„Liebe Mrs. Flax, …

… Sie sind mir 100-mal lieber als ein Mensch, der einem ins Gesicht lacht, und hinterrücks sagt, was für ein A**** ich bin.

Sie haben zu Ihrer Kollegin in der Arbeitsverteilungsdebatte gesagt, dass Sie ihre Fresse nicht mehr sehen können. Und ihre Scheiße nicht mehr hören können.

Auf einmal war im Büro der Teufel los. Wie kann man so etwas sagen? Alle schrien: ‚Kündigung!‘

Was war geschehen? Eine Sachbearbeiterin sagte ‚Scheiße‘ zu einer anderen Sachbearbeiterin . Sie haben es sich ins Gesicht gesagt. Sie haben es sich nicht hintenrum gesagt.

Das finde ich großartig.

PS: Noch großartiger finde ich, dass die geisteskranke Kollegin für ihre Überzeugung kämpft. Wir haben tolle Sachbearbeiterinnen im Büro. Die Geisteskranke ist eine.

Herzlichst,

F. J. Wagner

Wäre das tatsächlich so abgelaufen, stünde ich natürlich jetzt auf der Straße. Beziehungsweise dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung. Weil ich so wahnsinnig ‚toll‘ bin. Minderbegabte Politiker, die nach der „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!“-Methode verfahren, werden allerdings nun als Helden der freien Meinungsäußerung gefeiert. Wie meinen?!

Klar ist der Gedanke reizvoll, dem ungeliebten Gegenüber einmal unmissverständlich klarzumachen, wo der Hammer hängt, aber ist das wirklich ‚großartig‘?! Ich glaube nicht. Oder sind wir wirklich jetzt so weit, dass wir unser heimliches Augenrollen gegen öffentliches Schlammcatchen zu tauschen bereit sind? Und dass dann auch noch die unzivilisierten Protagonisten frenetisch bejubelt werden? Am besten noch bei RTL2 – vorab gecastet und dann mit der Super-Nanny als Ringrichterin, unterlegt von einem unqualifizierten und von sinnlosen Metaphern durchsetzten Kommentar von Béla Réthy?

Na, danke! Wie weit hat sich der Wagner-BILD-Mist eigentlich mittlerweile von dem entfernt, das man bis vor kurzem für existent hielt: zivilisiertes Benehmen, Sachdiskussionen und die unantastbare Menschenwürde. Aber offensichtlich wird das heute nur noch von Unterschichtlern und ewig gestrigen ‚Gutmenschen‘ erwartet. Für die selbsternannten Eliten gelten moralische Begriffe ja schon lange nicht mehr. Da gilt ohnehin nur noch: „Er / sie ist aber so wahnsinnig ‚erfolgreich‘. Da muss er / sie doch super sein…“. Dass die Betreffenden für genau diese Schamlosigkeit auch noch öffentlich beweihräuchert werden, ist allerdings neu.

… und damit habe ich noch nicht mal meine Meinung zu Pofalla und Bosbach gesagt. Aber dafür bin ich jetzt auch zu schwach. Ich „hau'“ mich aufs Sofa. Irgendwo müssen die Aggressionen ja hin nach einem langen und überaus stressigen Tag mit immer schlimmer werdenden Erkältungssymptomen.

4 Kommentare

  1. …wobei mir der gestrige F.J. Wagner („Liebe Amanda Knox“) noch wesentlich besser gefallen hat. Ich meine, „Lesben-Sex, Drogenrausch und Messer-Massaker, 43 Messerstiche“ mal schnell auf eine
    Stufe der abscheulichsten Unterstellungen gehoben, gleich die eigenen Unterstellungen „Eine Amerikanerin in Italien ist crazy. Die Luft, die alten Palazzi, die engen Gassen. Es gibt so viele
    Brunnen, wo man sitzt und Hasch raucht. Es ist auch die Sprache. Eine Amerikanerin in Italien ist immer berauscht. […] Ein hungriges Mädchen.“ hinterhergeschoben und sich dann nochmals mit
    unverhohlener Lüsternheit an den 43 „Messerstichen, vergewaltigt, mit gespreizten Beinen aufgefunden“ aufgegeilt – wer da wohl „immer berauscht“ und eindeutig „crazy“ ist, war selten so
    offensichtlich… Sogar ganz ohne Italien. 😀

    Gute Besserung noch – du hast es in einigen Tagen wenigstens schon hinter dir. :keks:

    1. also das mit dem frollein knox war mir echt zu krass. da stand ich fassungslos und konnte mich auch nur mit einem salbeilikör wieder desinfizieren 😀

      „hinter mir“ klingt so… so… endgültig… *schluck* 😀

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