„Hey, Blue…“

Danke, Sommerzeit! Heute morgen herrschte bereits zu unchristlicher Zeit völlige Verwirrung. Haben wir verschlafen? Oder doch nicht? Oder etwa doch?! Ein Blick auf die im Oktober nicht umgestellte Anzeige des Videorekorders (Umstellen wird wirklich völlig überschätzt. Jetzt stimmt die Zeit ja wieder!) brachte die Gewissheit: Wir sind pünktlich.

Also hurtig gefrühstückt und dann ab Richtung Platz. Während der Herr Max und seine Kollegen den einzigen Gegner in der SWBSV-Juniorenliga zweimal mit Mercy Rule vernaschten, widmete ich mich schweren Aufgaben: aufräumen, putzen, ausmisten, packen – und zwischendurch krank sein.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was sich so in fast vierzehn Jahren ansammelt. Und wieviel man davon wahrscheinlich nie wieder braucht, obwohl man gedacht hat: „Mmmmhhh… Das brauche ich bestimmt noch ‚mal. Das lege ich mal in die Kiste dort.“ Und dann liegt es für die nächsten zehn Jahre in einer Kiste, die man nie öffnet. Weil nichts drin ist, das man suchen würde oder jemals dringend bräuchte. Man wirft die Kiste aber auch nicht weg, obwohl sie bei jeder größeren Putzaktion dadurch auffällt, dass sie Platz einnimmt, den man dringend für etwas anderes brauchen könnte. Zum Beispiel für eine andere Kiste mit Dingen, von denen man denkt, dass man sie unbedingt nochmal braucht.

So habe ich mich also durch einige Dinge gewühlt, die ich schon vor langer, langer Zeit hätte wegwerfen können. Und was soll ich sagen? Der „Mmmmhhh… Vielleicht brauche ich das doch nochmal…“-Gedanke ging mir trotzdem mehrfach durch den Kopf. Und wenn nicht der, dann der „Eigentlich zu schade zum Wegwerfen“– oder der „Ach… Das erinnert mich an…“-Gedanke. Drei Gedanken die eindeutig Feinde von Ordnung und geregelter Haushaltsführung sind. Sozusagen die Reiter der Chaos-Unordnung-schlechte-Hausfrau-Apokalypse.

Apropos „Reiter“: Während der ganzen Aktion lief erst Springreiten und dann ein Dressurbericht im TV. Diese Reitsportkommentatoren sind eine wirklich bewunderungswürdige Gattung. Unaufgeregt, gleichmäßig nett, sprachlich erträglich. Wenn ich mir vorstelle, dass mich die beiden Eurosport-Radsport-Suppenkasper beim Aufräumen mit ihrem präpubertären Verbaldurchfall belästigt hätten… Man weiß nicht, was passiert wäre…

Dann war noch der Kleiderschrank dran. Nein. Eigentlich ist es kein „Kleider“-Schrank. Es ist ja schließlich keine Kleidung drin. Der ganze Schrank ist voll von „Waaaaahhhhh! Ich hab‘ nix zum Anziehen!!!“ Auch toll… Diesmal habe ich allerdings jegliche sentimentalen und „Zieh‘ ich vielleicht doch nochmal an“-Bedenken über Bord geworfen und bin nach einem völlig neuen Prinzip vorgegangen:

Bei jedem Kleidungsstück habe ich mich gefragt: „Hatte ich das tatsächlich im vergangenen Jahr irgendwann an?“ Wenn ich diese Frage eindeutig mit „Nein! Hatte ich ganz sicher nicht!“ beantworten konnte, hab‘ ich es schnell in einen Müllsack gestopft. Rücksichtslos. Und ohne langes Zaudern. Und vor allem ohne „Könnte man aber vielleicht doch noch bei ebay verticken…“-Selbstbetrugsversuche. Ich war also sozusagen der Umpire des Kleiderschranks und callte die Klamotten: „Strike three. He’s out!“ oder „Safe!!!“

Nachdem das mit dem Kleiderschrank eigentlich ganz prima funktioniert hat, werde ich in der kommenden Woche abends jeweils eine oder zwei Stunden darauf verwenden, weitere Dinge loszuwerden, die ich im Haus auf keinen Fall mehr sehen will. Weil sie nur unnötig Platz wegnehmen. Mein Gott, ich klinge so vernünftig. Ich bekomme fast Angst vor mir selbst. Mal sehen, wie lange das anhält…

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