Raja Ampat: Wie das Leben sein sollte – oder: „Lazy and Shy“

Vorab: Das wird diesmal eine etwas andere Urlaubsrekapitulation als sonst. Nicht Punkt für Punkt. Nicht wirklich chronologisch. Der Urlaub war nämlich auf eine wohltuende Art ereignislos. Damit meine ich: Eigentlich passierte nichts. Wunderbar ruhige Tage. Und doch passierte so viel. Allein schon die Tatsache, dass man abends im Bett nicht über Dinge, die am nächsten Tag schief gehen könnten, nachdenken musste, war eine große Erleichterung. Gut… Ich hatte meine Kameras ja auch bereits zu Beginn des Urlaubs getötet…

Ansonsten hatte ich keinerlei nennenswerte Verantwortung. Niemand wollte etwas erklärt bekommen. Niemand bat um Unterstützung. Es brach keine Krise aus, die nach sofortigem, entschiedenem Eingreifen verlangte. Nichts! Perfekt!

Trotzdem waren die Tage nicht eintönig, sondern immer wieder neu und aufregend. Im Kleinen. Unser „normaler“ Tagesablauf bestand aus mehreren Fixpunkten: Sonnenaufgang. Früh frühstücken, weil der Gatte zeitig zum Tauchen abgeholt wurde. Schwätzchen halten. Ein erster und eventuell ein zweiter Schnorchelgang für mich. Wieder ein Schwätzchen – diesmal mit Edo oder mit Edo und Nona, die immer um die ähnliche Zeit den Bungalow in Ordnung brachten. Einen Kontrollblick auf den kleinen Schwarm Needle Fishes werfen, der jeden Tag exakt zur gleichen Zeit vor unserer Terrasse auftauchte. Rückkehr des Gatten. Mittagessen. Den Steg und die Mangrove entlang laufen. Wieder schnorcheln. Dabei nachschauen, ob die Bat Fishes wie gewohnt unter dem Jetty herumtrödelten. Bisschen Fotos durchschauen und bearbeiten. Möglicherweise nochmals schnorcheln. Die Hunde – Nero und Meg – begrüßen. Sonnenuntergang. Abendessen. Anschließend noch im Restaurant sitzen und reden. Mit anderen Gästen. Oder mit Andy. Oder mit Esni. Oder mit allen gleichzeitig. Schlafen.

Das waren die Dinge, die sich täglich wiederholten. Und sie waren gut. Trotzdem gab es jeden Tag Neues. Und Aufregendes. Im guten Sinne. Ohne Stress.

Jeder Tag hatte ein Highlight. Mindestens eins. Oft mehrere. Ich hab‘ jetzt mal nur eins pro Tag rausgesucht. Es gelang mir auch nicht, alle Highlights zu fotografieren. Für den Walking Shark und den Eagle Ray war ich nicht schnell genug. Was ich damit sagen will? Es war nie langweilig. Wir – und damit meine ich erstmal uns und auch die besten Urlaubsnachbarn aller Zeiten – entdeckten ununterbrochen tolle Sachen. Wir zeigten sie uns gegenseitig. Egal, ob es ein monströser Grashüpfer, ein Schwarm von „One Million“ Fishes (mindestens!), der Walking Skark in der Mangrove, die Sugar Gliders im Baum beim Abendessen, eine unbekannte Frucht, ein toller Fisch, eine Eidechse oder eine Gottesanbeterin war. Wir waren aufgeregt wie die Kinder. Täglich.

Und das war vermutlich auch das Entspannende: Man ging ins Bett ohne die leiseste Ahnung, wie der nächste Tag werden würde. Keine Termine, keine Planungen. Ja, o.k. mal ein Ausflug, den man am Vortag verabredet hatte. Aber ansonsten freute man sich auf den Tag, denn man konnte sicher sein: Er würde Angenehmes und Spannendes bringen. So muss das als Kind gewesen sein. Und deshalb war man da auch nie gestresst.

Gut. Eins fand allerdings dann niemand von uns bis zum Ende des Urlaubs: die legendäre, viel besprochene Coconut Crab. Ich bin nicht traurig. Ich wollte sie eh nicht sehen. Für alle anderen war es ein echter Backlash.

Was ich auch verpasst habe, war allerdings das KusKus. Der Gatte hat es ansatzweise im Baum gesehen, nachdem uns die Küchenmädels darauf aufmerksam gemacht hatten. „Do you like KusKus?“ Ich dachte, es ginge um Essen. Stupid me! Am Ende des Abends standen alle mit Taschenlampen unter den Kokosplamen und lauschten dem Geraschel des KusKus bis es verstummte. Wir googleten. Es wurde als „lazy and shy“ beschrieben – und das war dann schließlich unser Motto bis zum Ende des Urlaubs.

Und ich spendiere noch drei Handyvideos von Momentaufnahmen: tropischer Regen, Vogelgezwitscher am Morgen, Fledermäuse am Abend.

Da ich ja zwischendurch aufgrund meiner Verbrennungen auf der Rückseite (crunchy and crispy) nicht ins Wasser konnte, fuhr ich zwar beim Ausflug nach Sauwandarek mit, ließ aber die Schnorchelgänge aus. Lustiger Ort. Leider völlig shoppingungeeignet. Ich ahnte es: Ich würde niemandem etwas aus dem Urlaub mitbringen können. Das war allerdings ein Problem, das sich locker bis zur Rückkehr verdrängen ließ.

Als unsere Nachbarn eine Woche vor uns abreisten, standen wir alle am Steg und winkten dem Boot nach. Wir vermissten sie in der letzten Woche sehr. Nick hatte mir seine Zweitkamera mit Unterwassergehäuse da gelassen. Wer hätte so etwas getan?! Genau! Niemand. Ich habe sie heute verpackt, um sie ihm zurück nach England zu schicken.

Dann kam wieder der Fantasy Island-Moment. Kennt diese Serie aus den siebziger und achtziger Jahren noch jemand? Es läutete zwar niemand die Glocke und rief enthusiasmiert „Da Plane! Da Plane!“, aber beim Eintreffen neuer Gäste war das immer so ein wenig, als ob in einer abgeschiedenen Welt neue Charaktere auftauchten. Manchmal war das gut. Manchmal nicht.

Am Tag als die Nachbarn abreisten wurden gleich alle Bewohner außer uns ausgetauscht. Drei Tage später unternahm ich mit den neuen Nachbarn aus dem Strandbungalow – Eltern und zwei Kinder – einen zweiten Versuch, Mantas zu sehen. Die vier hatten einen Trip gebucht und fragten, ob ich mich anschließen wolle. Da der Gatte den kompletten Tag über tauchte, fiel die Entscheidung leicht. Es ging zur Manta Ridge, nach Yenbuba, zum Cape Kri und zum Cape Mansuar.

Auf dem Rückweg hielten wir am Pasir Timbul, einer riesigen Sandbank (bei Niedrigwasser natürlich) mitten im Meer. Wir legten kurz an und liefen ein wenig durch den weißen Sand. Hier muss ich unbedingt nochmal mit einer Kamera hin. Das Handy bringt einen da nicht wirklich weiter.

Die Mantas – Oceanic Mantas – waren nochmal ein echtes Highlight. Ich war allerdings derart hin und weg, dass ich die Fotos praktisch alle versaut habe. Sie zu sehen, war wirklich ein Traum. Und die anderen Schnorchelspots an diesem Tag ließen auch keine Wünsche offen. Es wimmelte nur so von spannenden Fischen. Sorry für die Fotoeskalation!

Es folgt noch ein vierter und letzter Teil. Ich arbeite mich immer noch durch die Fotos. Und dann gibt’s auch Essen und Rezepte.

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