„Mein Freund, der Baum…

… ist tot…“ Nein. Nicht ganz. Vorerst ist er nur wieder rot. Und dabei hatte ich so gehofft, dass er diesmal verschont bliebe. Stattdessen hat es dann gleich beide Weinbergpfirsiche getroffen. Blattschuss! Die Kräuselkrankheit. Ich hasse sie!

Krankheiten kann man ja nun prinzipiell ohnehin leicht hassen, aber in einem Augenblick, in dem man sich gärtnerisch noch waidwund vom Anblick des astlosen Mandelbäumchens zu einem Augenblick der Besinnung ins Unterholz (hier: Kirschlorbeer) zurückziehen möchte, trifft einen so ein ungesund rotes, kräuseliges Weinbergpfirsichblatt wirklich genau da, wo es weh tut. Nämlich genau überall. Aua!

Jeder Schnitt mit der Astschere tat weh. Das arme Ding. Es hat doch niemandem etwas getan. Harmlos steht es seit Jahr und Tag direkt vor der Terrasse. Gerade noch hat es so schön geblüht. Und jetzt das. Schweine-Kräuselpest!

Es nutzt alles nichts. Nach dem für morgen angekündigten Regen wird der Bauherr es Hand in Hand mit Chemiekonzernen für seinen weiteren Lebensweg präparieren. Das schockt mich mittlerweile nicht mehr, nachdem ich selbst vor zwei Wochen mit Schaum vor dem Mund, einer Giftspritze in der Hand und einem „Drecksäcke! Nehmt dies!“ auf den Lippen durch Lilien und Rhododendren gepflügt bin. Lilienhähnchen. Hässlich, dumm, nutzlos – und einer meiner Hauptfeinde im täglichen Kampf um den Garten.

Und dabei springt nicht mal ein „Lilien-Coq au vin“ raus. Die Dinger haben frecherweise nicht mal eine brauchbare Brust. Von den Schenkeln gar nicht erst zu reden. Ich hasse sie. Vor allem dafür, dass ich mittlerweile den Garten als eine Art Kriegsschauplatz ansehe.

Und mich dabei teilweise selbst nicht wiedererkenne. Dabei bin ich eigentlich ein Freund von friedlicher Koexistenz. Aber davon halten die Lilienhähnchen (und die Kräuselkrankheit und die Johannisbeerwespe und der Mehltau und die Monilia Spitzendürre und ihre zahllosen Freunde…) ja leider wenig.

Ja nun. Wer Krieg will, kann ihn haben. „If you toucha my Weinbergpfirsich, I’ll breaka your neck!“ Und das meine ich ernst. Todernst. Und ich fühle mich so, wie die Anwälte von Beate Zschäpe heißen: Stahl, Heer und Sturm. Und dann schäme ich mich natürlich sofort dafür, bis mein Blick wieder auf den armen, hilflosen, befallenen Baum fällt. Schluchz!

Um mich abzulenken beschäftigte ich mich Gedanken ans Abendessen. Da war noch Spargel im Kühlschrank. Und da waren noch Schnitzelchen. Und im Zuge der Nudelvorratvernichtungsaktion wählte ich dazu eine Packung Knöpfle aus. Immerhin habe ich ja beschlossen, erst wieder Nudeln zu kaufen oder herzustellen, wenn die Vorräte aufgebraucht sind. Die Vorräte… Kann dauern…

Da im Kühlschrank auch noch ein halbes Glas Kressepesto aus eigener Produktion lagerte, bezog ich das mal in meine Planung mit ein.

Den Spargel (rhoihessisch: Schparschel) schälte ich, schnappte mir die Hälfte der Stangen mit Spitze dran und plante sie als Schnitzelröllchenfüllung ein. Der Rest der Spargel musste nun aber auch irgendwie noch einem gescheiten Verwendungszweck zugeführt werden. Und die Schalen. Und überhaupt…

Ich kochte erst die Schalen in ener Wasser-Salz-Zucker-Mischung aus, goss sie ab, kochte im „Spargelwasser“ die überflüssigen Abschnitte aus, goss sie ab – und gab schließlich die zu rollenden Stücke nochmal für gute zehn Minuten in den Fond. Derweil sterilisierten drei Gäser im Dampfgarer vor sich hin, die im Abschluss an die ganze Aktion befüllt wurden. Die brauche ich sicher demnächst mal.

Die Schnitzel wurden geklopft. Nicht nochmal getötet – nur geklopft! Mit Hilfe von Zahnstochern wickelte ich sie um jeweils drei Spargelstangen und befestigte sie mit einem Zahnstocher. Gesalzen und gepfeffert ging es dann ab in die Pfanne.

Dazu gab es die bereits erwähnten Knöpfle mit Kressepesto (Mjammm. Scharf…) und einem Löffel Frischkäse. Das war sehr, sehr lecker. Und es besänftigte mein aufgebrachtes Gärtnerherzchen. Ein letzter Blick auf einen der letzten, nicht befallenen Zweige des Pfirsichbaums im Abendsonnenschein. Wird schon… Grrrr!

 

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