In unserem Unkraut ist Rasen!

Diese schockierende Erkenntnis traf uns gestern morgen im Garten. Da half nur der beherzte Griff zu Mäher (für erste optische Linderung) und Giftspritze (für dauerhaften Erfolg). Seltsamerweise – und das macht mich etwas wütend! – wächst das Gras in den Beeten super. Gegen Stauden u.ä. kann es sich prima behaupten. Aber da, wo es hingehört, nämlich im Rasen, lässt es sich von Löwenzahn, Klee und Konsorten komplett den Schneid abkaufen. Blödes Gras!

Dank des hervorragenden Wachstumswetters der letzten Woche haben sich zwar die Tomaten und alles andere größenmäßig fast verdoppelt. Leider hat sich das Unkraut parallel dazu derartig vervielfacht, dass ich allein aus dem kleinen Beet vor dem Haus einen ganzen Kübel entfernt habe.

Ich fürchte, so lange hier nicht das letzte Grundstück bebaut ist (Weissagung der Untertaunus-Cree: „Erst wenn das letzte Grundstück bebaut, der letzte Löwenzahn asphaltiert, …“), wird das immer so weiter gehen. Dieses eine freie Grundstück schräg unterhalb unseres Grundstücks wird leider erst im Spätsommer – und dann auch nur sporadisch und nicht in jedem Jahr – exakt einmal gemäht. Da ist es dann allerdings leider zu spät.

Jedenfalls haben wir heute von diesen überfüllten Unkrautwannen etwa sechs weitere aus den Beeten geschleppt. Und das Zeugs ist nicht mal essbar! Oder geht etwa Distelpesto?! Eben!

In den Hochbeeten gibt es das jedenfalls nicht. So ein evolutionäres Chaos. Wie im echten Leben praktisch: Die Arschgeigen setzen sich durch und unterdrücken das Schöne, Edle. Jeder Hieb mit dem Sauzahn ist praktisch ein Hieb gegen die Oberschicht. Die „Chefs“.

Gottlob sitzt bei uns fast alles Schöne, Edle und Essbare an exponierter Position, sodass das Böse keine Macht über es hat. Im Garten sind wir Gott und Erdogan gleichzeitig. Da bestimmen wir, wer leben darf und wer nicht! So!

Gestern Abend waren wir eingeladen. Auf der Zitadelle in Mainz. Großspurig übernahm ich die Rolle des Navis und steuerte den Gatten (genial: er fährt, ich trinke!) durch Mainz. An der Stelle, an der ich „Jetzt rechts“ sagte, war aber keine Straße mehr. Jahrelang bin ich durch das Tor oben mit dem Auto in die Zitadelle gefahren, um meinen Anwohnerparkausweis zu verlängern – und jetzt das. Wie steht man denn jetzt da?! Praktisch als ortsunkundige, orientierungslose Niete.

Wir parkten in der nächsten Seitenstraße und liefen zu Fuß los. Als wir ankamen, standen da massenhaft Autos auf den Parkplätzen. Wir waren die hier reingekommen?! Leider konnte ich diese Frage im Laufe des Abends nicht klären, da alle Mainzer genauso irritiert waren wie ich, während alle Gäste von auswärts mit dem Auto vorfuhren. Mmmmhhh…

Auf alle Fälle verschob ich dieses Problem auf irgendwann, um mich erstmal dem wirklich netten Abend zu widmen. Kurz vor Mitternacht starteten wir wieder durch Richtung Unkraut. Für größere Feiern ist die „Citadelle“ echt perfekt. Schönes Gelände, netter Raum, keine Nachbarn, die sich über nächtlichen Krach aufregen – und das Essen war deutlich besser als üblicherweise bei Buffets der Fall.

Guuut… Vor einer der beiden Servicekräfte bekam ich im Laufe des Abends etwas Angst. Gespräche verliefen etwa so: „NOCH RIESLING?!?“ – „Ähhh… Ja. Danke.“ – „NOOOCH RIIIEEESLING?!?!“ – „Ein bißchen. Danke…“

Wenn sie nochmal ’nachgefragt‘ hätte, hätte ich abgelehnt und Wasser getrunken für den Rest des Abends. War aber irgendwann einfach nur lustig. So à la „Uhhhhhh… Die böse Frau kommt wieder…“

So. Und jetzt schreite ich mal zum Herd. Heute bin ich ja wieder selbst dran. Die Highlights der letzten Woche waren übrigens die folgenden beiden Teller:

Zitronencapellini mit scharfen Garnelen. Ein klassisches Zeitdruckabendessen. Und wirklich lecker. Hatte ich irgendwann mal ähnlich gemacht. Diesmal allerdings mit Bärlauch statt Knoblauch und Zitronenthymian statt Zitronenmelisse. Reichlich Petersilie. Und die Garnelen kurz angeschwenkt mit Salz, Kubebenpfeffer und Piripiri vom Portugiesen.

Dann gab es noch Maischollenröllchen, bestrichen mit gozitanischer Kunserva und gerollt um Frühlingszwiebeln, Spargel, Spinat (etwas scharf angemacht), Champignons und Tomaten. Der Spargel war aus dem Ofen, die Röllchen kurz angebraten. Der Spinat über angeschwitzten Schalottenwürfeln einfallen gelassen, kräftig abgeschmeckt, dazu ein Schuss Sahne und Chili. Aus die Maus. Schmeckte!

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4 Kommentare

  1. Liebe Mrs. Flax,
    das mit dem Unkraut ist aber wirklich ärgerlich. :-/ Ich hatte gerade den vielleicht etwas ketzerischen Gedanken, ob es nicht vielleicht für Euch einfacher und weniger zeitaufwändig wäre, das unbebaute Grundstück zu mähen, statt immer so ewig aufgelaufenes Unkraut zu rupfen. 😮

    Liebe Grüße
    Nessa

    1. liebe nessa,
      der gedanke ist uns in der tat schon gekommen, allerdings befürchten wir, dass das nicht „erlaubt“ ist. abgesehen davon, dass wir leider keinen traktor haben 😀 das zeugs steht einen guten meter hoch. und meine performance an der sense ist eher suboptimal.
      und vermutlich gibt es irgeneinen sinnlosen paragrafen, der es einem verbietet, fremdes eigentum zu betreten und zu mähen. denke ich mal so. gibt es ja irgendwie für alles… ^^
      einen erfreulichen & unkrautfreien abend!
      manuela

      1. Verflixt, ja, da könntest Du wirklich Recht haben. Schade eigentlich…

        Wenn das.Grundstück so groß ist, dass man einen Traktor bräuchte, könntest Du Dir nach dem Einsatz der Sense wohl jeglichen Waldlauf sparen, Fitnesstraining überflüssig. 😀

        Aber vielleicht gibt es auch einen noch sinnloseren Paragraphen, der den Eigentümer verpflichtet dort zu mähen, um Euch vor dem freilaufenden Saatgut zu schützen? Das Zeug betritt schließlich auch unerlaubt Euer Grundstück. 🙂

        Dir auch noch einen schönen Abend
        Nessa

        1. ja. es gibt in der tat eine verordnung, die den eigentümer verpflichtet zu mähen, aber wo kein kläger, da kein richter. man müsste wahrscheinlich anzeige erstatten. aber wer sind wir denn?! ekelhafte alte nörgler wollten wir erst in etwa zwanzig jahren werden 😀
          so rupfen und zupfen wir halt, so lange es die alten rücken hergeben. und jammern dann – wie heute zum beispiel – die arbeitskollegInnen voll, wie schlecht es uns geht ^^

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