Ahead of Schedule im Silicon Valley

Nachdem nun meine ersten fünf Urlaubstage gewinnbringend investiert worden sind, kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass wir extrem gut im Plan liegen. In DEM Plan, dem Masterplan! Unsere Liste wird täglich brav abgearbeitet und so konnten wir bereits eine Menge von Haken an Dinge setzen, die in die Kategorie „Das muss jetzt aber auch endlich mal erledigt werden!“ fallen.

In der ersten Urlaubswoche gab es sowohl „Pflicht“- als auch „Kür“-Aufgaben. Mit Abstand die fieseste Aufgabe war das Entfernen der alten Silikonnähte in den Bädern. Nachdem ich die erste Naht neu gelegt hatte, dachte ich, dass es sich wohl um eine ähnliche Arbeit wie das Spachteln im Trockenbau handeln musste: Man kann es irgendwie lernen, aber man braucht dafür Jahre ununterbrochenen Silikonierens…

Mit etwas Übung, die dadurch entstand, dass wir im unteren Bad nochmal von vorne anfingen…, bekam ich die Sache einigermaßen in den Griff. Professionell ist etwas anderes, aber es ist erträglich. Und irgendwann werden wir sie ja wieder erneuern müssen. Und wahrscheinlich ist das schneller als gedacht der Fall. Drecksarbeit jedenfalls. Ich hasse Silikon!

In ihrer Nervigkeit wurde diese Arbeit zwar nicht von der nächsten überboten, aber doch dicht gefolgt: Kühlschrank-Grundreinigung. Börks. Haken dran. Auch erledigt.

Dann kam die Kür: mein Zimmer. Darauf hatte ich mich in den letzten Wochen sehr gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht. Das ist genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich sitze jetzt mit meinem Schreibtisch praktisch in der Nähe von Ras il-Ħobż und Xatt l-Aħmar an der gozitanischen Südostküste, das Meeresrauschen im Ohr, die Salzpfannen um die Ecke. Herrlich!

Natürlich ist das Foto bei weitem nicht in der Lage so viel Schönheit abzubilden – zumal auch noch Pflanzen unmotiviert herumstehen, Lampenkabel aus der Wand hängen und der Feuermelder auf dem Schreibtisch liegt. Aber das ist mittlerweile alles korrigiert. Und wir haben ja nicht nur tapeziert. Nein! Der Gatte hat auch die oberen Wandbereiche und die Decke geweißelt.

Was ich damit sagen will?! Ich bin gerade sehr glücklich in meinem kleinen gozitanischen Refugium. Und wenn wir schon nicht in Urlaub fahren, hole ich mir halt den Urlaub ins Arbeitszimmer.

Der Gatte schleift derweil seit jetzt zwei Tagen Gartenmöbel und Hausaußenbereiche ab. Und er tut mir wirklich langsam leid. Den nächsten, den ich jammern höre, dass er mit Maske einkaufen gehen muss, zwinge ich, mit Maske Terrassenbretter abzuschleifen. So! Pah!

Auch sonst ist einiges in Haus und Garten erledigt worden. Und es wurde gekocht. Und da ich es gestern auf Instagram großspurig angekündigt habe, lege ich jetzt mal zwei Rezepte nach. Es begann damit, dass von der zypriotischen Doradenzubereitung (sorry für die miesen Handyfotos…) einiges vom Gemüsebettchen übrig geblieben war. Und ich konnte mich nicht durchringen, es in die Tonne zu kloppen.

Nach einigem Überlegen entschied ich, es in Linsenbällchen zu verklappen. Der Plan, dass die dann deutlich weniger trocken sein würden als ohne das Gemüse, ging vollumfänglich auf. Und da die so gut waren, man ja aber normalerweise nicht ein Schüsselchen mit vorgegarten Gemüsewürfelchen herumstehen hat, habe ich die gleichen Bällchen gestern nochmals hergestellt – und dabei das Wurzelgemüse extra für die Bällchen hergestellt und ins Rezept integriert. Ich Genie! Muss vom Silikoneinatmen kommen…

Das hier ist ein Foto des ersten Versuchs. Mit Yasminreis und Paprika-Curry-Sauce. Und weil das so gut ankam, bastelte ich auch gleich die Sauce nochmal nach.

Linsenbällchen in Paprika-Curry-Sauce

Gericht: Vegetariernapf
Keyword: linsen, paprika, vegan, vegetarisch
Portionen: 4 Portionen
Kalorien:
Autor: MrsFlax

Zutaten

für die Linsenbällchen:

  • 100 g Berglinsen geht sicher auch mit allen anderen Sorten
  • 1 Frühlingszwiebel
  • 1 Zehe Knoblauch
  • Olivenöl
  • 1 kleine Möhre
  • 0,5 Stange Lauch
  • 1 Stange Staudensellerie
  • 0,5 kleiner Zucchino
  • etwas Fenchel Anm.: Die Gemüsesorten können auch beliebig ausgetauscht werden
  • 1 EL Tomatenmark, Doppio
  • 1 Schuss Sojasoße
  • Petersilie und / oder Koriander nach Belieben
  • 2 EL Paniermehl bei Bedarf auch deutlich mehr - je nach Konsistenz der Masse
  • Harissa, Ras el Hanout, Chili, Curry, Kreuzkümmel, Salz, Pfeffer je nach Geschmack

für die Sauce:

  • 2 EL Olivenöl
  • 2 Frühlingszwiebeln
  • 1 Zehe Knoblauch
  • 2 Spitzpaprika
  • 1 EL Kurkuma
  • etwas Zimt
  • gelbe Currypaste und / oder weitere Gewürze je nach Geschmack
  • 500 ml Kokosmilch
  • 1 Spritzer Zitronensaft
  • 1 Handvoll Cocktailtomaten, halbiert oder geviertelt
  • Petersilie und / oder Koriander

Anleitung

  • Zuerst Linsen abspülen und anschließend weichkochen. Abgießen und etwas auskühlen lassen.
  • Frühlingszwiebeln und Knoblauch hacken. Gemüse in sehr kleine Würfel schneiden. Alles zusammen in Olivenöl anschwitzen und garen bis die Möhren noch etwas bißfest sind. Tomatenmark zugeben und ebenfalls kurz mit anschwitzen. Mit Sojasoße ablöschen und offen noch ein wenig durchziehen lassen. Vom herd nehmen und ebenfalls auskühlen lassen.
  • Petersilie und Koriander fein hacken und zusammen mit den Linsen und dem Gemüse in einem Prozessor zu einer weichen Masse häckseln. Alles in eine Schüssel geben und durchkneten. Würzen, abschmecken und mit Paniermehl (Menge nur langsam steigern, damit die Masse nicht zu trocken wird!).
  • Kurz kühl durchziehen lassen. Anschließend mit feuchten Händen zu Bällchen formen und diese auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben. Bei 180°C Umluft backen, bis die Bällchen außen knusprig sind. Warm halten.
  • Währenddessen in einem Topf / Wok Olivenöl erhitzen, Frühlingszwiebeln und Knoblauch hacken und darin anschwitzen. Paprika in feine Würfelchen schneiden und ebenfalls mit anschwitzen. Gewürze und ggf. Currypaste zugeben und über dem Topf tief einatmen. Herrlich! Mit Kokosmilch ablöschen und cremig einkochen lassen.
  • Zwischendurch nochmals abschmecken und evtl. nachwürzen - gegen Ende einen Spritzer Zitronensaft und die halbierten oder geviertelten Cocktailtomaten in die Sauce geben.
  • Zuletzt mit den Kräutern bestreuen und die Linsenbällchen darauf anrichten.

Notizen

Beim Abschmecken - sowohl der Bällchen als auch der Sauce - ist erlaubt, was gefällt. Koriander- oder Fenchelhasser können die ungeliebten Zutaten einfach gegen etwas anderes austauschen. Je nach Geschmack.
Das Gemüse sorgt dafür, dass die Bällchen nach dem Backen nicht völlig trocken sind. Wichtig: Nicht mit dem Paniermehl übertreiben! Erstens zieht die Masse immer noch etwas nach, zweitens kann man auch aus nicht sehr kompakt wirkendem Teig ganz wunderbare Bällchen formen.
Auch wichtig: Nicht in der Pfanne ausbraten. Ofen ist obligatorisch. Ich sage das nur, weil ich es mit einem Probebällchen versucht habe. Epic fail!
Und: Schärfer geht immer - vor allem bei der Sauce. Wer Currypasten benutzt, kann auch eine rote nehmen. Ich sag's gleich: Es schmeckt auch, wenn man hausgemachte Habanerosauce drankippt 😉

Und  was sehen wir da rechts am Tellerrand?! Genau! DAS ist kein Reis! Das ist eine Scheibe perfekten Focaccias – Ergebnis meiner Focacciapremiere. Ich bin immer noch begeistert davon, wie ausgezeichnet das gelungen ist. Das ist exakt wie es sein muss: außen sehr knusprig, innen weich und ultrafluffig. Ich bin verliebt. Merkt man es?! Nein, oder?

Es ist ein reines Sauerteig-Focaccia aus Weizen-Sauerteig und mit langer Gehzeit. Erstmal das Rezept, dann noch ein paar Erläuterungen.

Sauerteig-Focaccia

Gericht: Brotkörbchen
Küche: Mediterran
Keyword: beilagen, brot, grill
Portionen: 1 Brot
Kalorien:

Zutaten

  • 100 g aufgefrischter und sehr aktiver Weizen-Sauerteig
  • 10 g Meersalz pus etwas zum Bestreuen hier: das gute Xwejni Salt der Familie Cini
  • 440 g Wasser Zimmertemperatur
  • 520 g Weizenmehl Type 00
  • Olivenöl

Anleitung

  • Sauerteig, Salz und Wasser in einer großen Schüssel verrühren. Mehl zugeben und mit dem Teigschaber einarbeiten. Schüssel mit einem Küchenhandtuch abdecken und beiseite stellen.
  • In der sommerlich wamen Küche reichte eine Gehzeit von fünf bis sechs Stunden aus, um den Teig mehr als zu verdoppeln. Möglicherweise dauert dies auch deutlich länger. Das Originalrezept spricht von bis zu achtzehn Stunden!
  • Sobald der Teig sein Volumen verdoppelt hat, etwas Olivenöl darauf sprenkeln und ihn rundum von den Seiten zur Mitte falten, um die Luft etwas herauszudrücken.
  • Backform einölen und Teig hineingeben (Wer keine passende Form hat, kann den Teig auch in eine Teigwanne geben und nach der zweiten Gehzeit freigeschoben auf dem Blech oder Pizzastein backen). Nchmals fünf bis sechs Stunden gehen lassen, bis sich deutlich hübsche Blasen an der Oberseite gebildet haben. Teig etwas ins passende Format ziehen.
  • Backofen auf 220°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Jetzt mit den Fingern (ein wenig einölen!) von oben in den Teig drücken, um dem Brot die typische Focaccia-Optik zu verpassen. Etwas Olivenöl darüber "drizzlen" und etwas Salz darüber geben.
  • Sobald der Ofen Betriebstemperatur erreicht hat, Brot hineingeben und etwa eine halbe Stunde lang abbacken, bis es oben gebräunt und knusprig ist.
  • Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Notizen

Zum Sauerteig: Ich hatte meinen einen Tag vor der Teigzubereitung aus dem Kühlschrank genommen und dreimal "gefüttert". Er muss schon richtig aktiv sein.
Beim ersten Versuch halte ich mich meist sklavisch ans Rezept. Deshalb war ich auch nicht mutig genug, um vor dem Backen ein paar Oliven oder Tomatenstückchen plus Rosmarin darauszuwerfen. Beim nächsten Versuch werde ich das definitiv tun.
Das Rezept klingt nicht nur ausgesprochen simpel, es ist es auch. Ein Rezept, das bereits nach dem ersten Testlauf zum Stammrezept to be erklärt werden kann.

Noch ein Wort zu „meinem“ Salz: Das kann man demnächst wohl auch von hier aus direkt von Familie Cini erwerben. Also über die Website, die sie gerade aufbauen. Sobald es die geben wird, schreibe ich nochmal was dazu. Meine Vorräte sind zwar momentan noch mehr als ausreichend, aber man weiß momentan ja nicht, wann man das nächste Mal vorbeischauen kann… Mich beruhigt der Gedanke jedenfalls enorm. Kann es sein, dass ich ohne dieses Salz nicht leben kann?! Kann man salzsüchtig sein?!

So endet dieser Artikel, der mit Gozo begann, auch mit Gozo. Obwohl das überhaupt nicht zu den Linsenbällchen und den Silikonfugen passt. Aber macht nix. Ich muss dann auch mal wieder aus meiner Sandsteinhöhle heraus und an die Arbeit. Im Garten ist noch einiges zu tun – und der Gatte kruschelt bereits einsam, aber vernehmlich unter meinem Fenster herum…

Ooopsi. Fast vergessen:

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