„Da führten die Schriftgelehrten und Pharisäer…

… eine Frau herbei, die man beim Frühblüherzwiebelkauf ertappt hatte, stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: ‚Meister, diese Frau wurde auf frischer Tat ertappt als Blumenzwiebelkäuferin. Im Gesetz hat uns Mose befohlen, solche zu steinigen; was sagst du dazu?’…“

Ja, ja, ich gestehe es ein. Ich habe es wieder getan. Immerhin muss man mir zugute halten, dass ich nicht auf einen Britney-Spears-Songtitel zurückgegriffen habe, um mein heutiges Blogpost treffend zu überschreiben. Und dabei hätte es sooo gut gepasst. Menno.

Statt weiter um den heißen Brei herumzureden, heißt es jetzt tapfer sein und der hässlichen Wahrheit ins noch hässlichere Gesicht zu sehen. Ich habe heute in der Frühstückspause nicht widerstehen können, und drei weitere Beutel mit Blumenzwiebeln (Schneeglöckchen, Tulpen und Narzissen) eiskalt aufs Kassenband gelegt. Ja. Hab‘ ich. Ich. Obwohl ich gestern noch versprochen hatte, derartiges bis zum nächsten Herbst auf gar keinen Fall zu tun. Ich bin offensichtlich eine sehr kranke Frau!

„… Da sie aber nicht nachließen mit ihren Fragen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: ‚Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.‘ …“

Eine interessante Überlegung. Kenne ich nicht Menschen, die Mauern einreißen, nur weil sie einen Grund brauchten, um sich diesen echt heißen Bohrhammer zu kaufen? Und wird sich eine aus den Kommentaren dieses Blogs bekannte Bewohnerin der ehemaligen Hauptstadt nicht Herbstregen und schlammige Straßen gewünscht haben, um den Kauf der Gummistiefel zu legitimieren? Und was ist mit Risikomanagern? Brauchen die wirklich einen Porsche?! Das alles macht meine Schande natürlich nicht erträglicher, aber es hilft mir irgendwie, mich nicht so einsam zu fühlen in meiner abgrundtiefen Schlechtigkeit.

„… Da richtete Jesus sich auf und fragte sie: ‚Frau, wo sind sie? Hat dich keiner verurteilt?‘ Sie antwortete: ‚Keiner, Herr!‘ Da sagte Jesus zu ihr: ‚Auch ich verurteile dich nicht. Gehe hin und sündige fortan nicht mehr!'“ – Johannes 8, 3 – 11

Werde ich natürlich auch nicht tun. Die Blumenzwiebelnummer ist für mich jetzt jedenfalls erstmal gelaufen. Definitiv. Jetzt wirklich. Ich bin ja auch nicht ganz schlecht. Nicht so richtig jedenfalls. Ich habe auch gute Seiten. Zum Beispiel habe ich den Vögeln heute Nachschub an Erdnussbruch besorgt, den sie so sehr lieben. Das war doch irgendwie nett von mir, oder? Und Meisenknödel. Und Nusssäckchen. Hab‘ ich. Ehrlich. Und den neuen Meisenknödelhalter habe ich schon gestern im Garten aufgestellt. Ja. Und da hatte ich noch kein schlechtes Gewissen. Nein, nein…

Und vielleicht gelingt es mir ja auch, den aufrechten Leser, der natürlich nie und nimmer so wortbrüchig und schwach wie ich sein könnte, mit ein paar süßen Meisen- und Spatzenfotos zu beschwichtigen. Nehmt dies. Und dies. Und dies. Besser jetzt? Nicht? Mist!

Jedenfalls finde ich, ich habe mich jetzt hinreichend erniedrigt. Bauherr? Kannst du mir noch einmal verzeihen? Ich trage auch den ganzen Abend mein härenes Hemd. Auch wenn es kratzt. Zur Not auch länger als einen Abend. Es tut mir leid. Lasset Klageweiber um mich sein. Und Thomas Mann.

„… – volle siebzehn Jahre verbrachte er dort ohne eine andere Bequemlichkeit als das Himmelsdach über sich, ohne Schutz weder vor Reif noch vor Schnee, weder vor Regen noch Wind, noch vor Sonnenbrand, bekleidet nur – aber wie lange hielt das denn vor! – mit seinem härenen Hemd, bei nackten Armen und Beinen…“ – Thomas Mann, „Der Erwählte“

Die Bibel und Mann – immer noch jemand enttäuscht von mir? Bloß wegen ein paar blöder Schneeglöckchenzwiebeln? Pah!

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