Schrottig?

Für heute hatte eine Kollegin im Büro ein sogenanntes „Schrottwichteln“ angesetzt. Jeder sollte etwas Überflüssiges aus seinem Haushalt einpacken und mitbringen. Die „Geschenke“ wurden so lange untereinander getauscht, bis niemand mehr wusste, wer was angeschleppt hatte. Dann ging es ans Auspacken.

Mit Entsetzen stellte ich fest, dass ich eine kleine, mit einem roten Scarlett-O’Hara-Kostüm bekleidete Schneiderpuppe bekommen hatte, die dazu diente, allabendlich die Preziosen auf dem Nachtisch daran zu drapieren, damit man morgens nicht nach Teilen des edlen Familiengeschmeides suchen muss. Gulp! Im Nachgang meinte eine Kollegin dann zu mir, das sei doch eigentlich ganz nett, woraufhin ich sie fragte, ob sie es haben wolle. Vielleicht tauschen? Was sie denn bekommen habe?

Angewidert meinte sie: „Das willst du garantiert nicht! Einen total hässlichen Rumtopf!“ Und wie ich den wollte! Und das doofe, kopflose Ding war ich dabei auch gleich los. Der Rumtopf ist im übrigen für durchschnittlich-deutsche Rumtopf-Verhältnisse nicht mal übel. Da habe ich schon deutlich Schlimmeres gesehen. Gut… Der ellenlange Text auf der Rückseite könnte aus der Feder unserer Verbalakrobation stammen (Originaltext: „Nimmt man nur gut reife, also aromatische Früchte, wie sie im Laufe eine Jahres anfallen. Zuerst gründlich gewaschene Erdbeeren, die, bis sie vollgesaugt sind, vielleicht noch einen Tag oben schwimmen, …“) , aber ansonsten ist das Teil tadellos. Ein nie benutztes Hochzeitsgeschenk übrigens. Die Ehe besteht noch.

Immerhin bin ich dafür eine Jan-Ullrich-Tasse losgeworden. Mit einem Glas Rumtopf drin, damit man sie sich schöntrinken kann. Wohl bekomm’s! Echt ein guter Tausch, wie ich finde. Die Tasse hat eine Kollegin bekommen, die sie wahrscheinlich beim nächsten Polterabend zum Einsatz bringen wird. Mach’s gut, Tasse! Eigentlich ein recht erfolgreicher Tag bis dahin.

Der Nachmittag verging wegen erhöhten Arbeitsaufkommens recht flott. So lässt sich das aushalten. Mein Rumtopf und ich traten halbwegs pünktlich den Heimweg an. Die 45 Minuten, die ich anschließend ergometernd in meinem Zimmer verbrachte, ließen sich allerdings nur mit eiserner Disziplin und aus der Angst heraus, WP-technisch endgültig abgehängt zu werden, absolvieren. Hamsterradeln ist als Sportart – vor allem, was Selbstüberwindung angeht – definitiv unterbewertet. Ich werde wieder auf Hörbücher beim Ergometern zurückgreifen müssen, um es halbwegs erträglich zu gestalten. Ach, was soll’s? Hauptsache, die Ulle-Tasse ist weg. Jedenfalls eine von zweien.

4 Kommentare

    1. Zitat JML: „Sicher bewundere ich den Perfektionisten Veuve Cliquot, doch ich bewundere auch die athletische und ästhetische Perfektion von Ullrich, der in dieser Hinsicht sogar einen
      Moët&Chandon noch übertrifft. Jan ist der Prototyp des modernen Sektes.“

      😀

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