Vom eigenen Argument erschlagen

Den bequemen, eisfreien Carportplatz hatte ich mir ja in den vergangenen Jahren stets konsequent mit dem Argument „Das bessere Auto steht im Carport“ unter den Nagel gerissen und mit Messern und Klauen verteidigt. Blöderweise hat seit kurz vor Weihnachten der Gatte „das bessere Auto“. Verdammt! Und so kommt es nun, dass mein armes, schutzloses Puntili auf den Stellplätzen steht, allnächtlich bei zweistelligen Minusgraden nach allen Regeln der Kunst und von allen denkbaren Seiten zufriert und morgens stets mühsam enteist werden muss.

Ich bilde mir jetzt ein, dass das Frühsport ist. Und sicher ausnehmend gut geeignet, das stetig gezüchtete Winkfleisch an den Oberarmen deutlich zu reduzieren. Das gibt mir Kraft. Irgendwie jedenfalls… Gut auch, dass ich zumeist sehr knapp dran bin, und dann wie eine Besessene an allen Scheiben herumkratze, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Hilft auch…

Pünktlich zurück ist dagegen schwieriger. Wenn der Stau schon bei der Abfahrt von der Mombacher Straße beginnt, rückt der Feierabend erstmal in unerreichbare Ferne. In diesem Stau – dem auf dem Foto – riss mich dann kurz vor dem Mombacher Kreisel auch noch ein dumpfer Aufprall aus meinen Gedanken. Blick in den Rückspiegel! Das Gesicht des Mannes im BMW hinter mir ist hell erleuchtet dank Handydisplay. Hektisches Tippen. Wahrscheinlich Auffahrunfall-Live-Ticker. Na super!

Als die Ampel wieder rot wird, steigen wir beide aus, um den potentiellen Schaden zu begutachten. Nix passiert. Puh! Kommentar BMW-Fahrer: „Da haben wir ja nochmal Glück gehabt!“ Ääääh… Wie meinen?! Ich antwortete beherzt: „Von uns hat nur einer Glück gehabt – und das bin nicht ich.“ Staus machen mich zur Bestie. Für einen BMW-Fahrer mit Wiesbadener Kennzeichen war der Mensch übrigens nicht mal abgrundtief böse. Egal!

Eigentlich hätte ich das alles schon wissen müssen, als mein Blick vor der Abfahrt aus Mainz das Kennzeichen des neben meinem abgestellten Autos in der Tiefgarage streifte:

Klar, ne?! Aber jetzt Schluss mit dem Auto-Thema. Gibt ja wirklich Interessanteres.

Zum Beispiel meinen gerade beginnenden Heuschnupfen. Schlägt bei mir nur auf die Augen. Nicht so schlimm, weil es ja schließlich dagegen passende Präparate der forschenden Pharmaunternehmen gibt. Freitag ging es gar nicht mehr. Und ich war sicher, dass da irgendwo in meinem Rollcontainer noch Augentropfen sein mussten. Ich fand sie. Ich tropfte enthemmt los. Als ich wieder sehen konnte, fiel mein Blick aufs „Verfallsdatum“. 01/2013. Guuut… Vier Jahre abgelaufen…

Ich wartete kurz auf erste Anzeichen des Erblindens. Nix passierte. Beziehungsweise die Tropfen halfen. Alle drei Stunden. Vier Jahre nach Ablauf des MHD! Ein Witz. Ich erlaube mir, mich in meiner Meinung bestätigt zu fühlen, dass es sich beim MHD ohnehin nur um einen Marketinggimick handelt.

Toller blauer Himmel in der Mainzer Neustadt übrigens in den vergangenen Tagen. Wenn da nur nicht dieses „Alles gut!“ gewesen wäre. Es schaffte es in dieser Woche offiziell ins Teambesprechungsbullshit-Bingo. Wo kommt das plötzlich her?! Jeder Depp benutzt es. Irgendwann springe ich reflexartig jemandem an die Gurgel, der behauptet, dass „alles gut“ sei – nur um ihm zu zeigen, dass das keineswegs so ist. Grrrrrr…

Seit gestern Abend habe ich übrigens keine Heuschnupfenbeschwerden mehr. Ob das am ausbleibenden „Alles gut“ liegt? Oder vielleicht daran, dass ich mir Chili in meine entzündeten Augen gerieben habe?! Oder – und das wäre wirklich super! – an einer Büroallergie. An einem Ort, der einen krank macht, darf man sich doch sicher aus medizinischer Sicht nicht länger als unbedingt nötig aufhalten, oder?!

Vielleicht liegt es auch an der laufenden Session. Und vielleicht vertrage ich einfach die rot-weiß-blau-gelbe Farbkombination der bedrohlich aufziehenden Fassenacht nicht. Die Römerpassage bzw. jetzt „Narhalla-Passage“ erschreckte mich am Donnerstag sogar ein wenig. Ich werde das beobachten. Mit Argusaugen sozusagen.

Bevor wir jetzt gleich zum Essen kommen, noch kurz ein Zwischenstand meiner „Ich entrümpele“-Aktion: In der ersten Woche brachte mir das etwa 130,- EUR ein. Und ich schwöre: Ich bestelle das neue Handy erst, wenn ich den gesamten Kaufpreis zusammen habe. Auch wenn die SpiderApp sich von Tag zu Tag verschlimmert. Immerhin ist dann eine Menge Regalplatz frei. Und ein Handy nimmt ja relativ wenig Raum ein.

Habe mich übrigens für den Nachnachfolger meines derzeitigen Handys entschieden. Mit Leica-Kamera. Vielleicht sollte ich doch noch abwarten, ob es das nächste Modell nicht vielleicht mit Hasselblad-Optik gibt…

Kommen wir zum Essen. Endlich. Die Woche war extrem fischlastig. Erstmal habe ich Balsamicolinsen gebastelt. Dazu gab es Selleriepüree und Zander. Das war super. An diese Art von Linsenzubereitung könnte ich mich gewöhnen. Bin eh der Sauer-macht-lustig-Typ. Da passt das.

Dann erwischte ich zwei herrliche Bachsaiblingfilets. Ich bettete sie auf nach Klink-Rezept marinierte Rote Bete und gönnte ihnen etwas Lauchpüree. Das war an einem Abend, an dem es flott gehen musste. An der Grünheit des Lauchpürees werde ich nochmal arbeiten müssen.

Der Saibling war pochiert in einem Sud aus Schalotte – gespickt mit Nelken und Lorbeer – und Salz, Pfeffer und Zitrone. Und absolut köstlich. „Lecker“ darf ich nicht mehr sagen, weil das beim Gatten die gleichen Gefühle auslöst wie „alles gut“ bei mir.

Die Rote Bete war in Olivenöl, Zitrone, Salz, Pfeffer und gemahlener Koriandersaat mariniert. Passte perfekt. So perfekt, dass ich gestern damit weitermachte.

Und wieder experimentierte. Eine Kollegin steht voll auf Kichererbsen aus dem Ofen. Kann man verstehen. Und die sind ja auch als Salatcrunch o.ä. perfekt geeignet. Einfach eine Dose vorgekochte Kichererbsen abtropfen lassen, in eine Tüte geben, salzen, pfeffern und etwas Olivenöl zugeben. Und dann nach Geschmack Paprikapulver und / oder Chili dazu – oder was sonst halt so passt. Ordentlich in der Tüte schwenken – und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech geben. Bei 200°C backen bis sie knusprig sind.

Und wo ich gerade bei Experimenten war, machte ich mich an einen Nachbau des ausgebackenen Fetas aus dem Griechenlandurlaub. Empfehlung: Keine YouTube-Videos anschauen. Kopflose Hände, die sinnbefreite Empfehlungen abgeben. Aber egal.

Ähnlich lustig in dieser Hinsicht: eine Seite aus der aktuellen, von einer Kollegin kopierten „Meine Familie & ich“:

„Clever einkaufen“. Soso… „Feta-Schnitzel mit Rote-Bete-Salat. Nun jaaaaa… Mal ganz abgesehen davon, dass die Rote Bete wie Blutworscht aussieht, sah ich beim Lesen der Zutaten irgendwie sagenhaft alt aus. „4 EL Panat“. Panat?! Watt isset?!

Ich gab schließlich auf und probierte selbst. Ich wollte Sesam. Mit war klar, dass das ohne Ei nicht ginge. Und ohne Mehl auch nicht. Panierstraße: Mehl – Ei – Paniermehl mit geröstetem Sesam vom Türken (sensationelles Produkt übrigens!) und den Resten der geröstete Haselnüsse vom Vortag. Schwupp! Einmal durchs Mehl, je zweimal durch Ei und Brösel – und dann in Olivenöl ausgebacken. Vorsichtig. Bei mittlerer Hitze. Köstlich!

Anschließend gab es Muscheln. Nach der bewährten Three-Chimneys-Methode. Perfekt. Auch ohne Brot zum Dippen. Und schließlich sind Muscheln ja auch voller Eiweiß und wissen nicht mal, was Kohlenhydrate überhaupt sind. Brave Muscheln!

Zum Dank töte ich heute die nächste Ladung. Läuft. Alles gut.

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4 Kommentare

  1. Ich habe noch einen halben Schrank voller gelb-grüner Durchhaltehelferkapseln, deren Verwendungsdatum irgendwann Mitte letzten Jahrzehnts abgelaufen sein müsste. Wenn also mal Bedarf besteht… ^^

    Im Ernst, bei angebrochenen Augentropfen hält die Konservierung nur beschränkt vor. Andererseits… solange sie klar sind und noch nichts ausgeflockt ist, wäre ich wohl auch zu geizig, neue zu kaufen. :cuapio:

    1. ich habe halt nicht drauf geachtet. und ohne lesebrille hätte ich es ohnehin nicht lesen können 😀
      ich bevorzuge diese „Ein-Dosis-Ophtiolen (EDO®)“ von berberil – und musste gerade feststellen, dass die nicht mal irgendein Konservierungsmittel beinhalten. oder?! 😀
      nehme ich wohl morgen besser mal ein paar frische portionen mit ^^

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