Als ich einmal eine Verabredung mit der grünen Fee hatte

Eins vorweg: Ich habe ihr widerstanden. Und ich bin jetzt irgendwie auch nicht mehr sehr gut auf sie zu sprechen. Wie das kommt? Ganz einfach. Bernd Siefert ist schuld!

Seitdem sich seine beiden „Sweet Gold“-Bände in diesem Haushalt befinden – ein Geschenk des Gatten übrigens -, kommt immer wieder in loser Reihenfolge das Gespräch auf ein bestimmtes Tortenrezept. Es heißt „Van Goghs Absinthkissen“. Den Gatten verlangte es sehr danach. Ich wollte es immer mal in Angriff nehmen, aber wie das so ist: Immer ist was.

Dieses Foto dient der Veranschaulichung zweier Dinge: Erstens kann man sich jetzt besser vorstellen, wie Van Goghs Absinthkissen aussieht, wenn es von jemandem hergestellt wurde, der es einfach kann. Und zweitens zeigt es, wie gradios man daran scheitern kann. Die Fotos meines Kissens folgen später.

Während der Herstellung hatte ich mehrmals Donald Trumps Stimme im Ohr: „Loser… Total loser…“ Und es war das erste Mal, dass ich komplett seiner Meinung war.

Das Problem mit dem Kissen begann bereits vor Tagen, nachdem ich mir die Zutatenliste angeschaut hatte. Alles vorrätig. Sogar Absinth stand schon bereit. Alles vorrätig – bis auf eine winzige Kleinigkeit: Weizenpuder. Ich machte mich schlau und fand heraus, dass es vom Hersteller eines Soßenbinders ein Produkt gibt, dass „Weizenin“ heißt. Problem: Es gibt es nirgendwo zu kaufen. Hätte ich es gleich am ersten Tag bestellt, wäre es noch früh genug gewesen, aber je mehr Läden ich abklapperte, desto unmöglicher wurde eine Bestellung. Am Ende hatte ich mehr in Benzin investiert, als die blöden Versandkosten betragen hätten, die mich so nervten.

Nach längerem Hin und Her entschloss ich mich, es durch Mehl und Speisestärke im Verhältnis 1:1 zu ersetzen. Wahrscheinlich war das nicht gut. Ich werde es erst wissen, wenn ich tatsächlich „Weizenin“ aufgetrieben und der Torte eine zweite Chance gegeben haben werde.

Als meine Masse fertig war und ich sie exakt nach Bernd Sieferts Anweisung auf ein Backpapier dressiert hatte, war die Welt noch halbwegs in Ordnung.

Gut… Das Foto ist total unterbelichtet und ich hatte auch nicht genug Abstände zwischen den Strängen gelassen, aber ansonsten war ich halbwegs zufrieden. Bis dahin jedenfalls.

Dann ging es ans Abbacken. Schien auch problemlos zu klappen. Beim Versuch, die erste Platte zum Auskühlen vom heißen Blech zu ziehen endete ich mit folgendem Ergebnis:

Krise! Große Krise! Ich steckte den nächsten Boden in den Ofen. Er gelang deutlich besser, d.h. man konnte ihn anschauen ohne zusammenzuzucken. Da noch reichlich Baisermasse übrig war, spritzte ich einen neuen. Und massenhaft Macarons und mittelgroße Böden. Ich beruhigte mich.

Und machte mich an die Herstellung der Absinthbuttercrème. Letzte Erkenntnis: Butter ist so leicht. Die schwimmt sogar in Absinth.

Mit der Füllmasse lief es eigentlich ganz ordentlich. Ich füllte sie in einen Spritzbeutel und brachte sie auf dem zweiten – schönen – Boden gleichmäßig unter. Währenddessen wurde der dritte – der Ersatzboden – etwas zu dunkel. Das war der Moment, in dem ich am liebsten die Absinthflasche angesetzt und mir anschließend ein Ohr abgeschnitten hätte. Ich tat es nicht, denn erstens wäre ich nach einem Schluck Absinth am zehnten Tag meines Fastens vermutlich innerhalb von Sekunden umgefallen und hätte anschließend den Magen ausgepumpt bekommen müssen, und zweitens brauche ich meine Ohren noch. Die Lesebrille hält ja sonst nicht mehr.

Ich wartete, bis der dritte Boden abgekühlt war. Ich fand ihn – auch ohne Absinth – dann doch brauchbar und klappte ihn auf Van Goghs Absinthsandwich. Das mit der Kissenform hatte ja nun nicht ganz hingehauen.

Völlig überflüssigerweise brach mir dabei dann auch hinten noch eine Ecke ab. Ein Backversuch wie eine Seuche…

Bei der Rückkehr des Gatten zwang ich ihn, eins der Macarons zu probieren. Ich zitterte leicht. Er fand es „super“! Ich atmete tief durch. Ganz tief. Denn es ist ja eine Sache, wenn etwas Kacke aussieht, aber eine ganz andere, wenn es dann auch noch Kacke schmeckt. Wenigstens das! Puh!

Fest steht: Ich werde dieses verdammte „Weizenin“ besorgen. Und ich werde einen zweiten Versuch starten. So leicht gebe ich nicht auf. Und beim zweiten Versuch wird das alles viel einfacher. Dann faste ich ja nicht mehr. Und dann kann die grüne Fee mir in Krisen zwischendurch auch mal einen einschenken. Prost, Vincent!

Jetzt muss ich mir nur noch innerhalb der nächsten beiden Tage überlegen, was ich mit zwölf Eigelben mache… Jemand eine Idee?

10 Kommentare

  1. Ich hätte ja jetzt fast „Pastateig“ für die Verwendung der Eigelb gesagt. 😀

    Mit Absinth kann man auch backen? Interessant, ich habe ihn bisher nur getrunken, selbstredend mit dem abgefackelten Zuckerwürfel. 😉

    Ich harre übrigens gespannt Deiner Versuche mit dem neuen Nudelaufsatz für die KitchenAid. Den umschleiche ich nämlich auch schon virtuell. 🙂

    LG Nessa

    1. Wurde gestern mit Bucatini getestet. Klappt super, lässt sich aber etwas schwierig reinigen 😀 Detaillierter Bericht folgt. Diese Woche will ich noch die Rigatoni und vielleicht Spaghetti testen. Muss der Gatte halt täglich Pasta essen 😀

      1. Ich denke, das wird Dein Gatte überleben! Wenn es so leckere Pastavarianten gibt…

        Sind Bucatini in frisch hergestellt eigentlich auch so widerspenstig beim Essen? Gekauft sind sie nicht unbedingt meine Lieblingsnudeln, weil sie sich so schlecht aufwickeln lassen und dabei so eine Riesen-Sauerei machen.

        Auf den Bericht bin ich gespannt, also weiterhin fröhliches Testen.

        1. Ehrlich? Ich habe sie nicht auf volle Länge (24 cm war die Vorgabe) gebracht. Den Gatten nervt es, wenn er beim Essen die halbe Soße über den Tisch verteilt. Wenn sie nur halb so lang sind, sind sie wesentlich handlicher 😀

          1. Da kann ich ihn nur zu gut verstehen! 😀 Aus dem Alter, in dem man ungestraft und ungeniert derartig rumkleckern darf, sind wir längst raus. :-p Oder noch nicht alt genug… 😉

    1. Habe ich erst heute morgen gelesen. Echt lustig, der Ulle. Hat keine Ahnung, warum sie so distanziert war und den Abflug gemacht hat, präsentiert ab anschließend gleiche seine neue Freundin 😀

      Eierlikör ist natürlich prinzipiell eine geniale Idee. Aber der muss ja umgehend vernichtet werden und ich bin gerade in dieser Hinsicht indisponiert 😀

    1. Habe ewig überlegt. Maus hat ja keinen Kleber. Also habe ich mich für halb und halb mit Mehl entschieden.
      Pasta! Ich mache sie sonst mit Vollei, aber das ist eine sehr gute Idee. Werde die Hälfte des Restes jetzt zu einer Ziegenkäseeiscrème verarbeiten und morgen dann aus dem Rest Rigatoni machen. Danke! 😀

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