben hat. Martin Luther hat sich offensichtlich getäuscht. Der Antichrist sitzt nicht in Rom, sondern in der Abtei Münsterschwarzach. Und während er da so sitzt, stopft er lustig weiter Aktienpakete in sein pralles Portfolio, deren Gewinne minderjährige Chinesen in 14-Stunden-Schichten erwirtschaften werden.
Dabei sieht der Mann aus wie Moses in einem Hollywood-Monumentalfilm über den Auszug aus Ägypten. Er sieht aus wie Moses – und ist in Wirklichkeit der Pharao. Herrgott! Kann man sich denn auf gar nichts mehr verlassen?! Und was ist eigentlich aus dem benediktinischen Imperativ geworden? Pervertiert zu „Labere und lasse arbeiten!“? Wie sagte er doch noch 2008 so schön in einem Stern-Interview: „Ich habe es schon erlebt, dass Menschen nur von Geld reden. Dann merkt man schnell, die Person ist einfach nur leer, ein vernünftiges Gespräch ist nicht möglich.“ Self-fulfilling prophecy nennt man das, glaube ich…
Schlimm genug, dass er seit Jahren aus dem Christentum eine esoterisch angehauchte Ideologie für eine fiese „Have a good time!“-Klientel bastelt. Die erfüllt wahrscheinlich auch noch seine diesjährige Zusammenarbeit mit Jochen Zeitz (Süddeutsche-Link) mit österlicher Freude. Hat einen nicht früher mal für Sätze wie „Jesus war kein Antikapitalist“ der Zorn des Herrn in Form eines Blitzes getroffen? Warum eigentlich heute nicht mehr?
In seinem neuesten „Einfach leben“-Brief steht doch so schön, wie es geht: „So wünsche ich Ihnen, dass Sie in der Sehnsucht, die in der Adventszeit in uns aufsteigt, das spüren, worauf die Sehnsucht zielt. Denn Gott ist schon in Ihnen, um Ihr Herz mit Liebe, Geborgenheit und Frieden zu erfüllen.“ Genau. Und Anselm Grüns Geldbeutel mit 41,60 € plus 5,50 € Versand für das Jahresabo. Wofür eigentlich? Um live miterleben zu dürfen, wie er die katholische Kirche peu-a-peu auf ihrem Weg in spätmittelalterliche Dekadenz geleitet?
Diesem Moses möchte man gern in den Arm fallen, damit die Wogen des Roten Meeres über ihm und seinen Renditeansprüchen, griechischen Staatsanleihen und Pharma-Fonds zusammenschlagen. Und von mir aus bei der Gelegenheit auch gleich über dem „Weihnachtsbaum“ des „Emirate Palace“ in Abu Dhabi. Grün und dieser widerliche Baum haben zumindest eines gemeinsam: Weiter als sie kann man von „Weihnachten“ nicht entfernt sein.



