Krank im Paradies

Ich mag nicht unendlich jammern, aber das ist mir jetzt echt zum ersten Mal passiert: total krank im Urlaub. Verdammt! Die nächsten Tage verbrachte ich im Prinzip abwechselnd lesend im Liegestuhl auf der Terrasse oder im Bett – je nachdem, ob es regnete oder nicht. Dank der nicht gerade perfekten Wetterlage hielt sich der Ärger in Grenzen. Blöd war es trotzdem. Dr. Bayard leistete mir Gesellschaft.

Und während ich drei Bücher las, die ich eigentlich nur „zur Sicherheit“ mitgenommen hatte, bewanderte der Chef allein die Insel, löste Vodafone-Probleme mit portugiesischen Handykarten und holte jeden Morgen die Brötchen.

Zu den Brötchen lässt sich übrigens folgendes sagen: Sie sind riesig. Der Teigklumpen, aus dem sie entstanden sind, dürfte allerdings deutlich kleiner sein als der eines bundesdeutschen Vollkornbrötchens. Nennen wir ihre Beschaffenheit einmal „fluffig“. So groß die Brötchen sind, so klein sind die Biere.

Der beste Gatte von allen hat es sich ja nun bekanntermaßen zum Ziel gesetzt, die regionalen Biere zu testen, wo auch immer wir uns gerade befinden. So eine Hopfenkaltschale ist ja nach einer schweißtreibenden Wanderung aus dem Kühlschrank auch äußerst erfrischend. Peinlich allerdings, wenn man drei Flaschen Bier trinken muss, um auf die Flüssigkeitsmenge einer deutschen „Granate“ zu kommen. Jedenfalls annähernd.

Sehr beliebt auf den Azoren – und damit wahrscheinlich auch in Portugal – sind 200-ml-Fläschchen. Süß. Wirklich. Aber irgendwie witzig. Die regulären, aber schwer erhältlichen „Sagres“-Flaschen enthalten übrigens 0,25 Liter.

Zu bemerken wäre an dieser Stelle die Erkenntnis, dass die Portugiesen zwar kein Bier können, aber dafür mühelos die Kunst der perfekten Trinktemperatur beherrschen. Nie wich ein gekauftes Bier auch nur um ein Grad von dem ab, was als angenehm angesehen werden kann. Weder nach unten, noch nach oben.

Bleiben wir mal beim Getränkethema. Eine einsame Chef-Wanderung war in völliger Durchweichung geendet, ich war nach wie vor angeschlagen. So beschlossen wir, den Dienstag für Besichtigungen der São-Miguelschen Tee- und Likörfabrikation zu nutzen. An den Tee sollte sich eine leichte Wanderung anschließen. Es blieb dank plötzlich einsetzenden Regens beim Versuch.

Immerhin hatten wir Europas einzige Teeplantage besucht. „Chá Gorreana“ ist ein Familienbetrieb, der mitten in Teefeldern liegt. Führungen gibt es nicht. Man marschiert einfach fotografierend durch die Produktionshallen, während um einen herum, fleißige Arbeiterinnen unbeirrt ihren Pflichten nachgehen. Der Tee schmeckte super. Wir erwarben einige Beutel.

Von der Teefabrik ging es weiter zur Likörfabrik „Mulher de Capote“. Auch hier gab es eine Verkostung. Der extrem beliebte Maracujalikör, der gerade von Hand mit Etiketten versehen wurde, war nicht ganz so unser Ding.

Im Koffer landeten dann aber einmal Anis- und einmal Kaffeelikör. Da wir die Toleranz der SATA bereits beim Hinflug auf eine harte Probe gestellt hatten, hofften wir ab diesem Tag inständig, dass es dadurch nicht zu horrenden Übergepäckgebühren kommen würde.

Wo wir schon einmal in Ribeira Grande waren, gönnten wir uns jeweils noch zwei Pingado und zwei Café in der „Let it be“-Snackbar mit Meerblick. Da Kaffee offenbar zum Grundbedarf des durchschnittlichen Portugiesen gehört, liegt der Preis für Café – d.h. einen Espresso oder Pingado etwa bei 0,50 bis 0,70 EUR – je nach Lage des Cafés. Und der schmeckte. Aber wie!

Einmal in meinen hinfälligen ersten Urlaubstagen schaffte ich dann abends auch noch den Weg zum Caloura Grill. Diesmal gab es Thunfisch. Und eine Maracujacrème zum Abschluss.

Am nächsten Tag unternahm der Reiseleiter wieder eine einsame Tour – in der Hoffnung, dass mich ein weiterer Ruhetag einigermaßen wiederherstellen würde. Weit gefehlt. Ich war immer noch schlapp. Aber das Wetter war auf meiner Seite. Großartige Pläne wurden durch Regen ohnehin zunichte gemacht.

Beim dritten „Caloura Grill“-Abend gönnten wir uns Gambas als Vorspeise, obwohl der Chef nach wie vor mit den regionalen Lapas liebäugelte, sich aber nicht so recht entscheiden konnte. Dazu gab es Dorade bzw. Bluefish. Der Juli war zu Ende – und am kommenden Morgen wartete der August mit prächtigem Wetter auf. Und meine Erkältung verzog sich freundlicherweise auch so langsam. Danke, Erkältung!

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