Harold & Maude

Netter Film eigentlich. Wenn man ihn als Außenstehender ansieht. Weniger nett, wenn man plötzlich innerhalb von Sekunden alterstechnisch prima die Rolle der Maude übernehmen könnte.

Ging mir gestern so. Hexenschuss…

„Harold“ Flax erinnerte sich gottlob seiner in der Zivildienstzeit im Altenheim erworbenen Kenntnisse in der Pflege, sodass er in der Lage war, mich angemessen zu versorgen. Im Laufe des Abends schleppte er Wärmflaschen, Getränke, Essen, Bücher, Kissen u.ä. an, das man halt so braucht, wenn man auf dem Sofa liegt und nicht wieder runter kommt.

Irgendwann musste ich dann aufstehen. Aus der Liegeposition in den Stand (bzw. in meine Version von „Stand“…) dauerte es geschlagene zehn Minuten. Immerhin hing ich anschließend gebückt über einem Sessel. Grauenvoll.

Den Rest des Abends verbrachte ich sitzend. Liegen war zum nicht einschätzbaren Risiko geworden. Zusätzlich schleppe ich seitdem ständig einen Wanderstab mit mir herum, der mir bereits unschätzbare Dienste geleistet hat. Ein Rollator! Ein Königreich für einen Rollator!
Die Nacht verlief sehr unbequem, aber heute morgen war bereits eine deutliche Besserung zu verspüren. Immerhin nennt „Harold“ mich seitdem nicht mehr Daisy Duck, an die ich ihn aufgrund meiner Haltung und der von ihm höchstselbst mittels eines Schals in meinem Rücken befestigten Wärmflasche wohl erinnert haben musste.

Nachdem nun also im Laufe des Tages unser Altersunterschied wieder auf „Die Reifeprüfung“-Level gesunken ist, haben sich auch die Respektlosigkeiten etwas reduziert. Die ganze Aktion verschafft einem halt auch einen recht guten Einblick in den Stand unserer Ehe in ca. 30 Jahren. Andererseits sollte ja auch der Bauherr bis dahin ein gewisses Maß an Gebrechlichkeit erreicht haben, sodass ich dann nicht einzige bin, deren Anblick wahlweise Mitleid / Erheiterung / gehässige Bemerkungen provoziert.

„Doing the garden, digging the weeds,
Who could ask for more?
Will you still need me, will you still feed me,
When I’m sixty-four?“
– The Beatles

12 Kommentare

  1. Stangerbad! Ich sage nur: Stangerbad!

    Im übrigen brauche ich keine 30 Jahre mehr zu warten. Gestern abend nach dem Einkaufen riss es mir auf einer Eisplatte die Füsse weg. Zum Glück hatte ich kurz vorher die Umhängetasche über die
    andere Schulter geworfen, sodass wenigstens dem Grauburgunder nix passiert ist.

    Als allerdings das hinter mir laufende Pärchen besorgt fragte, ob sie mir helfen könnten, erschrak ich doch sehr über den gebrechlichen Eindruck, den ich wohl gemacht haben musste. Daraufhin
    rappelte ich mich mit einem trotzigen “ Nein!“ auf den Lippen dermassen flott und energisch auf, dass es mich fast sofort wieder hingelegt hätte. Wenn das passiert wäre – dann hätte ich mir
    wahrscheinlich wirklich helfen lassen. :seufz:

    1. du musst hier natürlich zwischen echter (du!) und krankheitsbedingter, kurzfristiger (ich!) gebrechlichkeit unterscheiden :fg: 😀

  2. Bei den vielen Mädchensportaktivitäten in letzter Zeit hatte ich mir ja schon Sorgen um joaquins Gesundheitszustand gemacht. Aber nach dem Grauburgunder-Bekenntnis glaube ich auch: es ist das
    Alter.

    Dr. Flachhund sollte ihm ein Paar Laufstöcke verschreiben. Sicherer ist das. Trotz Helm. Noch einen Totalausfall können wir uns nicht leisten. :whistle:

    1. „mädchensportaktivitäten“… *hihi* das erinnert mich an meine zeitungskorrektoratzeiten, in denen ich immer die termine der „stuhlgymnastik für senioren“ abtippen musste 😀
      zufälligerweise hätte ich gerade zwei stöckchen  abzugeben. mein rücken funktioniert erstaunlicherweise seit heute abend wieder einigermaßen. das ging wesentlich schneller als erwartet und
      beim letzten mal.
      ich gehe also jetzt mal davon aus, dass ich ab dem wochenende wieder voll einsatzfähig bin. notfalls reiße ich mir des bauherren rolle unter den nagel.
      i.ü. ignoriere ich derzeit das denkbär-posting. bin ich etwas 85 und du ein dackel?! 😀

  3. Wäre ich ein Dackel, könnte ich dir wohl kaum das Schnapsfässchen tragen. :stupid:

    Etwas 85 bist du aber schon. Sogar gute 50%. :fg:

    Stuhlgymnastiktermine abtippen hört sich nach einem coolen Zeitungsjob an. Jedenfalls besser als inspirierte Reportagen über Seniorengeburtstage, diamantene Hochzeiten und Fasnachtssitzungen
    abzuliefern. (Ich war jung brauchte das Geld.) :cuapio:

    1. prima. dann habe ich im prinzip deine elaborate korrektur gelesen. es war schlimm – aber ich war auch jung und brauchte das geld 😀

  4. Laufstöcke? Mal eine Frage an den Experten: Wenn man ein nettes Chick (das ist etwas ähnliches wie ein Huhn :fg:) kennengelernt hat, und einem das plötzlich mit Laufstöcken entgegenkommt – soll man
    dann jeden Kontakt sofort abbrechen?

    Alles andere kriegst du später zurück. Ich bin im Moment zu alt und krank dafür. Und: ich stelle fest, dass das Team Livewrong tief im Lokaljournalismus verwurzelt ist. Mein Highlight: fast eine
    ganze Seite über einen armen Irren, der das Schiff von Columbus aus Streichhölzern nachgebaut hat. 😀

  5. Statt Lokaljournalismus zu betreiben, darf ich nur Blöd-Zeitungen sortieren. :seufz: Aber zum Glück bietet dieser (oder dieses? :gruebel: ) Blog ja jede Menge Lebenshilfe. Mein Motto für 2010 wird
    daher sein: „gedult ist dastrotzpflaster der sehsucht“.

    Danke auch für den Aldi-Tipp! Ich versuche jetzt aber mal nichts Besonderes in die Tatsache hereinzulesen, dass ich gestern auch plötzlich Rückenschmerzen hatte …

  6. Glaubt joaquin, dass ein Geflügelliebhaber der bekennenden Hühnermobberin Ratschläge im Umgang mit Chicks gibt? Niemals. :noe:

    Außerdem ist er ja wohl selbst der Experte für verrückte Hühner, wie ich gelesen habe. :coffee:

    Nur soviel: mit Stöckchenholen überschreiten Hühner eindeutig die Grenzen ihrer Kompetenz. Für sowas ist immer noch der F(l)achhund zuständig. X(

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