Der weite Weg in die Sonne

Beginnen wir mal ganz von vorne. Der Weltraum – unendliche Weiten… Wir schreiben das Jahr 2023. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterflax, das mit seiner zwei Mann starken Besatzung drei Wochen lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele 1000 Kilometer vom Untertaunus entfernt, dringt die Enterflax zu Inseln vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Naja… Das ist jetzt natürlich ein wenig übertrieben, aber egal. Das Wetter war jedenfalls überaus deutsch, als wir vor gut drei Wochen in Frankfurt auf die S-Bahn warteten. Nicht frühlingshaft deutsch, sondern ekelhaft deutsch. Es nieselte, es war kalt. Und wie das beim Start in einen Urlaub – Ziel diesmal: die Philippinen bzw. der zentrale Teil der Unmengen von philippinischen Inseln, die Vizcayas – ja häufig ist, ist man erst entspannt, wenn man pünktlich am Boarding steht. So auch diesmal.

Und ab da beginnt dann der angenehme Teil. Um genau zu sein: Es war natürlich wieder ein Gin Tonic vor dem Abflug im Spiel. Bei diesem Ritual habe ich tatsächlich mittlerweile solch kleinliche Bedenken wie „Kein Bier vor vier“ abgelegt. Uhrzeit? Egal! Und wenn man die aktuelle Uhrzeit in die Uhrzeit des Zielorts umrechnete, war sowieso alles in Ordnung. Arbeiten wir halt gleich mal am Akklimatisieren.

Vor uns lag – erst einmal… – ein Zwölfeinhalb-Stunden-Flug nach Singapur. Dank einer Premium-Economy-Buchung, die wir uns einfach mal so gegönnt hatten, war das diesmal auch wirklich erträglich. Eine Zweier-Sitzreihe ohne nervtötende Sitznachbarn und mit deutlich mehr Platz. Yeah! Dazu drei arbeitsfreie Wochen vor uns. Es ging eigentlich kaum besser.

Sogar das Essen war genießbar. Der Gatte gönnte sich ein Tiger-Bier dazu. Ich mir einen Sekt aus dem Plastikbecher. Das Wetter vor dem Fenster wechselte von piesilig-grau über strahlend-blau zu sonnenuntergangs-bunt. Und dann halt dunkel.

Bei Sonnenaufgang landeten wir in Singapur. Der Gatte war zwischendurch mal eingenickt. Ich natürlich nicht. Vier Filme und die Aufregung hatten mich wie immer wachgehalten. Und natürlich meine stets unterschwellig vorhandene Angst vor Kontrollverlust.

Dank einer relativ kurzfristigen Änderung unseres Anschlussflugs folgte jetzt allerdings der doofe Teil der Reise. Wir lungerten mehrere Stunden am Flughafen in Singapur herum und testeten zwei verschiedene Lounges (Gin Tonic Nummer zwei und drei inbegriffen).

Irgendwann bestiegen wir dann einen Flieger nach Cebu, der allerdings in Davao zwischenlandete. Blöderweise mussten hier sämtliche Fluggäste die Maschine verlassen und sich einer Ausweiskontrolle unterziehen. Kurze Wartezeit – und alle wieder ab in den Flieger, die wie wir eigentlich nach Cebu wollten. Sonnenuntergang bei der Landung.

Als wir schließlich eintrafen, war es bereits zu spät für die letzte Fähre zu unserem endgültigen Ziel. Das war uns allerdings bereits vorher bewusst gewesen. Wir hatten eine Nacht in einem Flughafenhotel in Cebu eingeplant. Eigentlich waren wir mittlerweile ziemlich fertig, aber nachdem wir uns auf dem Zimmer wieder in einen menschenwürdigen Zustand versetzt hatten, stand der Plan: Wir würden nochmal loslaufen. Die Sitzerei der vergangenen Stunden hatte uns geschafft – und wir brauchten Bewegung dringender als Schlaf.

Wir liefen los in Richtung Wasser, kamen aber nur bis kurz davor, da uns ein unfreundlicher Hafenarbeiter aka Wichtigtuer davon abhielt, weiter zu marschieren. Da würde schließlich gearbeitet! Unser Auftauchen zu Fuß ohne erkennbares Ziel schien ihm mehr als suspekt zu sein. Direkt in der Nähe befand sich allerdings eine Karaoke-Bar, die mit wahnsinnig lauter Musik die komplette Umgebung beschallte. Und auch die Beleuchtung war vom Feinsten.  Vielleicht ein winziges, kaltes Getränk? Nur kurz? Soweit der Plan.

Die Bar hatte eine tolle Promo!-Aktion: „Cocktails – buy 1, get 1 free“. Nun denn. Wir bestellten zwei Caiprinhas, die leider aus Gründen, die wir nicht recht verstanden, nicht erhältlich waren. Ein zweiter Blick in die Karte: Dann halt einen Tequila Sunrise und eine Frozen Margherita. Statt zwei landeten insgesamt vier knallbunte Gläser auf dem knallbunten Tisch. Wir zuckten mit den Schultern, wippten mit dem Fuß zur viel zu lauten Musik – und bestellten eine Portion Potatoe Wedges. Nur so zur Sicherheit. Und dann noch einen Screw Driver, der ebenfalls seinen Zwillingsbruder mitbrachte.

In sehr gelöster Stimmung und im Besitz der nötigen Bettschwere traten wir den Rückweg zum Hotel an. Kein Wunder nach drei Cocktails pro Person! Bei extrem hoher Verkehrsdichte stolperten wir im Dunkeln über vollkommen zerstörte Bürgersteige, vorbei an einer DHL-Dependance, einem sich am Straßenrand erleichternden Taxifahrer und zahllosen Marktständen bergan. Wir schafften es.

Wir fielen auf dem Zimmer unmittelbar in einen todesähnlichen Schlaf. Als der Wecker klingelte, fühlten wir uns recht gut erholt. Das ausgezeichnete Frühstück tat sein Übriges. Wie wir dem Bewertungsheftchen entnehmen konnten, hieß der Hotelmanager Ben Hur (Okeeeehhh… Er hieß Benhur, aber das sind ja Petitessen…). Es gab allerdings kein Wagenrennen.

Man brachte uns mit einem Transfer zum Fähranleger, wo wir von einer außerordentlich netten Angestellten aus des Gatten Tauchbasis bereits erwartet wurden. Nach etwas Wartezeit, in der wir von Drogenspürhunden beschnüffelt wurden und uns freuten, dass nun nur noch eine überschaubare Zeitspanne uns von unserem ersten Ziel trennte, bestiegen wir die Fähre nach Bohol. Eine Schnellfähre, die uns in zwei Stunden an den Fähranleger in Tagbilaran bringen würde.

Vor dem Start gab es noch ein Gebet auf der Leinwand. Dann ging es los. Sogar für den Gatten war die Überfahrt erträglich. Wir wurden abgeholt. Und nochmals zwei Stunden später waren wir dann endgültig angekommen und wurden mit dem weltbesten Mango-Smoothie begrüßt. Eiskalt.

An Tauchen war an diesem Tag für den Gatten aber leider nicht mehr zu denken. Wir packten die Koffer aus, vergrößerten unseren ökologischen Fußabdruck per Klimaanlage und kamen dann auch endlich wirklich an. Herrlich!

Unsere Unterkunft – das Sunset Dive Resort in Basdio (zwischen Guindulman und Anda) – hielt, was der Name versprach: Es gab einen veritablen Sonnenuntergang vor unserer Terrasse. Vor dem Sonnenuntergang drehten wir noch eine Runde übers Gelände und orientierten uns ein wenig.

Und dann gab es auch bereits das erste Abendessen: eine ausgesprochen köstliche klare Gemüsesuppe, kleine Schweineschnitzel mit Ananas (vom Gatten kurzerhand Schwein Hawaii genannt) und einen Flan. Dieser erste Abend auf Bohol klang mit einem eiskalten Bier im Neoprenanzug – das Bier, nicht wir – auf der Terrasse aus. Durchatmen!

Und jetzt versuche ich mal, meinen Jetlag halbwegs in den Griff zu bekommen. Es hat von unserer Abfahrt in Sipalay immerhin ganze 32 Stunden gedauert, bis wir zu Hause waren. Dazu die sechs Stunden Zeitverschiebung. Und ziemlich wenig Schlaf im Flieger. Eigentlich müsste gefühlt jetzt bereits die Sonne extrem farbenprächtig untergegangen sein und wir säßen bei 30 Grad beim fremdgekochten Abendessen.

Stattdessen ist es Mittag, bewölkt und meeresrauschenlos. Und da wir heute Morgen auf dem Weg vom Flughafen nach Hause spontan einen Zwischenstopp beim Spargelstand eingelegt haben, wartet auch noch die erste Ladung Spargel der Saison auf ihre Zubereitung. Das musste allerdings einfach sein. Zu groß war die Gier.

Mehr zum Urlaub dann in den nächsten Tagen. Versprochen.

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