Mordsstimmung im Mutantengärtchen

So. Der Startschuss für den kollektiven Frohsinn ist also um 11:11 Uhr gefallen. Die männlichen Kollegen trugen alte, hässliche Krawatten und wurden irgendwann ungehalten, wenn sie ihnen nicht abgeschnitten wurden. Die Kreppel waren gut. Die Luftschlangen sind noch kringelig.

Ansonsten bin ich ziemlich unbeschadet aus der Nummer herausgekommen. Und hier in der Stadt hält sich das Chaos momentan noch in Grenzen.

Bereits um 9:31 Uhr erhielt ich eine Mail des Wolfinators, in der er mitteilte, dass er „seine Hausaufgaben bereits erledigt“ habe.

Wegen der zusätzlichen Küchensteckdose, für die ich mich gestern noch spontan entschieden hatte, hatte er sich bereits mit den Elektrikern in Verbindung gesetzt. Ich soll am Wochenende einen Zettel aufhängen, aus dem hervorgeht, wo genau ich sie haben will.

Die Tiefbauer des Energieversorgers haben heute wohl überraschend doch noch zu baggern begonnen. Sensationell! Und ich hatte schon überlegt, welche Nachbarn ich anbettele, damit die Estrichjungs zu ihrem Wasser kommen. Wir sollten also bis zum Estrich-Termin sowohl Wasser als auch Strom haben. Wurde auch Zeit, dass mal irgend etwas einfach funktioniert. Also nicht nur funktioniert, sondern dass es funktioniert ohne nervenraubende Interventionen, zeitintensive Telefonate und ohne das ständige Gefühl, irgendwem auf die Nerven zu gehen.

Wobei ich sagen muss: Ich habe mir den Kontrollbesuch nach längeren Überlegungen doch gespart. Sechzig Kilometer Fahrt nur um in ein Baggerloch zu schauen, erschien dann selbst mir etwas übertrieben. Zumal wir morgen sowieso hin müssen. Wir reden also momentan nur über ein vom Wolfitekten avisiertes Baggerloch. Ob da ein echtes ist, kann ich natürlich nicht definitiv wissen. Aber: Ich hoffe es so sehr…
Im Briefkasten lag eben – taaadaaaaaahhh! – ein weiterer Garten-Katalog! Diesmal von „Baldur Garten“. Und was findet sich auf der Rückseite des Hochglanzkunstwerks? Richtig! Meine unvermeidliche Freundin, die Goji-Beere. Der Text ist diesmal wirklich sensationell: „Im Himalaya wird sie auch die Beere der Glücklichkeit genannt und dort seit Jahrhunderten verehrt.“ In welcher Sprache gibt es nochmal das Wort „Glücklichkeit“?! Ich habe keine Ahnung, sehe aber nach diesem Satz ständig ein Rudel Sherpas sich vor einer monströsen güldenen Goji-Beere erfurchtsvoll in den Staub werfen.

„Im Geschmack erinnert die Goji-Beere u.a. an Kirsche & Cranberry und verbirgt mehr Vitamin C als Orangen und mehr Eisen als ein Steak.“ Mmmhh… Wieso verbirgt sie das denn? Für Vitamin-C- und Eisen-Anteile muss man sich doch nicht schämen. Tun Orangen und Steaks doch auch nicht. Mensch, Goji! Hast du denn gar keine Selbstachtung?

Da kommt die Vitalbeere auf Seite 9 aber gleich viel selbstbewusster rüber. Richtig. Es handelt sich mal wieder um die altbekannte Wu-Wei-Zi-Beere! Der „Gesundheits-Hit aus China“ „schmückt sich mit hübschen weißen Blüten“ und verbirgt sie nicht ängstlich wie die Goji. So geht das! Muss ich erwähnen, dass wieder mal der Gong-Artikel zitiert wird? Nein. Muss ich nicht…

Auf Seite 17 treffe ich auf die „Kuheuter-Pflanze“. „Die knallgelben Früchte dieses bizarren Zierstrauchs sehen aus wie die Euter einer Kuh.“ Überflüssig zu erwähnen, dass ich noch niemals eine Kuh mit knallgelbem Euter gesehen habe. Und auch überflüssig zu erwähnen, dass mich der Anblick einer Pflanze, an der winzige gelbe Kuheuter baumeln, sicher nicht erfreuen kann. Und „Riesen-Fuchsien“ brauche ich auch nicht. Mir gefallen die kleinen schon nicht.

Was ist das nur mit diesen Garten-Katalogen? Warum sind die nur alle so… so… so auf die gleiche Art daneben irgendwie? Die sind alle schockierend in Wort und Bild (Belege nötig? Siehe hier, hier & hier). Auf die gleiche Art schockierend wie ein plötzlich auftauchender Rosenmontagszug. Und wenn man nicht gleich geistesgegenwärtig auf den Bürgersteig springt, kommt man noch unter die Räder, weil man wie gelähmt da steht und den Blick nicht abwenden kann. Und am Ende hat man den Kram dann wahrscheinlich wirklich bestellt: die Duftgeranie „Moskito-Schocker“, die Tiroler Hänge-Geranien „Feuerrot“ und „Schneeweiß“, die „Unsterblichkeitspflanze Jiaogulan“ oder gar den „Pralinen-Baum“. Mir macht das Angst. Vor allem an einem Tag wie heute, an dem es schon gruselig genug ist.

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