Raja Ampat: Die Anreise

Bei unserem Reiseziel Raja Ampat handelt es sich um einen Archipel in West Papua, Indonesien. Jedesmal wenn ich seit Buchung der Reise dorthin in Büro oder Homeoffice so richtig am Anschlag war, habe ich kurz einen Blick auf Fotos unseres Reiseziels geworfen. Allen voran die unserer pittoresken Unterkunft Nyande Raja Ampat und des wunderschönen Naturschutzgebiets Piaynemo. Das beruhigte enorm. Ich zählte die Tage bis zur Abreise. Und rettete mich am Ende auf der letzten Rille in den Urlaub.

Als der Abreisetag anbrach, starteten wir mit dem Auto morgens etwa um 7:30 Uhr Richtung Frankfurt durch. Ich erwähne das nur, um später die gesamte Anreisezeit leichter ausrechnen zu können. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ging es dann zum Fraport. Aufgrund einer extrem glücklichen Fügung des Schicksals hatte der Gatte für uns zwei Business Class-Tickets für Singapore Airlines zum einem absolut bezahlbaren Preis ergattert. Wir enterten nach Einchecken, Kofferausgabe und Sicherheitskontrolle also erstmal die Maple Leaf Lounge von Air Canada (Star Alliance sei Dank!).

Leider waren wir wegen eines Stellwerksausfalls in Bischofsheim etwas später als geplant dran. Trotzdem reichte es noch für den obligatorischen Gin Tonic für mich. Und Kaffee für den Gatten. Bevor sich jetzt Leseraugen vor Entsetzen weiten: Ich hatte beschlossen, dass dieser Gin Tonic angesichts der Tageszeit damit zu rechtfertigen wäre, dass ich mich ja innerlich bereits auf die Zeit des Zielorts einstellen musste. Musste. Schließlich gilt: It’s five o’clock somewhere. Und in Raja Ampat war es zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich später.

Die Lounge bot übrigens das beste, cremigste und fluffigste Omelette, das ich je außerhalb meiner eigenen Küche bekommen hatte. Der Gin brauchte schließlich eine Unterlage.

Anschließend ging es in den Flieger. Und – mein Gott! – wie ich diesen Platz liebte! Beinfreiheit overload! Ein absoluter Traum. Nachts wurde gar ein Bett gemacht. Ein Bett, in dem man richtig liegen konnte. Aus-ge-streckt! Also der Gatte. Ich nicht, weil ich ja bekanntermaßen in Flugzeugen wegen akuter Panik aufgrund Kontrollverlusts nicht schlafen kann. Vier Filme halfen mir durch die Nacht. Morgens war ich allerdings nicht völlig zerstört, sondern einigermaßen ansprechbar. Die Business-Class war definitiv jeden Cent wert.

Und das Essen an Bord war auch tatsächlich essbar. Es wurde auf weißen Tischdecken serviert und wurde von allerlei trinkbaren Weinen und Champagner begleitet. Anschließend: Zwischenlandung in Singapur. Frühmorgens. Nach kurzem Aufenthalt im Changi Airport und der SilverKris Lounge bestiegen wir den nächsten Flieger von Singapur nach Jakarta.

Changi war „geschmackvoll“ dekoriert wie immer. Ich fotografierte mich lustig durch die Gegend.

Der vergleichweise kurze Flug nach Jakarta verging mit asiatischem Frühstück und einer sehr netten TV-Serie (From Book to Cook – ein Bibliothekar aus Singapur kochte historische Rezepte mit allerlei netten Köchinnen nach) „wie im Fluge“. In Jakarta hatten wir für ein paar Stunden ein Hotelzimmer gebucht, um kurz durchatmen zu können. Und das taten wir dann auch, nachdem wir indonesische Touristenvisa beim Immigrasi, unsere Koffer und je eine Telkomsel-SIM-Karte ergattert hatten. Ein anderer Telefonanbieter kam für Raja Ampat nicht in Frage, da sie allesamt dort keinen Empfang haben würden.

Eine sehr verwirrende Taxifahrt später trafen wir dann im Hotel ein. Dort musste aber zwingend noch etwas zu essen besorgt werden, da wir die Malariaprophylaxe-Tabletten nicht nüchtern nehmen konnten. Es war uns etwas Fettiges dazu empfohlen worden. Das Hotel hatte ein kleines Restaurant im Erdgeschoss. Um genau zu sein eine Art indonesischen Schnellimbiss, der aber ganz erträglich wirkte. Wir aßen eine Kleinigkeit und nahmen brav unsere Tabletten, bevor wir ins Bett gingen. Um 00:30 Uhr würde unser Anschlussflug abheben.

Vor der Abreise an die Malariatabletten zu kommen, war übrigens nicht mal so einfach gewesen. Es endete damit, dass ich die Rezepte ausgehändigt bekam, unser Hausarzt allerdings sichtlich verständnislos zurück blieb. „Was wollen Sie denn da?! Das ist Malaria-Hochrisikogebiet! Schauen Sie sich doch eine Dokumentation im Fernsehen an!!“ waren seine Worte gewesen. Dann ergänzte er noch, dass es da übrigens auch Dengue-Fieber gäbe. Und Haie. Und dass wir nach unserer Rückkehr bei Problemen bitte gleich nach Frankfurt ins Tropeninstitut fahren sollten. Ich verabschiedete mich mit einem herzlichen „Danke! Bis eben habe ich mich noch echt auf den Urlaub gefreut…“, auf das er mit einem „Aber bringen Sie Fotos mit.“ antwortete. Egal. Wir hatten die Rezepte. Pffff.

Zurück nach Jakarta. Während wir im Hotelbett lagen, war es leider kaum möglich zu schlafen. Trotz Übermüdung. Ramadan! Und direkt in der Nähe befand sich eine Moschee mit einem extrem motivierten Muezzin. Seine für europäische Ohren ohnehin schon gewöhnungsbedürftigen Gesänge dauerten von unserer Ankunft um etwa 17 Uhr bis ungefähr eine halbe Stunde vor Eintreffen des Taxis zum Flughafen – da war es kurz vor Mitternacht – an. Da denkt man anschließend genau nicht über eine Konvertierung zum Islam nach.

Der Flug in der Holzklasse der Batik Air erbrachte interessante Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass die App von Batik Air den hübschen Namen Tripper trägt. Wer lädt sich schon gerne ein Virus runter?! Den in Plastik verpackten Snack aßen wir, während wir uns die Invocation Card, die in jedem Sitz steckte durchlasen. Für die sechs gängigsten Religionen waren Gebete für einen guten Flug und eine sichere Landung darauf untergebracht. Offensichtlich war das auch nötig. Der Gatte zeigte mir Tage nach dem Flug diesen BBC-Artikel: Indonesia’s Batik Air faces probe after pilots fall asleep mid-flight. „Bless us with the guidance from your angels, so that crew of this aircraft will lead us to our destination safely“, sage ich da nur.

Im Flughafen von Sorong gab’s dann wieder Wandkunst. Diesmal eine Verheißung der kommenden Freuden. Vom Flughafen ging’s dann per Taxi zum Fähranleger. Das Fährterminal hatte noch nicht geöffnet und so warteten wir frühmorgens mit einer Reihe anderer Touristen zwei Stunden lang vor der Halle. Wir lernten einen netten deutschen Backpacker kennen, der seiner Freundin nachreiste, die bereits ein paar Tage früher gestartet war. Wir tauschten Nummern und hielten uns von da an immer mal wieder auf dem laufenden.

In Waisai galt es dann, im allgemeinen Gewusel das Boot unserer Unterkunft zu finden, das uns abholen würde. Zudem musste im Tourist Office eine Art Eintrittskarte (Raja Ampat Permit) und für einige Bereiche von Raja Ampat noch das Marine Park Permit gekauft werden. Da wir anschließend kein Bargeld mehr hatten, schnappte der Gatte sich kurzerhand ein Moped-Taxi und ließ sich zu einem ATM im Zentrum von Waisai fahren. Während seiner Abwesenheit fand mich unser Abholer. Und schließlich ging es per Boot auf die letzte Etappe der Anreise.

Um 13:30 Uhr Ortszeit legten wir am Jetty unserer Unterkunft an. Macht eine Gesamtanreisezeit von fast exakt 46 Stunden mit drei Flügen, einer Fährfahrt und einem Bootstransfer. Das dürfte unser neuer Rekord sein.

Wir bekamen ein Mittagessen. Wir zogen in den rechten der beiden Water Bungalows ein. Und zum Abendessen gönnten wir uns jeweils ein Bier. Mehr war in unseren geschwächten Körpern nicht mehr drin. O.k. – noch ein Sonnenuntergangsfoto. Aber das war’s dann wirklich. Bereits zu diesem Zeitpunkt war uns klar, dass der Gatte bei der Auswahl der Unterkunft wieder einmal eine völlig richtige Entscheidung getroffen hatte. An dieser Stelle deshalb auch bereits eine absolute Empfehlung fürs Nyande Raja Ampat. Zu den Details kommen wir später.

Um es vorweg zu nehmen: Wir zogen diesmal nicht um. Wir blieben einfach drei Wochen lang an einem der schönsten Orte, die wir je gesehen hatten, und von dem aus wir alles andere Sehens- und Tauchenswerte per Boot erreichen konnten.

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