„Don’t lets start!“

Normalerweise  sollte es nicht erlaubt sein, dass man direkt nach dem Urlaub wieder mit acht Arbeitsstunden in den langweiligen Büroalltag einsteigen muss. Nach drei Wochen sollten erstmal ein paar Tage mit langsam steigender Stundenzahl eingeschoben werden, damit man sich wieder ans Büro (und an die Kollegen) gewöhnen kann. Aber nichts da! Heute morgen warf man mich kopfüber ins kalte Wasser…

Was soll man sagen? Es war wie immer am ersten Arbeitstag nach einem längeren Urlaub. Die eine Seite des Schreibtischs war mit abgeschlossenenen und noch offenen Vorgängen flächendeckend beschichtet. Meine Vertretungskollegin ist der Meinung, dass es reicht, wenn sie das Nötigste tut, und dann die doofen Ablage- und Kontrollaufgaben einfach für mich liegen lässt. O.k. – nichts Neues. Es dauerte auch nur bis 14 Uhr, mich durch den Berg zu wühlen, zu sortieren und „vom Tisch zu schaffen“. Lustig, dass immer eine Reihe komplizierter Fälle liegen bleibt, die mit den Worten „Das kam alles am Freitag kurz vor Feierabend“ übergeben wird, obwohl die Faxkopfzeilen eine ganz andere Sprache sprechen.

Etwas später bat sie mich, ihr einen Straßennamen zu buchstabieren, den sie nicht entziffern konnte. „Mahatma Gandhi Street“ – „Mmmmhhh…“ – „Wie Mahatma Gandhi. Den kennst du doch!“ – „Nö.“ Sie hat ihn dann falsch geschrieben… Würde er seit Jahren ein trauriges Dasein auf der FC Bayern München-Amateur-Ersatzbank fristen, hätte sie ihn gekannt. Todsicher!

Zu allem Überfluss funktionierte der Kaffeeautomat nicht. Ein deutlich größeres Problem als die Falschschreibung des Namens irgendeines doofen Inders. Das sind ja soviele. Die kann man ja nicht alle kennen! Aber das mit dem Kaffee. Das war blöd. Wirklich blöd! Die Kantinenfrau produzierte Ersatzkaffee aus der Pumpkanne, aber der war nicht satisfaktionsfähig. Die verzweifelte Hoffnung auf ein frühes Erscheinen des Kaffeeautomatentechnikers erwies sich als sinnlos. Er kam einfach nicht. Verdammt!

Dann kam die Mittagspause – sogar recht flott! Wenn man bis zum Hals in Arbeit steckt, vergeht die Zeit ja immer ziemlich schnell. Ich wurde von meiner Lieblingskollegin auf den neuesten Stand gebracht. Wichtig! Innerhalb von drei Wochen ergeben sich unendlich viele Fettnäpfchen, in die man ohne gescheites Briefing natürlich voll reinlatscht. Ich zumindest. Einigermaßen vorbereitet trudelten wir wieder im Büro ein, wo uns eine „wichtige Mitteilung“ avisiert wurde. Es standen einige Umstrukturierungen an, die uns mit großer Freude erfüllten. Mit sehr großer Freude.

Die Freude war so von der „Sekt her!!!! Viel Sekt!!! Sofort!!!“-Art. Das Dumme war, dass wir uns diese Freude blöderweise nicht anmerken lassen durften. Manchmal sagen Blicke mehr als Worte.

Der Rest des Tages verging dann ohne größere Aufregungen, aber in tiefer innerer Glückseligkeit. Meine Kollegin warf mir ab und zu einen „Ja! Ja!! Ja!!!“-Blick zu, auf den ich dann jeweils mit einem „Strrrrike!!!“-Blick antwortete.

Auf dem Weg zum dringend nötig gewordenen Läufchen mit Heike warf ich übermütig eine They might be giants-CD ein. Mit Autorepeat. Und dann sang ich jeweils schallend meine Lieblingsstelle mit – war ja keiner mit im Auto und ich hatte vorsorglich die Fenster geschlossen:

„No one in the world ever gets what they want and that is beautiful
Everybody dies frustrated and sad and that is beautiful.“

Perfekt für den ersten Arbeitstag. Morgen kommen übrigens die Duschkabinen. Es gibt also endlich mal wieder echte Baunews. Und Fotos.
Autorepeat!

„No one in the world ever gets what they want and that is beautiful
Everybody dies frustrated and sad and that is beautiful.“