Indurain trifft Murmeltiere

Der letzte Tag. Mmmhhh… Der Bauherr bechloss sich auf eine Zeitreise ins Jahr 1989 zu begeben und es Miguel Indurain auf der 9. Etappe der TdF nach Cauterets (Remember?!) nachzutun.

Sein Timing war ähnlich perfekt – zwar war kein Verfolger auf 26 Sekunden an ihn herangefahren, aber dafür ein Gewitter. Es blieb gerade noch Zeit, das Rad in den Kofferraum zu packen und sich mit einem beherzten Sprung ins Auto in Sicherheit zu bringen.

Und wieder einmal saßen wir in unserem pharisäischen faradayschen Käfig fest und warteten auf das Nachlassen eines Regenschauers.

Irgendwann klarte es wieder auf und wir konnten das Auto verlassen. Zum Lac de Gaube konnte man mit einer Kombination aus Seilbahn und Sessellift gelangen. Beim Umsteigen war klar, dass wir uns den Pont d’Espagne anschauen wollten.

Drei Wasserfälle treffen sich praktisch an einer Stelle. Die Brücke führt über den Zusammenfluss. Leider war es zu diesem Zeitpunkt immer noch recht bedeckt, sodass die Fotos mal wieder nicht zu den Highlights gehören. Als wir am Lac de Gaube ankamen, hatte sich das allerdings deutlich geändert. Strahlender Sonnenschein!

Was ich bisher noch nicht erwähnt habe: Als Aufgabe für diesen Urlaub war mir im Vorfeld aufgetragen worden, ein Murmeltier zu fotografieren. Bisher hatten wir wohl welche gehört, aber noch keins gesehen. Sicherheitshalber hatte ich deshalb in Gavarnie an einem Andenkenstand ein Foto gemacht, um nicht mit völlig leeren Händen bzw. Speicherkarten zurückzukehren.

Für heute war uns wieder eine Chance avisiert worden. Am Lac de Gaube sollte es welche geben. Blöderweise verhinderten dies jedoch drei Arbeiter mit Presslufthämmern, die am Seeufer riesige Felsen zerlegten. Da blieben die Marmottes offensichtlich lieber gleich weg. Grrr!

Wir liefen bis zur anderen Seite des Sees, aber es zeigte sich immer noch keiner dieser possierlichen Pyrenäenbewohner. Nicht mal ein Adler kreiste auf Beutesuche. So blieb dann nur eins: ein Besuch im „Parc Animalier des Pyrénées“ in Argelès-Gazost. Und der Besuch lohnte sich – nicht nur wegen der Marmottes. Sogar der tierparkabgeneigte Bauherr war äußerst angetan.

Die Tiere bewegten sich größtenteils frei auf einem riesigen im Hang angelegten Gelände und machten allesamt einen irgendwie glücklichen Eindruck.

Die Murmeltiere waren so zahm, dass sie sich von Kindern aus der Hand füttern ließen, und hatten gerade massenhaft Nachwuchs. Sogar Hugo traf Verwandte. Mehr Fotos im Ordner und später bei Flickr.

Vom Tierpark aus fuhren wir gleich zum Abendessen. Der Bauherr hatte in weiser Voraussicht einen Tisch reserviert, was sich schließlich als sehr richtig erwies. In den winzigen Gastraum der „Auberge de l’Arrioutou“ hätte nicht mal mehr ein Kleinkind zusätzlich gepasst.

Unser Hausherr hatte uns erzählt, dass die Auberge mehr oder weniger zufällig zum Restaurant geworden war. Anfangs hatte man von der Landarbeit und vom Viehhüten ins Dorf zurückkehrende Anwohner, später dann auch Wanderer verköstigt.

Die Portionen der regionalen Hausmannskost – und auch die Preise – schienen jedoch nie angepasst worden zu sein. Wir nahmen beide jeweils das Menue für € 19,- und waren am Ende praktisch noch im Flugzeug satt.

Was es gab? Zuerst eine „Garbure“, eine Gemüsesuppe mit Kartoffeln, weißen Bohnen und Speck. Davon stellte man gleich eine riesige Schüssel zur Selbstdienung vor uns. Man hätte eigentlich bereits zu diesem Zeitpunkt die weiße Fahne schwenken können. Wir beließen es bei zwei Tellern.

Es folgte der Programmpunkt „Pâté, Jambon du Pays“. Eine Platte mit Schinkenscheiben und Pâté landete gemeinsam mit einem Brotkorb auf dem Tisch. Allein die Schüssel mit Pâté hätte zur Sättigung einer siebenköpfigen Familie locker ausgereicht.

Anschließend folgte das „Filet de truite“ – köstlich zubereitet mit Mandelblättchen und Soße und perfekt gegart. Und als wäre das alles nicht längst genug gewesen, wurden jetzt „Grillades (mounton ou saucisse)“, „Pommes à étouffée“ und eine Schüssel „Salade“ aufgetragen. Den Salat ignorierten wir gleich gekonnt, von den Bratkartoffeln schafften wir etwa ein Drittel – schließlich mussten wenigstens Lamm und Wurst gewürdigt werden. Beides super gewürzt und sehr lecker.

Da wir ja nun in Frankreich waren, folgte ein „Plateau de Fromages du Pays“. Wir schwitzten. Heftig. Doch als anschließend noch ein Stück hausgemachter „Tarte au Myrtilles“ vor uns gestellt wurde, schafften wir irgendwie – keiner weiß, wie – auch die noch. Das war gut, das war solide, das würde ich sofort wieder machen – aber nicht jeden Abend. Bitte nicht!

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